Eltern bewegen sich in der Erziehung ihrer Kinder oft im Spannungsfeld zwischen Strafen und  Verwöhnen. Wo sollen und müssen sie Grenzen setzen, wo gewähren lassen und Entfaltungs-Freiraum geben?

Von Regula Lehmann

Gerade jüngere Kinder geniessen oft Privilegien, die den älteren nicht zugestanden wurden. Was bei den Älteren mit Konsequenzen geahndet wurde, wird bei Jüngsten leicht zur „Familienunterhaltung.  Alle lachen, niemand weist die kleinen Schelme in die Schranken. Was dazu führen kann, dass jüngere Kinder dann im Kindergarten oder in der Schule, wo sie keinen „Jüngstenbonus“ geniessen, grosse Probleme haben, sich einzufügen.

Verwöhnung findet da statt, wo Kinder mit einem Übermass an Zuwendung und Material überschüttet werden. Wo ihnen jeder Stein aus dem Weg geräumt und ihnen nicht zugetraut wird, dass sie Schwierigkeiten alleine meistern können.  Aber auch da, wo ihnen nichts zugemutet wird, sie nicht für das geradestehen müssen, was sie angestellt haben.

Nein, es sind nicht immer die Grossen, die schuld sind, wenn es Streit gibt. Die Kleinen verstehen es oft meisterhaft, ihre älteren Geschwister zu provozieren. Wo einseitig für die Jüngeren Partei ergriffen wird, lernen diese nicht, dass ihr Verhalten Konsequenzen hat, die ausgestanden werden müssen.

Hier gilt es, als Eltern aufmerksam zu beobachten und dem eigenen, oft unbewussten Überbeschützen der Kleinen auf die Schliche zu kommen. Und vielleicht darauf zu achten, auch bei den Älteren Kindern mal Fünf gerade sein zu lassen oder über einen Unfug zu lachen, statt zu schimpfen. Bei jüngeren Kindern liegt der Fokus darauf, dass auch sie lernen, Pflichten zuverlässig zu erledigen und von Anfang an ihren Teil an Mitarbeit im Familiengefüge beizutragen.

Falsche Schonung schadet Kindern mehr, als es uns Eltern oft bewusst ist. Gesunde Forderungen machen Kinder lebenstüchtig und stärken das Selbstwertgefühl. Dass etwas vom Kind erwartet wird, zeigt ihm, dass es gebraucht wird, einen Platz auszufüllen hat. Gesunde Erwartungen statt übermässiges Schonen. Damit Kinder zu starken Menschen heranwachsen.