Der erste Gleichstellungsbericht der deutschen Bundesregierung ist am 30. Januar 2012 unter dem Titel „Neue Wege – Gleiche Chancen, Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf“ im Internet veröffentlicht worden. Die bisher betriebene Politik führe – so der Bericht – zu „Brüchen in den Lebensverläufen von Frauen, die deshalb einer „unvollendeten Baustelle mit vielen Sackgassen“ glichen: Baby-Pausen, Teilzeitphasen, Arbeit in Berufen mit begrenzten Karrierechancen. Zu fördern sei daher eine „existenzsichernde, eigenständige Erwerbsarbeit über den gesamten Erwerbslebensverlauf“. Dem entgegen weist das Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie in seinem Newsletter vom 12. März 2012 darauf hin, dass eine relativ geringe Erwerbsbeteiligung von Frauen kein „Symptom sozio-ökonomischer Rückständigkeit“ darstelle. Nirgendwo in Europa sei der Geschlechterunterschied in der Erwerbsbeteiligung grösser als in Holland und der Schweiz, Länder, in denen die Frauenerwerbsquote gleichzeitig ausgesprochen hoch sei. In Portugal oder Osteuropa hingegen, wo Frauen mehrheitlich vollzeitig berufstätig sind, liege auch deren durchschnittliche Wochenarbeitszeit wesentlich höher als in Mittel- und Nordeuropa. „Mit Emanzipation hat das wenig, mit materiellen Zwängen dagegen umso mehr zu tun. (…) Wohlstand ermöglicht Wahlfreiheit, die eben nicht zu gleichen, sondern zu unterschiedlichen Berufs- und Lebensverläufen von Männern und Frauen führen.“