Die freien Tage am Ostersonntag und Ostermontag nutzen viele für einen Ausflug oder einen ausgedehnten Spaziergang. Dass diese Tradition biblische Ursprünge hat, ist dabei vielen nicht mehr bewusst. Denn das Evangelium, das vielerorts am Ostermontag vorgelesen wird, erzählt von einem Spaziergang mit ganz besonderer Wendung.

Von Ursula Baumgartner

Die Evangelien nach Lukas und Markus erzählen, wie zwei Jünger am Abend des Ostersonntags von Jerusalem weggehen. Sie sind unterwegs nach Emmaus, einem kleinen Ort nicht allzu weit von Jerusalem entfernt. Offenbar haben sie die Nachricht von der Auferstehung Jesu noch nicht gehört (oder glauben sie nicht), denn sie sind traurig über Jesu Tod. Sie sprechen enttäuscht darüber, dass all ihre Hoffnungen nun null und nichtig sind.

Plötzlich gesellt sich Jesus zu ihnen, aber sie erkennen ihn nicht. Mit Schmunzeln liest man, dass Jesus nun so tut, als wüsste ausgerechnet er nicht, was passiert ist. So lässt er die beiden Jünger sich alles von der Seele reden, was sie bedrückt. Erst als sie geendet haben, erläutert er ihnen, welche Bedeutung die Kreuzigung und der Tod Jesu haben. Sie sind von seinem Wissen und seinem „Feuer“ so fasziniert, dass sie ihn drängen, zum Essen zu bleiben. Und als sie gemeinsam bei Tische sitzen, erkennen ihn die beiden endlich daran, wie er das Brot bricht. Jesus entzieht sich daraufhin ihren Blicken. Die Jünger hält es nun nicht länger. In völlig anderer Stimmung, euphorisch und mit Jubel im Herzen, rennen sie geradezu nach Jerusalem zurück, um den anderen Jüngern von ihrem Erlebnis zu erzählen. Und diese haben ihrerseits einiges zu berichten …

Der Osterspaziergang heute ist oft eine gemütliche, erholsame Art, den Feiertag zu begehen. Man geniesst die Freizeit und den Frühling. Doch was für ein schöner Gedanke, dass dieser erste „Osterspaziergang“ die beiden Läufer so völlig verwandelt hat. Die Begegnung mit dem Auferstandenen hat ihrem Weg – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne – eine neue Richtung gegeben. Wo vorher Trauer war, herrscht jetzt Freude. Wo Mutlosigkeit war, gibt es eine neue Hoffnung. Das Leben hat den Tod besiegt.

Denken wir an all das, wenn wir unseren Osterspaziergang machen. Und wer weiss, wer uns auf diesem Weg begegnet?

Frohen Ostermontag!