Ob der vom Parlament beschlossene zweiwöchige Vaterschaftsurlaubs tatsächlich eine familienfreundliche Massnahme darstellt, darüber lässt sich trefflich streiten. Und am Ende könnte vielleicht doch noch das Volk über dessen Einführung entscheiden.

Selbstverständlich ist es mehr als nur eine sympathische Idee, Vätern künftig bei der Geburt eines Kindes zwei Wochen lang von der Arbeit freizustellen, damit sie ihre Frau entlasten und ihren Sprössling gleich richtig kennenlernen können. Doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen, welche Kräfte mit welchen Argumenten hinter dieser Idee stehen.

Die 2017 eingereichte Volkinitiative „Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub“ wurde im Herbst 2019 zu Gunsten eines Gegenvorschlags von zwei Wochen Papi-Zeit zurückgezogen. Zu den Initianten gehörte u.a. auch der Frauen-Dachverband „Allicane F“, der feministische Positionen vertritt und mit den Bedürfnissen junger Väter wenig am Hut hat. Warum also dieses Engagement?

Das Risiko, durch die Familiengründung keine befriedigende berufliche Laufbahn einschlagen zu können, liege einseitig bei den Müttern, heisst es im Argumentarium der Initianten: Die Frauen „tragen heute die Last der fehlenden Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie zu oft alleine. Da sie zeitlich und in ihrer Flexibilität durch die Familienarbeit nach einer Geburt eingeschränkt sind, verstärken sich die Lohnungleichheiten in der Folge noch weiter.“ Die Überlegung dahinter: Durch die Umverteilung dieses „Erwerbs- und Karriererisikos“ wird „Erwerbskontinuität der Frauen“ gestärkt und der Wettbewerbsvorteil der Männer auf dem Arbeitsmarkt reduziert. Zugrunde liegt hier die von „Alliance F“ vertretene Leitidee einer Gesellschaft, in der jede Frau und jeder Mann wirtschaftlich eigenständig ist und welche letztlich die Familie als Wirtschaftsgemeinschaft aushöhlt.

Beatrice Gall, Geschäftsführerin von Zukunft CH, hat im „Zukunft CH Infodienst“ vom Juli 2017 genau auf dieses Problem hingewiesen: „Hier wird klar in Richtung noch mehr Berufstätigkeit von Müttern und staatliche Kinderbetreuung gedrängt. Dieses hochstilisierte Konkurrenzdenken von Mann und Frau widerspricht jedoch der Natur der Familie, die ihre grossen Vorteile doch gerade als aufgabenteilige Solidargemeinschaft entfaltet, welche auch eine gegenseitige Abhängigkeit der Partner mit einschliesst.“

Wer sich mit den Argumenten für den Vaterschaftsurlaub genauer beschäftigt, wird den Eindruck nicht los, dass hier – einmal mehr – unter dem Deckmantel von Familienpolitik feministische Gleichstellungspolitik betrieben wird.

Eine der negativen gesellschaftlichen Auswirkungen, die mit der neuen Sozialleistung einhergehen könnte, zeigt eine Studie spanischer Wissenschaftlerinnen, welche die Folgen des 2007 eingeführten Vaterschaftsurlaubs in Spanien untersucht haben (Journal of Public Economics, April 2019). Es zeigt sich, dass Paare weniger wahrscheinlich weitere Kinder bekommen und dass sich die Zeitspanne bis zur nächsten Geburt verlängert. Eltern, die diesen Anspruch auf Vaterschaftsurlaub noch knapp verpasst hatten, bekamen laut der Studie in den beiden Jahren nach der Geburt bis zu 15 Prozent wahrscheinlicher wieder ein Kind, als die, die ab 2007 diesen Anspruch nutzten. Laut den Forscherinnen kommen mehrere Erklärungen für dieses Phänomen in Frage. Ihre Studie stützt an erster Stelle die These, dass die zunehmende Beteiligung der Väter an der Kinderbetreuung zu einer höheren Bindung der Mütter an die Arbeitswelt führt.

Noch besteht die Möglichkeit, dass am Ende das Volk über den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub entscheidet, sofern das laufende Referendum „Nein zum teuren Vaterschaftsurlaub!“ zustande kommt. Weitere Infos unter: www.lohnabzuege-nein.ch