Manche Arbeitgeber gewähren ihren Angestellten hin und wieder eine längere Auszeit („Sabbatical“ oder „Sabbatjahr“). Doch auch Rentner machen immer wieder von dieser Möglichkeit Gebrauch. Der pensionierter Arzt Dr. Dieter Gellhorn, Autor des Buches „Spanische Ansichten übers Jahr – Ein kritisches Allerlei in 259 Aperçus“, verbrachte das gesamte Jahr 2021 in Südspanien nahe Huelva, in der Nähe von Gibraltar. Dabei wurde ihm klar, dass bestimmte Dinge erst im Ausland richtig betrachtet werden können. Im Jahr 2021 jährten sich verschiedene Ereignisse (am 11. September der Anschlag aufs World Trade Center zum 20. Mal), einige zum ersten Mal (am 16. Oktober war die Enthauptung von Samuel Paty, am 29. Oktober die Ermordung dreier islamistischer Morde an drei Kirchenbesuchern in Nizza), eines zum 450. Mal (am 8. Oktober die Schlacht von Lepanto). Diese Umstände veranlassten Gellhorn, Kommentare dazu zu verfassen, während er abgeschieden lebte. Dazu kamen u.a. Betrachtungen zum Koran und zum Islam auf. M. Hikmat von Zukunft CH führte ein Gespräch mit dem Autor.

Zukunft CH: Herr Gellhorn, warum dieser Titel des Buches? Warum „spanische“ Ansichten?

Gellhorn: Im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch sagt man oft, wenn etwas Überraschendes und eher Unglaubwürdiges geäussert wird: „Das kommt mir aber spanisch vor“. Und wenn es sehr unglaubwürdig war: „Das ist mir aber ziemlich spanisch“. Nun äussere ich in diesem Buch eine Vielzahl von Ansichten, die von dem zurzeit im deutschsprachigen Raum herrschenden politisch-medialen Komplex als unglaubwürdig abgewertet werden. Nun traf es sich, dass ich beim Schreiben dieser Aperçus auch tatsächlich in Spanien war. So hatte dieser Titel damit sogar noch einen zweiten Grund. Die beiden Gründe wurden sozusagen ein Paar, eines, das ein Innen mit dem Aussen verband.

Zukunft CH: Was ist die zentrale These Ihres Buches in Bezug auf den Islam?

Gellhorn: Die zentrale These des Buches zum Islam ist folgende: Der Islam ist angelegt auf Akkumulation politischer Macht. Seine Anhänger wollen demgemäss mithilfe der Scharia einen Staat, in dem u.a. Glaubensabfall vom Islam mit der Todesstrafe geahndet wird, Ehebrecherinnen gesteinigt werden und christliche Gottesdienste extrem erschwert oder ganz verboten werden. Der Islam passt mit solchen Absichten nicht in unsere moderne Welt und schon gar nicht in eine Welt, in der viele Staaten (auch ein islamischer) mit Atomwaffen bewaffnet sind. Dem Islam gehört deshalb möglichst rasch durch Evidenz, d.h. eine allen Menschen unmittelbar einleuchtende tiefentheologische Begründung, weltweit die Wurzel gezogen.

Zukunft CH: Spanien wurde eine Zeit lang geschichtlich sehr vom Islam geprägt, bis der Islam abgewehrt wurde. Welche Auswirkungen hat die muslimische Präsenz heute auf die spanische Kultur und Gesellschaft?

Gellhorn: Nicht zuletzt spielen Zahlen eine Rolle: Ende der 1970er-Jahre gab es in ganz Spanien etwa 20’000 Muslime und es gab diesbezüglich keine allzu schwerwiegeden Probleme. Heute gibt es in Spanien 1,5 Millionen Muslime, wovon auch 20’000 einheimische Konvertiten sind. In Granada, einer Stadt von 250’000 Einwohnern, gibt es gemäss einem Focus-Artikel heute 20’000 Muslime und hier gibt es durchaus Probleme. Wie allgemeinhin bekannt, steht die Alhambra, eine maurische Stadtburganlage von grosser Pracht und Schönheit, in Granada. Heute ist sie eine Touristenattraktion, durch die im Jahr etwa 2,4 Millionen Besucher geführt werden. Sicherlich bereichert dieses Relikt des ehemaligen Emirat Granada, das durch ein Heer der Könige Ferdinand und Isabella im Januar 1492 zur Aufgabe gezwungen wurde, die heutige Kultur Spaniens wie auch seine Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft.

Mit einer solchen Erwähnung müssen aber auch die Probleme des Zusammenlebens mit den Muslimen berichtet werden. Die muslimische Gemeinde Granadas beansprucht z.B. einen Teil der Billet-Einnahmen, da es ihre Vorfahren gewesen seien, die diese Kunstwerke geschaffen hätten. Ausserdem fordert die muslimische Gemeinde Granadas, ihr Freitagsgebet in der Kathedrale abhalten zu dürfen, denn früher wäre dieser Bau ja auch eine Moschee gewesen. Diese Schwierigkeiten erscheinen einem Nichtspanier vielleicht klein, einen Spanier aber, der angesichts immer grösser werdender Einwandererzahlen aus Pakistan, Afghanistan und besonders aus Marokko sowieso schon eine Re-Islamisierung seiner Heimat befürchtet, ärgern und ängstigen solche Forderungen. Gelegentlich geschieht aber auch objektiv gesehen dortzulande überaus Problematisches. So wurden in der Zeit von 2012 bis 2017 in Spanien insgesamt 277 Dschihadisten verhaftet, was ein erhebliches kriminelles Potential unter einigen spanischen Muslimgruppen zu erkennen gibt. Wie ein Gipfel von Eisbergen ist dieses kriminelle Potential einer breiteren Öffentlichkeit erstmals kenntlich geworden in den Anschlägen auf Madrider Vorortzüge im März 2004. Bei diesen Anschlägen starben 191 Menschen und eine noch viel höhere Zahl an Menschen wurde verletzt. Ein anderer Anschlag wurde im August 2017 begangen, als ein von einem Muslim gelenkter Lieferwagen in ein Fussgängerzentrum in Barcelona raste, 13 Menschen tötete und etwa 200 verletzte. Damals veröffentlichte ein spanischer Terrorismusexperte das Buch: „Die Invasion des Dschihad in Spanien“.

Zukunft CH: Wie aber ist das zu erklären?

Gellhorn: Die sogenannte islamische Gemeinschaft Spaniens, deren Sprecher meist gut spanisch sprechende Konvertiten waren, hatten doch einiges erreicht, wie z.B. besondere Bereiche auf Friedhöfen für Muslime und die Errichtung islamischer Gebetsräume in Universitäten. Es ist aber wohl ein ganz spezielles theologisches Grundproblem, das zwischen Spanien und seinen Muslimen steht. Das moderne Spanien erhebt sich über dem „Geschichtsort“ von al Andalus. Spanien ist mit der aus christlicher Sicht geglückten Reconquista eine quasi leibhaftige Widerlegung des Koran gelungen. Der Koran gibt nämlich mit Sure 2, Vers 191 den Muslimen den Auftrag, die Ungläubigen von dort zu vertreiben, von wo sie sie vertrieben hatten. Dies gilt gemäss der Auslegung der Tradition für alle Orte, von denen Muslime je vertrieben worden sind. Auch das Gelingen dieses Auftrags sagt der Koran den Gläubigen zu, da Allah gemäss Sure 8, Vers 17 den Kämpfern bei einem solchen Kampf die Hand führt. Das christlich gewordene Spanien als leibhaftig gewordene Widerlegung der Aussagen des Koran ist somit per se ein Ort, der der Radikalisierung von Muslimen Vorschub leistet.

Zukunft CH: Was können wir aus den Erfahrungen Spaniens lernen?

Gellhorn: 1) Eine Zurückdrängung des Islams benötigt einen langen Atem. Die Reconquista der Iberischen Halbinsel dauerte von 722 n.Chr. bis 1492 n.Chr. Was den heute geforderten geistigen Kampf angeht: Dass es lange dauern wird, darauf müssen die Länder Europas sich mit ihren Strategien einstellen. Ein „Laissez faire“ jedenfalls darf es in keiner Hinsicht und in keiner Phase geben.

2) Erst eine verstärkt christlich-religiöse Motivation erhöhte die Schubkraft zur Rückeroberung der Iberischen Halbinsel entscheidend. Eine vergleichbare christliche Renovation und damit Schubkraft ist zurzeit nicht in Sicht. Es würde aber vorerst wohl ausreichen, wenn Päpste wie Johannes Paul II. und besonders Benedikt XVI., die ja auch beide philosophisch Ausserordentliches beigesteuert haben, als besonders zu berücksichtigende Ratgeber anerkannt würden.

3) Erst die vollständige Vertreibung des Islam eröffnete den Weg zu einer globalen und letztlich alles mit allem Verbindenden und sich humanisierenden (siehe UNO-Charta) neuen Welt. Die Elimination des Islam auf der Iberischen Halbinsel, die damals militärisch stattfand, muss man heute global und vornehmlich im korantextkritischen Sinn anstreben. Es hilft nur eine totale Entfernung der Heiligsprechungen von Verbrechen, die im Koran zu lesen sind. Nur dann wird sich dem allgemeinen guten Willen eine neue Welt eröffnen.

Zukunft CH: Vielen Dank für das Interview

 

Dr. Dieter Gellhorn, geboren 1949 in Moers (Deutschland), studierte bis 1973 Medizin und Philosophie in Düsseldorf und Wien und verbrachte die zweite Hälfte seines Berufslebens als niedergelassener Anästhesist. Er beschäftigte sich schon in frühen Jahren mit Geschichte und auch dem Islam. Er veröffentlichte bisher u.a. Erfahrungen des Ganzen in drei Teilen (1978), Zur Gerichtetheit menschlicher Geschichte (1983), Vortrag auf dem Weltkongress für Philosophie in Montreal, Notaufnahme – Medizingedichte (1985), 40 Schlüsselfiguren der Geschichte (2009).

Sein aktuelles Buch: Spanische Ansichten übers Jahr – Ein kritisches Allerlei in 259 Aperçus, Hess Verlag, 2022, 245 Seiten