Gastbeitrag von Regula Lehmann

Bald sind die langen Sommerferien vorbei und es wird Zeit, sich auf das neue Schuljahr vorzubereiten. Nicht allen Kindern und Eltern fällt dies leicht und es kann leicht geschehen, dass der Schulstart zum unüberwindbar scheinenden Berg mutiert. Was hilft Familien, positiv ins neue Schuljahr zu starten?

Als erstes gilt es, den Alltagsrhythmus wieder zu finden und es hilft allen Beteiligten, wenn wir schon in der letzten Ferienwoche anfangen, wieder früher schlafen zu gehen und Morgens früher aufzustehen. Ebenfalls motivierend ist es, wenn jedes Familienmitglied bei gemeinsamen Mahlzeiten aufzählt, worauf es sich freut. (Freunde wiedersehen, Schulfächer, die man mag, neue Wahlfächer, neue Gspänli…) Auch mit dem Einkaufen von feinen z’Nünis für die erste Woche, einer schönen Dokumentenmappe oder neuen «Finken», die wieder passen, wird die Vorfreude auf den Schulalltag gefördert. Wir ordnen die Schulsachen, spitzen Farbstifte, bedrucken Malschürzen, waschen die Turnsachen, organisieren eine gutsitzende, peppige neue Badehose… und vielleicht basteln wir unserem Erstklässler eine Schultüte, die mit kleinen Überraschungen und Ermutigungen gefüllt ist.

Wichtig ist auch, dass wir positiv über Lehrpersonen und Schulkameraden sprechen. Wir lassen uns nicht von den Vorurteilen anderer über gewisse Leute «infizieren». Wie unsere Kinder ihre LehrerInnen oder Schulkameraden erleben, hängt massgeblich davon ab, wie sie selber auf diese zugehen und sich verhalten.

Nervosität wegen neuer Stufe, Herausforderungen…

Als Eltern müssen wir oft erst selber Vertrauen fassen und mit den eigenen Ängsten umgehen lernen. Wir können am ehesten Geborgenheit schenken, wenn wir selber geborgen sind. Wo wir es lernen, realistische Erwartungen an unser Kind zu haben und ihm erreichbare Ziele stecken, entsteht viel Entlastung. Unser Kind muss nicht erfolgreich sein, damit wir dann stolz sein können. Es muss nicht etwas erreichen, was wir nicht erreicht haben. Es reicht, wenn das Kind sein Bestes gibt und die Welt geht nicht unter, wenn unser Kind an gewissen Punkten (Anfangs-)Schwierigkeiten hat. Vieles braucht einfach Zeit und wenn es dann doch nicht geht, gibt es verschiedene Hilfsangebote, die man in Anspruch nehmen kann – also bitte keine Panik! Wesentlich ist auch, sich nicht von anderen Eltern hetzen und verunsichern zu lassen. Unsere Kinder müssen nicht können, was andere können oder besser sein als andere. Ich bin keine «Rabenmutter», wenn ich nicht ständig mit meinem Kind von Fördermassnahme zu Fördermassnahme renne, damit mein Kind zu den Besten gehört. Viel wichtiger ist mir, dass meine Kinder entlastet, fröhlich und (einigermassen) gerne zur Schule gehen. Sie sollen wissen, dass sie zu Hause – mit jeder Note und allem, was sie sind – willkommen und geliebt sind. Dieses Bewusstsein wirkt sich auf jeden Bereich positiv aus. Alles Gute zum Schulstart!


Regula Lehmann ist Buchautorin und Eltern-Coach. Sie ist besonders im Bereich Sexualerziehung engagiert: Elterninitative Sexualerziehung Schweiz