Zwei Zürcher EDU-Kantonsräte haben am 7. November 2016 eine weitere Anfrage zum umstrittenen Lehrmittel „Sexualpädagogik der Vielfalt“ eingereicht. In der skandalösen Materialsammlung werden Schüler u.a. aufgefordert, einen „Puff für alle“ zu entwerfen, in dessen Räumen jede sexuelle Vorliebe auf ihre Rechnung kommt. Die Zürcher Regierung hatte bereits im Jahr 2015 einen Rückzug des Lehrmittels mit der Begründung abgelehnt, dass es bisher keine Reklamationen gegeben hätte. Doch der Druck auf das Erziehungsdepartement von CVP-Regierungsrätin Silvia Steiner liess nicht nach. Zuletzt sagte Lilo Lätsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerverbandes, im Juni 2016 gegenüber 20 Minuten: „Dieses Buch überschreitet eine Grenze“. Zukunft CH bewertete das Skandal-Buch in einer ausführlichen Analyse als Symptom eines grundsätzlich in Schieflage geratenen Gebiets der Pädagogik.

Zum Weltgesundheitstag vom 7. April 2016 hatte auch das nationale Kompetenzzentrum éducation21 unter dem Motto „Rundum gesund!“ das umstrittene Lehrmittel für die Sekundarstufe empfohlen. Eine Reklamation von Zukunft CH führte bei éducation21 jedoch zu einer erneuten Prüfung des Mediums und schliesslich zu dessen Entfernung aus dem Sortiment. Bei édcuation21 hiess es, man nehme Reklamationen sehr ernst und sei zur Erkenntnis gekommen, dass manche Inhalte „nicht wirklich toll“ seien.

Und genau hier setzt der Vorstoss von Hans Peter Häring und Hans Egli vom November 2016 an: „Wann wird der Kanton Zürich der Einschätzung von éducation21 folgen und das Lehrmittel aus dem Verkehr ziehen?“, lautet eine ihrer Fragen. Brisantes Detail, das im Vorstoss allerdings unerwähnt bleibt: Die amtierende Zürcher Erziehungsdirektorin ist seit diesem Jahr auch Präsidentin der Stiftung éducation21. Problematisch seien nicht nur einzelne Übungen in „Sexualpädagogik der Vielfalt“, halten die EDU-Politiker ferner fest. Ein Blick ins Buch zeigt effektiv, dass eine pädagogisch äusserst fragwürdige Linie sich durchs ganze Lehrmittel zieht. Als Methode wollen die Autoren explizit „Verwirrung“ und „Veruneindeutigung“ (S. 40) angewendet wissen. Das Ziel der Sexualpädagogik könne zudem „im Verstören, im Aufzeigen verschiedener Identitätsmöglichkeiten und im Schaffen neuer Erlebnisräume liegen.“ (S. 90) „Wo könnte der Penis sonst noch stecken?“ (S. 39) dient als Kontrollfrage für genügende Berücksichtigung sexueller „Vielfalt“. Eine Zeichnung in „Sexualpädagogik der Vielfalt“ zeigt eine Brille, die anstatt auf einer Nase, auf einem Penis sitzt. Ähnlich ist die Botschaft eines über den Po gespannten BHs. Treffender kann man das Programm des strittigen Buches nicht illustrieren: Gezielt verkehrte, pervertierte Welt!

Was aber „veranlasst die Regierung an diesen Zielen festzuhalten?“, fragen die EDU-Kantonsräte weiter. Und schliesslich: „Welche Mittel haben die Eltern, wenn sie mit den oben genannten Methoden nicht einverstanden sind?“

Eine ehrliche Antwort ohne Ausflüchte und ohne Versteckspiel hinter der Meinung angeblicher Experten dürfte der Zürcher Regierung nicht leichtfallen. Auch ist es nicht einsichtig, wieso man zuerst schlechte Erfahrungen, traumatisierte Schüler und Reklamationen empörter Eltern abwarten muss, um dieses übergriffige Lehrmittel aus dem Verkehr zu ziehen.