Traditionell nehmen die Wiler Fasnächtler alle zwei Jahre eine öffentliche Person – den Nörgeli – aufs Korn. Nachdem sie eine Nachbildung dieser Person durch die Strassen gezogen haben, wird der Nörgeli mit dem Wagen und der ganzen Dekoration verbrannt. Dieses Jahr fand der Brauch allerdings nicht wie gewohnt statt. Der Grund: Es waren Drohungen von Muslimen eingegangen, weil ein nachgebildetes Minarett mitverbrannt werden sollte.
Die Wiler haben dieses Jahr Josef Fässler zum Nörgeli erklärt. Er ist Präsident des katholischen Kirchenverwaltungsrats und organisierte somit auch die Veranstaltungsserie Christentum – Islam. Deshalb stand beim Umzug am 3.2.2008 auf dem Wagen neben Fässlers Kopf auch ein Minarett.

Das passte gewissen Leuten offenbar nicht. „Während des Umzugs gab es Drohungen, es passiere etwas Schlimmes, falls wir das Minarett verbrennen würden“, erklärte Peter Ruckstuhl, Präsident der Fastnachtsgesellschaft Wil, laut der Pendlerzeitschrift „20 Minuten“ vom 5.2.2008. Nach Rücksprache mit der Polizei habe man deshalb entschieden, das Minarett zu entfernen und den Nörgeli ohne dieses zu verbrennen, so das Blatt weiter.

Zu Recht, findet der Wiler Imam Bekim Alimi: „Sonst wären bei Moslems Gefühle verletzt worden.“ Nörgeli Fässler selbst hat dagegen kein Verständnis für die Drohungen: „Ich finde das ganz schlimm, das ist Terror.“ Karin Keller-Sutter, Vorsteherin des Sicherheits- und Justizdepartementes, erklärte: „Ich finde es schlimm, dass man sich so einschränken musste. Doch es war richtig, das Minarett nicht zu verbrennen. Man weiss nicht, was sonst ausgelöst worden wäre.“ Ruckstuhl sagte, dass jetzt die Politiker gefordert seien. Verschiedene Politiker verlangen nun laut der Zeitung den Schutz des Brauchtums.