Eine vom Familienverband in Österreich in Auftrag gegebene Studie hat gezeigt, dass Teilzeit nicht nur für die Kinderbetreuung ein Wunschmodell ist. Demnach ginge es auch vielen Menschen um eine gesunde Work-Life-Balance, wie die Ergebnisse der aktuellen Integral-Studie zeigen.

Alfred Trendl etwa, der Präsident des Katholischen Familienverbandes Österreich (KFÖ), betonte anlässlich der Studie, dass nur 43 Prozent der in Teilzeit Beschäftigten mit Kindern unter 14 Jahren in einem Haushalt leben würden. Der Rest hätte keine Betreuungsverpflichtungen, würde aber trotzdem das Teilzeit-Modell präferieren, so Trendl über die Studie, bei der 1500 Berufstätige befragt wurden.

Positive Aspekte der Teilzeit

Auch die Annahme, dass Teilzeit zumeist ungewollt ist, konnte mit den Ergebnissen der Studie widerlegt werden, zeigte sich Barbara Fruhwürth, Sprecherin für Vereinbarkeit, Familie und Beruf des KFÖ, überrascht. Denn nur 21 Prozent der Teilzeit-Arbeitenden würden sich eine Stundenaufstockung wünschen. Die mangelhaften Kinderbetreuungsplätze seien ausserdem, entgegen oft geäusserten Vermutungen, nicht immer Grund für eine Teilzeitbeschäftigung. Drei Viertel würden sich schlicht und einfach über mehr Zeit mit den eigenen Kindern freuen. Der alleinige quantitative Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen sei dementsprechend wenig zielführend, erkannte Trendl. „Es müssen auch die Qualität und die Leistbarkeit stimmen“, so der Präsident des KFÖ.

Wunsch nach Vereinbarkeit

Oft seien es die Finanzen, die eine Stundenreduzierung unmöglich machen würden. Doch wünschen sich gemäss der Studie mehr als die Hälfte der Berufstätigen mit Kindern weniger Zeit für die Arbeit und mehr Zeit für die Kinder. Die Erwerbstätigkeit zugunsten der Kinder aufzugeben, würden lediglich 11 Prozent in Betracht ziehen. Der Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie stehe jedenfalls hoch im Kurs: 67 Prozent würden gerne das Beste aus beiden Welten haben, für 51 Prozent sei der Beruf sogar ein Ausgleich zum teils anspruchsvollen Familienleben. „Das sollte die Politik anerkennen“, so Fruhwürth.

Politischer Handlungsbedarf

Die Ergebnisse der Studie zeigen eine klare Ansage in Richtung mehr finanzielle Unterstützung von den Gemeinden. 51 Prozent der Eltern würden sich mehr Geld für die Kinderbetreuung zuhause wünschen. 50 Prozent seien für einen Ausbau der Kinderbetreuung. Es gelte ausserdem, die Pensionsfalle bei Teilzeit-Arbeitenden zu beseitigen. „Dass es überwiegend Frauen sind, die in die Altersarmut rutschen, weil sie aufgrund von Betreuungspflichten Teilzeit gearbeitet haben, ist nicht in Stein gemeisselt. Es liegt an der Ausgestaltung des Pensionssystems“, betonte Fruhwürth anlässlich ihrer Forderung nach einer besseren und längeren pensionsrechtlichen Anrechnung der Kindererziehungszeiten. Ausserdem müsse die pensionsrechtliche Anerkennung von Kindererziehungszeiten über das 4. Lebensjahr hinaus erfolgen, der KFÖ wünsche sich eine betraglich abgestufte Regelung bis zum 8. Lebensjahr des Kindes.

Der Hauptteil der Befragten stehe der Teilzeit jedenfalls sehr positiv gegenüber, besonders die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betreffend. Teilzeit könne jedoch erst so richtig ein Teil der Lösung werden, wenn die zuständigen Politiker zu handeln beginnen würden, so Fruhwürth.

Quelle: Institut für Ehe und Familie vom 27. September 2021