Rund 650 Personen versammelten sich am 22. Oktober 2023 vor dem UNO-Gebäude in Genf, um gegen die am 7. Oktober 2023 verübten Gräueltaten der Terrororganisation Hamas zu protestieren. Im Mittelpunkt der von ICEJ (International Christian Embassy Jerusalem) organisierten Kundgebung standen die Familienangehörigen dreier noch sehr junger Geiseln. Als Mutter, Onkel und Tante der Verschleppten sind diese von Israel in die Schweiz gereist, um die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Mirjana Spoljaric Egger, und den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, zu treffen.

Es war eine emotional stark bewegte Gruppe, die sich am 22. Oktober auf der „Place des Nations“ traf, um die sofortige Freilassung aller von der Hamas gekidnappten Geiseln zu fordern. Über den Köpfen vermischten sich Schweizerfahnen, Israelflaggen und die Bilder der 212 Verschleppten. Dass sich unter den Geiseln zahlreiche Babys, Kinder, Jugendliche und gebrechliche, alte Menschen befinden, wühlt auf. Dass während der Kundgebung Hamas-Anhänger „Allahu Akbar“ oder „Free Palestine“ aus vorbeifahrenden Autos riefen, war angesichts der Bilder der noch immer vermissten Geiseln kaum erträglich.

„Nie wieder“ ist jetzt

Dabei hatten sich Israelis, Schweizer sowie Angehörige weiterer Länder gerade darum in Genf versammelt, um gemeinsam ein Zeichen gegen Judenhass und Antisemitismus zu setzen. Vertreter verschiedener Israelwerke forderten an der via Livestream in zahlreiche Länder ausgestrahlten Kundgebung die sofortige Freilassung aller Geiseln und eindeutige, politische Stellungnahmen gegen Terror. Kurzbotschaften von Vertretern verschiedener Israelwerke sowie von Jobst Bittner, dem Gründer des „Marsch des Lebens für Israel“ wechselten sich mit den Berichten Betroffener ab. Assef Shem Tov, Michal Dorset und Doris Liber fassten in Worte, wie sie den 7. Oktober erlebt hatten und was sie im Moment durchmachen.

Schüsse, Schreie und plötzlicher Kontaktabbruch

Als Erster gab Assef Shem Tov einen persönlichen Einblick in die Hamas-Terroranschläge vom 7. Oktober, bei denen sein Neffe Omer Shem Tov durch Schüsse verletzt und danach verschleppt wurde. Michal Dorset und Doris Liber berichteten über herzzerreissende, letzte Kontakte mit ihrer verschleppten Nichte und ihrem gekidnappten Sohn. „Ich wurde am 7. Oktober von einer Sirene geweckt“, erzählte Doris Liber, die alleinstehende Mutter des 26-jährigen Musikers und Komponisten Guy Iluz. „Ich begab mich in den Schutzraum und versuchte, weiterzuschlafen, wurde jedoch durch einen Telefonanruf aufgeschreckt. Die Nummer meines Sohnes erschien auf dem Display, doch Guy sagte nichts, ich hörte im Hintergrund nur arabische Stimmen. Da ich beunruhigt und verunsichert war, versuchte ich, meinen Sohn, der am Nova-Festival teilnahm, zurückzurufen und erreichte ihn tatsächlich. ‚Kommst du heim?‘, fragte ich Guy? ‚Ja, ich komme heim‘, antwortete er mir, doch im Hintergrund waren wieder arabische Stimmen und Schüsse zu hören.

Eine Stunde später rief mich mein Ex-Mann an und fragte erregt, ob ich wisse, wo Guy sei. ‚Ja, er ist unterwegs, er kommt heim zu mir‘, beruhigte ich ihn. Doch mein Ex-Mann erklärte: ‚Nein, ich habe noch mit Guy telefonieren können. Unser Sohn wurde angeschossen und gekidnappt, und sein Freund, der auch am Festival teilnahm, wurde erschossen. Ich habe Guy gesagt, er solle sich verstecken, ich würde ihn abholen.‘ Mein Ex-Mann konnte unseren Sohn jedoch nicht mehr herausholen. Bis heute wissen wir nicht, ob Guy lebt oder ebenfalls ermordet wurde. Die nächsten Tage verliess ich das Haus nur für die Beerdigungen der Kinder unserer Freunde, die beim Massaker der Hamas getötet worden waren. Noch immer hoffe ich, dass Guy lebt. Ich kam heute hierher, um euer Herz zu bewegen. Wir müssen etwas tun. Bitte nutzt euren Einfluss, um …“ An diesem Punkt versagte die Stimme der verzweifelten Mutter.

Iran präsidiert Sozialforum des Menschenrechtsrates

Einen prägnanten Akzent setzte gegen Ende der Kundgebung der iranische Künstler und Menschenrechtsaktivist Hman KH, der sich mit Wandgemälden für die Stärkung der Frauenrechte im Iran einsetzt. Hman erwähnte unter anderem, dass Israel als einziges Land im Nahen Osten die Frauen-Protestbewegung im Iran unterstützt. Er wies darauf hin, welch ein Skandal es ist, dass die UN ausgerechnet den Iran im November zum Präsidenten des Sozialforums des UN-Menschenrechtsrates gewählt und eingesetzt hat, obwohl der Iran als einer der Hauptsponsoren des Terrors im Nahen Osten gilt. Hman hofft, dass er die Möglichkeit erhält, durch ein Wandbild in der Stadt Genf gegen das Präsidieren des Iran zu protestieren.

Israel braucht mehr als Sympathie

Thomas Sandel, Präsident der europäischen Koalition für Israel, formulierte in seiner Ansprache mehrere klare Statements: „Die Zeit, um aufzuwachen, ist jetzt. Wenn nicht jetzt, wann dann? Was wir erleben, ist kein Krieg zwischen Muslimen und Israelis. Es ist ein Kampf zwischen denen, die das Leben feiern, und denen, die den Tod bejubeln. Wir rufen die Nachbarländer Israels auf, ihre Grenzen umgehend für die Bevölkerung des Gazastreifens zu öffnen, bis die Hamas besiegt ist. Jetzt ist nicht die Zeit für Sympathie, es ist die Zeit zu handeln. Lasst nicht zu, dass über unsere Generation gesagt wird, wir hätten geschwiegen, während unsere jüdischen Freunde abgeschlachtet wurden. Lasst uns unsere Stimmen laut und klar erheben.“

Das Video zur Demonstration in Genf: Free the Hostages Demonstration at UNHRC & ICRC, Geneva, Switzerland