Dass immer jüngere Kinder mit Pornografie in Kontakt kommen, wäre Grund genug, bei der schulischen Sexualaufklärung und im Bereich Jugendschutz drastische Kurskorrekturen zu vollziehen. Dass Teenager nun auch zunehmend pornografisches Material mit sich selbst veröffentlichen, zeigt, wie destruktiv sich die Sexualisierung des öffentlichen und digitalen Raums auf Kinder und Jugendliche auswirkt.

Ein Kommentar von Regula Lehmann

Die Zürcher Justiz zeigt sich alarmiert: Immer mehr und immer jüngere Kinder filmen sich selbst bei sexuellen Handlungen und stellen das Material anschliessend ins Netz. Wie SRF am 19. August 2022 berichtete, betreffen drei Viertel der bekannten Fälle Buben und jeder fünfte der 188 wegen der Verbreitung von Pornografie angezeigten Minderjährigen hat sein Filmmaterial selbst gedreht.

Patrick Killer, leitender Jugendanwalt der Jugendanwaltschaft Zürich-Stadt, geht jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer viel höher ist. Bei der unglaublichen Menge an pornografischem Material, das im Internet kursiere, sei die Wahrscheinlichkeit, dass Minderjährige mit Pornografie in Kontakt kämen, hoch. Oft seien sich gerade die jüngeren Selbstdarsteller der Konsequenzen nicht bewusst, erklärt Killer.

Dass Pornografie sich seuchenartig verbreitet und Kinderseelen nachhaltig schädigt, ist keine neue Erkenntnis. Längst weisen verschiedene Interessengruppen wie die „Elterninitiative Sexualerziehung“ oder der „Verein Schutzinitiative Schweiz“ auf die Gefahren der Sexualisierung des öffentlichen Raums und der öffentlichen Schulen hin. Bislang mit wenig Echo. Statt in eine wirksame Jugendprävention zu investieren, lancierte die dem BAG angeschlossene Organisation „Sexuelle Gesundheit Schweiz 2021 mit Steuergeldern eine Masturbationskampagne, die Erwachsene, aber auch Kinder und Jugendliche zu genau dem ermutigt, was sie nun illegalerweise ins Netz stellen.

Zu hoffen bleibt, dass das Schweizer Parlament erkennt, dass es bei der Pornografie-Prävention Zeit für eine sofortige und radikale Kehrtwende ist. Nachdem der Nationalrat am 9. Mai 2022 einer Verschärfung der Gesetze im Bereich Jugendschutz zugestimmt hat, entscheidet in der Herbstsession nun der Ständerat über die von EVP-Nationalrat Nik Gugger eingereichte Motion. Ein Zeichen, das hoffen lässt.

Neben der Polizei und den politischen Entscheidungsträgern sind jedoch auch die Eltern gefragt. Kinder unbegleitet und damit schutzlos der digitalen Welt auszusetzen ist fahrlässig. Fundierte Information und konsequente Massnahmen tun not, wenn die Schweizer Jugend seelisch und beziehungsmässig nicht komplett verwahrlosen soll.

Zukunft CH hat einen Ratgeber für Eltern und Pädagogen zum Thema erstellt. Mehr zur Broschüre „Kinder wirksam vor Pornografie schützen“ und Bestellung unter: Präventionsbroschüre für Eltern