Papst Franziskus übt im Vorwort zu einem neuen Buch mit Texten von Joseph Ratzinger (dem emeritierten Papst Benedikt XVI.) fundamentale Kritik am Marxismus und der Gender-Ideologie. Darüber berichteten deutschsprachige katholische Medien am 6. Mai 2018 mit Berufung auf die Tageszeitung „La Stampa“, welche das Vorwort bereits am 5. Mai als Vorabdruck veröffentlichte.

Im Vorwort zum Buch mit dem Titel „Liberare la libertà – Fede e politica nel terzo millennio“ (Die Freiheit befreien – Glaube und Politik im dritten Jahrtausend) legt Franziskus laut Vatican News besonderes Gewicht auf die Absage seines Amtsvorgängers an die marxistische Ideologie. „Er“, so schreibt Franziskus über Ratzinger, „arbeitet eine christliche Vision der Menschenrechte aus, die in der Lage ist, auf theoretischer und praktischer Ebene den totalitären Anspruch des marxistischen Staates und der atheistischen Ideologie, auf der dieser basiert, zu hinterfragen.“ Diese Überlegungen seien auch nach 30 Jahren noch von „unveränderter Frische und Lebendigkeit“. Denn heute seien wir „mehr denn je“ mit der Versuchung konfrontiert, jeder Liebe abzusagen, „die nicht die Liebe des Menschen für das eigene Ego ist, für das Ich und seine Gelüste“. Konsequenz dieser Denkweise aber sei die „Gefahr der ,Kolonialisierung‘ der Gewissen vonseiten einer Ideologie, die die grundsätzliche Sicherheit leugnet, nach der der Mensch als Mann und Frau existiert, denen die Aufgabe der Weitergabe des Lebens übertragen ist; diese Ideologie, die zur geplanten und rationalen Produktion von Menschenwesen gelangt und die – vielleicht sogar aus Gründen, die als ,gut‘ angesehen werden – es als logisch und gerechtfertigt ansieht, das zu beseitigen, was man nicht mehr als geschaffen, geschenkt, empfangen und gezeugt ansieht, sondern als von uns selbst gemacht.“

Die auf dieser Sichtweise basierenden „scheinbaren ,Rechte‘ des Menschen“ seien „alle auf die Selbstzerstörung des Menschen“ hin orientiert. Die „Verteidigung des Menschen und des Menschlichen“ gegen die „ideologischen Reduzierungen der Macht“ müsse darum heutzutage „wieder einmal“ davon ausgehen, dass der Gehorsam des Menschen gegenüber Gott als Grenze dafür dienen müsse, wieviel Gehorsam der Staat seinen Bürgern abverlangen könne.

Der Kern der Ablehnung von Karl Marx durch Ratzinger liegt laut dem Papst im Konzept der Erlösung. Es gehe, wie kath.net Franziskus zitiert, um die Frage, ob die Erlösung des Menschen durch die „Befreiung von jeder Abhängigkeit“ geschehe oder ob der Weg zur Befreiung eine „völlige Abhängigkeit von der Liebe“ sei. Der argentinische Papst verweist in dem Vorwort auch auf die Totalitarismuserfahrung des jungen Ratzinger, die diesen zu einer Reflexion über die Grenzen des Gehorsams gegenüber dem Staat geführt habe. Widerstand gegen einen staatlichen Totalitätsanspruch bedeute für Christen heute, „die Familie zu verteidigen“, so Franziskus.