Unter Anwesenheit von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon und begleitet von Protesten ist am gestrigen 26. November 2012 mit einer Feier in der Wiener Hofburg das umstrittene „internationale König-Abdallah-bin-Abdul-Aziz-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ (KAICIID) eröffnet worden. Der greise saudische König Abdallah hatte die Gründung eines internationalen Zentrums erstmals 2007 vorgeschlagen. Österreich bot daraufhin Wien als Sitz einer internationalen Organisation an, die nun von Österreich, Spanien und Saudi-Arabien gegründet worden ist. Über die inhaltliche Arbeit am Zentrum soll ein neunköpfiges Direktorium mit Vertretern der Weltreligionen entscheiden. Generalsekretär ist der ehemalige saudische Erziehungsminister Faisal Abdulrahman bin Muammar, seine Stellvertreterin die ehemalige Richterin und österreichische Justizministerin Claudio Bandion-Ortner. Hauptfinanzier ist mit 15 Millionen Euro pro Jahr Saudi-Arabien.
Nach Ansprachen von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon sowie den Aussenministern der drei Gründungsländer waren die Gäste zum Galadiner geladen, an dem, wie die Zeitung Kurier berichtet, kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Unterdessen hielten draussen die Grünen sowie die „Initiative Liberaler Muslime Österreich“ (ILMÖ) Protestkundgebungen ab. Je eine Handvoll Aktivisten demonstrierte nach Angaben der Wiener Zeitung auf beiden Seiten des Heldenplatzes vor der Hofburg. „Wir haben grosse Sorgen, dass Saudi-Arabien die Begegnungsstätte bloss als Feigenblatt benützt – um sagen zu können ‚Seht her, wir sind für Dialog‘. Zugleich aber wird die Unterstützung wahhabitischer Strömungen in Europa fortgesetzt“, sagte die grüne Parlamentsabgeordnete Alev Korun gegenüber dem Kurier. Sie habe das Aussenministerium und die Bundesregierung mehrmals auf ihre Bedenken hingewiesen. „Die Reaktion war einerseits naiv, weil sie glauben, dass das Zentrum automatisch positive Auswirkungen auf den internationalen Dialog und auf die Situation in Saudi-Arabien, wo jede andere Religion verboten ist, haben wird. Andererseits wurde mit Wirtschaftsinteressen argumentiert“, so Korun.

Auch die ILMÖ hatte in ihrem Aufruf zu einer friedlichen Mahnwache vor einem zunehmenden Einfluss Saudi-Arabiens gewarnt: „Neben zahlreichen Mitarbeitern in diesem Zentrum gibt es bis zu hundert Mitglieder im Beirat dieser Einrichtung. Es ist zu befürchten, dass viele im Beirat einem radikalen-politisch organisierten und nationalistisch-fundamentalistischen Islam angehören werden. Der diplomatische Status und die Immunität sind für Wahhabiten, Muslimbrüder, nationalistische islamische Fundamentalisten, Salafisten und radikale Islamisten ein ideales Mittel um ihre Ideen und konservative Propaganda in ganz Europa zu verbreiten. Sie werden nicht nur in Österreich, sondern auch in ganz Europa die Integration der Muslime empfindlich hemmen sowie die Sicherheit und den sozialen Frieden ernsthaft bedrohen.“

Von Seiten des Zentrums wurden solche Vorwürfe dementiert und auf die Unabhängigkeit des internationalen Instituts hingewiesen. Zurückhaltender zeigte sich allerdings der jüdische Vertreter im Zentrum, Rabbi David Rosen: „Wir müssen erst beweisen, dass die Initiative echt ist.“