Am 30. November 2021 fand in Baden die Vernissage des Buches Wir schaffen’s statt. Organisiert wurde der Anlass von der Interessengemeinschaft Powerwomen, welche für die Herausforderungen und Lebenschancen einer unerwarteten Schwangerschaft bei jungen Leuten sensibilisieren will.

Von Regula Lehmann

Die Zahl der Jungschwangerschaften ist in der Schweiz auf 0,8 Prozent aller erfassten Schwangerschaften gesunken. „Ist das eine gute oder keine gute Entwicklung?”, fragte sich Autor Michel Hermenjat, der sich in seiner langjährigen Tätigkeit als Sozialarbeiter immer wieder mit Jugendschwangerschaften konfrontiert sah. Wenn ein Teenagermädchen schwanger wird, werde Abtreibung in der Regel als die naheliegendste „Problemlösung“ propagiert. „Mach das weg, ein Kind würde dein Leben ruinieren“, würde jungen Frauen von den ratgebenden Personen oft erklärt, erklärt Hermanjat an der Vernissage. Im Kanton Genf werden drei von vier Schwangerschaften bei Frauen unter 20 Jahren abgebrochen.

Junge Frauen meistern ihr Leben mit Kind erfolgreich

Mit seinem Tatsachenroman über junge Schwangere gibt Hermenjat Einblick in die komplexen Situationen, die Familien oder sozialpädagogische Institutionen bewältigen müssen, wenn Teenagermädchen schwanger werden. Zum Schreiben motiviert wurde der Autor durch eine unerwartete Entdeckung, die er in der Auseinandersetzung zwischen persönlicher Freiheit, Sachzwängen und ideologischen Grundsatzdiskussionen machte: Während in der Regel davon ausgegangen wird, dass Teenagermädchen, die ihr Kind austragen, zu Sozialfällen werden, erlebte er mehrere, teilweise noch sehr junge Frauen, die ihr Leben mit Kind erfolgreich meistern. „Junge Mütter, die sich trotz Widerständen für ihr Kind entschieden haben, sind oft hochmotiviert und verdienen unsere Wertschätzung”, ist der Autor überzeugt.

Ein zentraler Punkt im Umgang mit Jugendschwangerschaften liegt laut Hermenjat bei den jungen Vätern. Sie zu ermutigen, die Verantwortung für eine Schwangerschaft nicht allein auf ihre Partnerin abzuschieben, sei elementar. Es gehe in der Begleitung darum, sich nicht nur um die junge Frau zu kümmern, sondern auch um das, was die jungen Väter bewege.

Zentral sei im Zusammenhang mit dem Thema auch, Teenager im Sexualkundeunterricht junge Elternpaare kennenlernen zu lassen. Jungs, die miterlebten, wie junge Mütter für ihr Baby kämpfen, seien tief beeindruckt und stellten – oft zum ersten Mal in ihrem Leben – den Zusammenhang zwischen Sex und Fruchtbarkeit, Lust und Verantwortung her.

Hoffnung wecken

„Wir schaffen’s“ will im Umgang mit unerwarteten Situationen Lebensmut, Hoffnung und Lebensfreundlichkeit wecken. „Viele junge Paare zeigen eine hohe Fähigkeit, Lösungen zu finden und ihr Leben zu meistern“, erklärt Hermenjat seine Begeisterung für das Schreiben seines Romans, der vom Basler Reinhardt Verlag herausgegeben wurde und in jeder Buchhandlung erhältlich ist. „Ich wollte diesen jungen Frauen, die oft sehr unauffällig leben, einen Platz und eine Stimme geben. Sie sollen sich nicht mehr verstecken müssen, sondern von unserer Gesellschaft die Achtung und den Respekt erhalten, die sie verdienen.“

 

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Wir schaffen’s: Ein gesellschaftskritischer Tatsachenroman“ von Michel Hermenjat

Inhalt: Ungeplant schwanger – mit dieser Tatsache ist ein Jugendheim im Grossraum Genf immer wieder konfrontiert. Das stresst nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern das ganze Erziehungssystem. Das Personal des Heims ist gefordert, zwischen ideologischen Grundsatzdebatten und jugendlichen Vorstellungen von persönlicher Freiheit und Rebellion einen Weg zu finden. Sozialarbeiter Himbane hat auch dank seiner afrikanischen Herkunft einen besonderen Zugang zur jungen Generation und landet prompt im Dilemma, sich fürs System mit seinen oft fragwürdigen Empfehlungen oder für die jungen Menschen zu entscheiden. Der gesellschaftskritische Roman ist ein Augenöffner aus dem realen Leben, mit welchen Herausforderungen Schulheime und Auffangstätten für junge Menschen konfrontiert sind – angefeuert durch Grundlagendiskussionen über persönliche Freiheiten, gesellschaftliche Verantwortung und Meinungsdiktat.

Bestellbar im Buchhandel: Wir schaffen’s von Michel Hermenjat