Spanien ist das Land der Europäischen Union, in welchem die Zahl der Scheidungen in den letzten Jahren am meisten zugenommen hat („Osservatore Romano“, 22. Juli 2010). Diese Tatsache geht aus einer Untersuchung über die Scheidungen in den 27 EU-Ländern hervor, die vom Institut für Familienpolitik (Ipf) Madrid publiziert wurde und sich auf den Zeitraum von 1998 bis 2008 bezieht.
In diesen zehn Jahren nahm die Anzahl der Scheidungen stetig zu: Sie stieg von 36‘072 im Jahr 1998 auf 110‘036 Scheidungen im Jahr 2008. Der Präsident der Ipf, Eduardo Hertfelder, unterstreicht, dass der Anstieg der Scheidungen in Spanien 58 Prozent des Totals der gegenwärtigen 27 Länder ausmache. 2008 gab es in der EU über eine Million Scheidungen, 80 Prozent davon allein in den 15 Ländern der EU vor ihrer Ausdehnung im Jahr 2004. Die Gesamtzahl der Scheidungen während den zehn untersuchten Jahre betraf mehr als 14,5 Millionen minderjährige Kinder. „Diese Zahlen“ – so Hertfelder – „sprechen von Millionen von persönlichen personellen, familiären und sozialen Tragödien, denen gegenüber man nicht passiv bleiben darf“.

Verlängert man den Untersuchungszeitraum etwas, so gab es verglichen mit 1980 eine Abnahme der eingegangenen Eheschliessungen um 23,4 Prozent – trotz der Bevölkerungszunahme um mehr als 42 Millionen Personen. Heute verzeichnet man 334‘000 Scheidungen mehr pro Jahr verglichen mit 1980, was einer Zunahme von 50 Prozent entspricht. Allgemein zeigt der Bericht der Ipf, dass die Institution „Heirat“ in eine Krise versetzt wird durch die Abwesenheit einer „Politik zugunsten der Familien im Allgemeinen und besonders der krisengeschüttelten Familien“ – wie es Hertfelder sagt. Der Präsident der Ipf ermahnte die europäischen Staaten, den Anstieg der Scheidungen als „das wichtigste Problem für die spanischen und europäischen Familien zu betrachten“ und „eine wirkliche vorbeugende Politik zu betreiben, die den krisengeschüttelten Familien hilft“. Das italienische Statistikamt Istat publizierte, dass auch in Italien Trennungen und Scheidungen zugenommen haben. Demnach gab es 1995 158 Trennungen und 80 Scheidungen pro 1000 Ehen, 2008 sei man bereits bei 286 Trennungen und 179 Scheidungen angelangt.

Quelle: Correspondence européenne
Übersetzung: Zukunft CH