Schweizer Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit in sozialen Medien und kaum etwas führt zu mehr familiären Auseinandersetzungen, als die Frage, welches Kind sich wie lange in welchen Chatrooms aufhalten darf.

Von Regula Lehmann

Statt zusammen Fussball zu spielen, treffen unsere Kids sich auf virtuellen Plattformen und tauschen Neuigkeiten mit Freunden aus, die sie im realen Leben noch nie gesehen haben. Nicht immer sind solche Begegnungen harmlos. Bevor Kinder in die virtuelle Welt entlassen werden, sollten sie wissen, dass sie in offenen Chats weder persönliche Fotos noch konkrete Angaben zur eigenen Person weitergeben sollten. Und wirklich niemals sollten Kinder oder Teenager sich unbegleitet mit Leuten treffen, die über das Netz den nahen Kontakt mit ihnen suchen.

Als Eltern haben wir nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, zu wissen, auf welchen Plattformen unsere Kids sich bewegen. Dass wir immer wieder einen Blick auf Handys und Laptops werfen, ist nicht Verletzung der Privatsphäre, sondern ein wichtiger Beitrag zum Wohl unserer Kinder und soll den Kindern auch in diesem Sinn kommuniziert werden.

Problematisch werden soziale Medien, wenn Kinder und Teenager sich auf Plattformen zu Themen wie beispielsweise Suizid, Essstörungen oder Ritzen bewegen. Was hier an Gedanken und Kommentaren gepostet wird, ist teilweise echt „krankmachend“. Chats, in denen sich alles darum dreht, schöner, schlanker, sexy und perfekt gestylt zu sei, schädigen das Selbstwertgefühl und fördern ungesundes Konsum- oder Leistungsdenken. Dass sich immer mehr junge Menschen aufwändigen Schönheitsoperationen unterziehen, ist bedenklich.

Traumberuf Influencer?

Selbstdarstellung ist im Trend und „Influencer“ DAS neue Modewort. Immer mehr Eltern stellen Bilder ihrer Kinder ins Netz, um damit Aufmerksamkeit und Bewunderung zu generieren. So verwundert es nicht, dass immer mehr Kinder und Jugendliche davon träumen, als Influencer die Erfolgsleiter hochzuklettern. Was bedeutet, dass sie immer mehr Zeit im Netz verbringen, weil der Kontakt zu den „Followern“ nicht abreissen soll. Um die Bewunderer bei Laune zu halten, werden immer krassere oder freizügigere Bilder ins Netz gestellt. Dies kann im späteren Leben, beispielsweise bei der Suche einer Lehrstelle oder einer Anstellung, zum Bumerang werden. Und selbstverständlich muss auch die Frage gestellt werden, ob die individuelle Entwicklung der Persönlichkeit nicht zu kurz kommt, wenn es nur noch darum geht, anderen zu gefallen und Eindruck zu schinden.

Gesunde und ganzheitliche Entwicklung fördern

Kinder und Teenager total von sozialen Medien fernzuhalten, wird kaum möglich sein. Wichtig ist jedoch, dass digitale und reale Beziehungen in gesundem Mass zueinander stehen. Als Eltern unterstützen wir Kinder dabei, den persönlichen Kontakt zu Freunden zu pflegen und genügend Zeit in der realen Welt mit realen Menschen zu verbringen. Ein funktionierendes Familienleben, Hobbys und alltägliche Pflichten halten junge Menschen auf dem Boden und lassen sie zu lebenstüchtigen Menschen und Mitgestaltern einer realen, lebenswerten Zukunft heranwachsen.