Immer mehr Heranwachsende handeln ausschliesslich lustorientiert, leben nur im Hier und Jetzt, haben keinerlei Frustrationstoleranz und tun sich schwer mit Fähigkeiten wie Rücksichtnahme, sich unterordnen oder auf die Bedürfnisse des Gegenübers eingehen zu können. Der renommierte Bonner Sozialpsychiater Dr. Michael Winterhoff erklärte kürzlich in einem Interview, dass diese Defizite vor allem entstünden, weil Eltern und Gesellschaft Kinder zunehmend als gleichberechtigte und souveräne Partner behandelten, anstatt sie zu erziehen und ihnen Grenzen aufzuzeigen. „Ein Kleinkind unter drei Jahren zeichnet sich durch eine natürliche Respektlosigkeit aus und verbleibt bis ans Lebensende unweigerlich in dieser Entwicklungsstufe, wenn man es aus Liebe heraus nicht auch immer wieder mit deutlicher Autorität konfrontiert!“ unterstrich Winterhoff einmal mehr. Die Fähigkeit, gehorchen, auf etwas warten oder gänzlich verzichten zu können, sei definitiv nicht angeboren, sondern müsse in einem aufwändigen Prozess erlernt werden.
Quelle: ideaSpektrum, Nr. 17/2010