Von Theresa Sövegjarto, IEF

Ein amerikanischer Report kam zu dem Ergebnis, dass sich die Anzahl der Sexualpartner in der „Datingzeit“ auf die Stabilität einer späteren Ehe auswirkt.

Schon öfters haben Umfragen in den USA ergeben, dass sich die meisten Erwachsenen trotz vieler Partnerwechsel (das Center for Disease Control and Prevention geht in einer Studie von durchschnittlich fünf oder mehr Sexualpartnern aus, bevor erwachsene Amerikaner eine Ehe eingehen) und gesellschaftlichen Empfehlungen zu sexuellen Experimentierphasen im Endeffekt eine erfolgreiche und langanhaltende Ehe wünschen. Das Wheatley Institute hat sich nun in seinem neuesten Bericht „The Myth of Sexual Experience“ mit der weit verbreiteten Annahme beschäftigt, dass sexuelle Erfahrungen vor der Ehe zu einer glücklicheren und erfüllteren Partnerschaft führen. Die Ergebnisse des Reports widerlegen diese Annahme.

Höhere Scheidungsraten

Für den Bericht hat das Institut eine Reihe aktueller Studien unter Verwendung verschiedener nationaler Datensätze (darunter die National Survey of Family Growth und die General Social Survey) herangezogen. Darunter befinden sich etwa Studien von Nicolas Wolfinger et al., die sich mit den sexuellen Erfahrungen in Beziehungen und später in der Ehe beschäftigten und herausfanden, dass die niedrigsten Scheidungsraten in den ersten Ehejahren bei all jenen Paaren zu verzeichnen seien, die lediglich mit dem zukünftigen Ehegatten Geschlechtsverkehr gehabt hätten. Konkret liege die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung in den ersten fünf Ehejahren bei Frauen, die mit dem Geschlechtsverkehr bis zur Ehe warteten, bei fünf Prozent. Hingegen liessen sich Frauen, die vor der Ehe zwei oder mehr Sexualpartner hatten, mit einer 25- bis 35-prozentigen Wahrscheinlichkeit in den ersten Ehejahren scheiden. Bei den Männern kam man zu ähnlichen Ergebnissen.

Sexuelle Zufriedenheit

Auch die sexuelle Zufriedenheit war ein Kernthema des Berichts. Dazu zog das Institut Daten der National Couples and Pornography Study heran und unterteilte verheiratete Studienteilnehmer betreffend ihrer sexuellen Erfahrungen vor der Ehe in vier Gruppen:

  • Unerfahren: Personen, die mit dem Geschlechtsverkehr bis zur Ehe gewartet und lediglich mit dem Ehepartner Geschlechtsverkehr hatten
  • Weniger erfahren: Personen mit zwei bis vier Sexualpartnern vor der Ehe
  • Erfahrener: Personen mit insgesamt fünf bis neun Sexualpartnern vor der Ehe
  • Sehr erfahren: Personen mit zehn oder mehr Sexualpartnern vor der Ehe

Auch hier fielen die Ergebnisse zugunsten all jener Paare aus, die sich entschieden hatten, mit dem Geschlechtsverkehr bis zur Ehe zu warten. Während jeder fünfte Ehepartner in der Gruppe der „Unerfahrenen“ von einem sehr hohen Mass an sexueller Zufriedenheit in der Beziehung berichtete, war es nur jeder siebente in der Gruppe der „Erfahreneren“. In der Gruppe der „sehr Erfahrenen“ war es sogar nur jeder Zehnte, der angab, sexuelle Zufriedenheit in seiner Ehe zu verspüren. Daraus folgt, dass die Wahrscheinlichkeit, mit seinem Sexualleben in der Ehe zufrieden zu sein, doppelt so hoch ist, wenn man mit dem Geschlechtsverkehr bis zur Ehe wartet als wenn man davor mehrere Geschlechtspartner hatte. Zudem berichteten knapp 80 Prozent der „Unerfahrenen“, dass sie auch ein hohes Mass an emotionaler Nähe empfinden würden – im Gegensatz zu den „erfahreneren“ Gruppen, bei denen lediglich 60 Prozent oder weniger von einer emotionalen Nähe berichteten.

Stabilität der Beziehungen

Was die Stabilität der Ehen und Beziehungen generell betrifft, so fanden sich auch hier beträchtliche Unterschiede zwischen Personen, die mehrere Sexualpartner hatten und jenen, die mit dem Geschlechtsverkehr bis zur Ehe warteten. Fast 45 Prozent der verheirateten „unerfahrenen“ Personen berichteten von einem sehr hohen Mass an Stabilität in ihrer Beziehung, hingegen nur 25 Prozent der verheirateten „erfahreneren“ Personen und lediglich 14 Prozent der verheirateten „sehr erfahrenen“ Personen.

Neuanfang immer möglich

Der Bericht betont gegen Ende, dass Personen, die vielleicht zu viele sexuelle Erfahrungen vor der Ehe bereuen würden, ebenso eine glückliche, stabile und erfüllte Ehe führen könnten. So könne man die Risiken sexueller Experimente vor der Ehe überwinden, wenn man Überzeugungen und Verhaltensweisen annehme, die dauerhafte Ehen förderten. Der Bericht schliesst mit der Erkenntnis, dass das Warten mit dem Geschlechtsverkehr bis zur Ehe sowohl in diesem Bericht als auch schon in einigen früheren Studien der entwicklungsförderndste und am wenigsten riskante Weg zu einer späteren gelungenen Ehe sei. Auch wenn Erfahrungen in vielen Aspekten des Lebens nützlich seien, so sei das ausnahmsweise beim Sexualleben nicht der Fall.

 

Quelle: Institut für Ehe und Familie (IEF)