Das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) an der Universität Freiburg wird ab Herbst 2020 den Studiengang „Muslimische Seelsorge in öffentlichen Institutionen“ anbieten. Gemäss der SZIG-Internetseite richtet sich das Angebot an Personen, die bereits in der muslimischen Seelsorge tätig sind oder sich dafür interessieren wie Imame oder Frauen in entsprechender Funktion. Ein Studiengang, der präventiv wirkt oder zur Parallelgesellschaft führt?

Von M. Hikmat

Die drei Bereiche, in denen muslimische Seelsorger tätig sein können, sind Gefängnisse, Spitäler und Asylzentren. Dafür sollen sie für ihren „Hala-Dienst“ weitergebildet werden. Die Ausbildung wird als „Certificate of Advanced Studies“ (CAS) vorerst auf Deutsch in Zürich durchgeführt und vom Bundesamt für Polizei finanziell unterstützt. Dafür wurde bereits 2017 der Verein Qualitätssicherung der Muslimischen Seelsorge in öffentlichen Institutionen (QuaMS) unter der Leitung der Islamwissenschaftlerin Rifa’at Lenzin gegründet. Als Trägerschaft des Vereins fungiert die Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich zusammen mit der Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich (VIOZ) in Kooperation mit dem SZIG. Von 2020 bis 2021 wird der Verein QuaMS durch vier Geldgeber finanziert: die Evangelisch-reformierte Landeskirche (jährlich 25’000 Franken), die Römisch-katholische Körperschaft (jährlich 25’000 Franken), die VIOZ (jährlich 25’000 Franken) und die Direktion der Justiz und des Innern (jährlich 150’000 Franken).

Der Bund sieht in dem neuen Studiengang einen Ansatz zur Verhinderung von religiösem Extremismus. Deshalb unterstützt er diesen im Rahmen des „Nationalen Aktionsplans zur Verhinderung und Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus (NAP)“. Der Aktionsplan, der bereits 2017 verabschiedet wurde, enthält 26 Massnahmen in den Handlungsfeldern Wissen und Expertise, Zusammenarbeit und Koordination, Verhinderung von extremistischem Gedankengut und Gruppierungen, Ausstieg und Reintegration und Internationale Zusammenarbeit. Mit dem Impulsprogramm sollen, aufgeteilt auf fünf Jahre, insgesamt fünf Millionen Franken eingesetzt werden. So sollen Projekte unterstützt werden, die von Kantonen, Kommunen sowie der Zivilgesellschaft initiiert werden. Ein Beispiel davon ist das oben genannte Projekt „Muslimische Seelsorge in öffentlichen Institutionen“.

Immer wieder wird propagiert, dass solche Massnahmen zur Integration von Migranten und Prävention vor Radikalisierung führen würden. Doch ist das nicht eine Illusion? So nimmt z.B. in Deutschland oder Frankreich, wo die Zahl der muslimischen Seelsorger sehr hoch ist, die Radikalisierung nicht ab, sondern zu, trotz zahlreicher Projekte zur Prävention. Deshalb muss die Frage gestellt werden: Sind solche Projekte wie das vom SZIG nicht vielmehr ein weiterer Schritt in Richtung Parallelgesellschaft in der Schweiz?

Muslime sind laut Koran (Sure 5:51) dazu aufgerufen, eher Muslimen als anderen Menschen vertrauen. Das ist integrationshemmend und lässt sich schwer mit den westlichen Werten vereinbaren. Durch die Demokratie bekommt der Islam im Westen die Möglichkeit, Fuss zu fassen und eine „Halal“-Gesellschaft (d.h. eine „reine“, islamkonforme Gesellschaft) zu etablieren. Eine „Halal“-Seelsorge ist ein weiterer Schritt dazu. Das zeigt auch ein Interview der Limmattaler Zeitung vom November 2019, in dem die Konvertitin und muslimische Seelsorgerin im Kinderspital Zürich, Manuela Türkel-Melillo, ihren Alltag mit den muslimischen Patienten beschreibt: „Sobald die Familien das Kopftuch gesehen haben, spürten sie ein Stück Heimat.“ Ist das die Integration, die sich der Bund erhofft?