Corona hat die schillernd schöne Seifenblase einer reibungslos funktionierenden, globalen Welt mit einem lauten „Plopp“ zerplatzen lassen. Dass neben wissenschaftlichem Fortschritt und wirtschaftlicher oder sozialer Zusammenarbeit auch Viren und Pandemien zunehmend global wirken, bremst die Begeisterung für offene Grenzen und Globalisierung merklich ab.

Von Regula Lehmann

Bereitwillig tauschte die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung zumindest kurzfristig Freiheit gegen Sicherheit ein. Homeoffice statt Büro, familieninterne Betreuung statt Kita, Homeschooling statt Tagesschule. Familie als sichere Burg, Lernwerkstatt und Rückzugsort, während das öffentliche Leben auf ein absolutes Minimum reduziert wurde.

Hamsterkäufe und Börseneinbruch zeigten, wie rasch sich das Gefühl, alles im Griff zu haben und schrankenlos vernetzen zu können, in Luft auflöst. Fehlendes Schutzmaterial und an der Grenze steckengebliebene oder blockierte Lieferungen machten deutlich, wie zentral es ist, lebensnotwendige Produkte und medizinische Versorgungsgüter im eigenen Land herzustellen und vorrätig zu haben. Nachdem viele Landwirte seit Jahren hören, sie produzierten zu viel, steigt das Bewusstsein für den Wert inländischer Nahrungsmittel seit Monaten wieder stetig an. Bio-Produkte und kleine Dorfläden verzeichnen Rekordumsätze und manche Hofläden wissen kaum mehr, wie sie den Bedürfnissen ihrer wie Pilze aus dem Boden geschossen, regionalen Kundschaft gerecht werden können.

Dass „Swissness“ wieder populärer wird, zeigten auch die begeisterten Reaktionen auf das engagierte Votum von Bundesrat Ueli Maurer während der Corona-Sondersession des Schweizer Parlamentes. Der Finanzminister rief die Parlamentarier dazu auf, „etwas Aufbruchstimmung“ zu verbreiten und Ferien im wunderschönen, eigenen Land zu machen. Dass uns als Schweizer neu bewusst wird, wie reich beschenkt wir sind und wie zentral es ist, den inneren Zusammenhalt zu stärken und eine gesunde Eigenständigkeit zu bewahren, gehört zu dem, was wir unbedingt aus dieser Krise mitnehmen sollten. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah liegt?