Die Anstrengungen der Medien um Gestaltungsformen der in Quarantäne geschickten Bevölkerung sind gross und z. T. sogar originell. Aber trendgemäss scheint die Zumutung beklagenswert und schwer zu bewältigen, dass die Kinder allein von den Eltern betreut werden.

Gastbeitrag von Christa Meves

Deshalb sei die Rückführung in die Beschulung einschliesslich von Kitas und Kigas ein dringliches Gebot in den vorsichtigen Lockerungsbemühungen. Eindrucksvoll wird demonstriert, dass es nicht länger zugemutet werden kann, dass die unruhigen Kinder die Mütter, die in Vollzeitbeschäftigung stehen, während ihrer Homeoffice-Tätigkeit umlärmen. Mit anklagenden Mienen werden junge Frauen vorgeführt, die lauthals bekunden, dass sie die ständige Nähe ihrer Kinder nun bald zur Verzweiflung treibe. Einzelne Länderregierungen hierzulande haben diesem Geklage nun bereits – nicht durch Vernunft, sondern auf dem Boden linker Politik – nachgegeben und trotz deklarierter Gefahr die Kinder in den Abschlussklassen beschult. Andere beharren im Isolationsstatus.

Die Intention solcher lockernden Massnahmen ist unverkennbar. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es aber keineswegs die Mehrheit der Mütter, die in dieser Weise betroffen ist. Vielen macht es hingegen Freude, mehr Zeit zu haben, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen. Es soll sich dadurch in der Öffentlichkeit eben weiter die Vorstellung festigen, dass es zwingend ausgebildeter Pädagogen bedarf, um das moderne Kind wirklich zu bilden. Das entspricht wissenschaftlich zwar nicht der Wahrheit, aber wird derartig propagiert, dass es nun auch immer mehr wohlmeinende Eltern glauben. Die Wahrheit wusste im Grunde schon der weise Goethe, indem er den Satz formulierte: „Man lernt nur von dem, den man liebt.“ Natürlicherweise sind das aber die Eltern, und zwar in den ersten Lebensjahren ganz besonders die leiblichen Mütter. Dort – bereits in der Schwangerschaft und während der Stillzeit – prägt sich Bindung an die Mutter ein.

Aber der künstlich verderbte Trend in der westlichen Gesellschaft versucht nun stattdessen, die Mütter als den hochrangigsten und gleichzeitig den natürlichsten Bildungsfaktor der so bedeutenden, so prägenden frühen Jahre auszuschalten, ja, zu entwerten. Diese Masche gehört zu der bewussten Bemühung, Kollektivierung von Anfang an und weiterhin durch digitale Vollbeschulung zum zwingend notwendigen Bildungsfaktor zu ernennen. Ich kann deshalb in dieser Situation den jungen Eltern nur noch einmal wieder zurufen: Bitte lasst Euch diesen Bären nicht aufbinden! Nutzt stattdessen fröhlich die Corona-Situation zur Förderung Eurer Kinder, solange sie ganztägig bei Euch sein dürfen, zumal es ein Bildungsmittel gibt, das – ausser Eurer den Kindern wohltuenden Nähe – erfolgreich ist. Es lässt sich auch ohne mühselige Anstrengungen vollziehen und – von der Kleinkinderzeit an bis weit ins Grundschulalter hinein praktiziert – die Intelligenz nur so spriessen, und zwar – wie die Hirnforscher uns bestätigen – mehr als jedes andere Mittel ähnlicher Art: DAS IST DAS VORLESEN.

Holt also die Märchen-, die Sagenbücher, die Kinderbibeln aus den Winkeln Eurer Schränke und setzt Euch mit den Drei- bis Zehnjährigen beieinander aufs Sofa (Euch allein ist das ja sogar in der Corona-Krise erlaubt!) Wenn ihr Euch vorher um Eure Kinder bemüht habt, nehmen sie – wenn der angebotene Stoff ihrem Reifegrad entspricht – solche Angebote mit Spannung, Interesse und Konzentration an. Schon die einzelnen Seiten in den Leporello-Büchern erfreuen bereits die Babys. Allein schon das Umblättern erweckt ihr Interesse, und wie erst recht beginnen dann in allen Entwicklungsphasen die Bebilderungen in den Büchern sie zu faszinieren! Mit Freude wird dann auch die Wiederholung der Bilder am nächsten Tag als eigener Lernerfolg begrüsst. Und das steigert sich dann bald – spätestens von der Dreijährigkeit ab –, wenn man zu kindgerechten Geschichten übergeht, die es als einen reichen Schatz in unseren Bibliotheken – aber auch bei vielen Familien zu Hause – hier doch noch gibt!

Sagen Sie nicht, dergleichen wäre in der Corona-Situation nicht erreichbar. Wir machen jetzt die Erfahrung, wie einfallsreich sich auch die Fachleute für die unbeschulten Kinder einsetzen. Wie wäre es mit Einsätzen von Bibliothekarinnen aus unseren Leihbüchereien? Und ich bin mir sicher, es brauchten nur einige Menschen mehr vom Wert dieser Bildungsmöglichkeiten überzeugt zu sein, dann würden binnen Kurzem auch zusammengesammelte Kinderbücher präsent sein, die vor die Haustüren von Wohnungen mit Kindern abgelegt würden. Und ähnlich originelle Einfälle könnten greifen. Das Kulturgut ist noch vorhanden, und an Ideen zur Übermittlung würde es schon bald in unserer Situation heutzutage glücklicherweise nicht fehlen. Sogar einzelne Väter lassen sich einspannen. Sie werden mit der schulischen Lernfreude ihrer Kinder belohnt werden und das so heiss ersehnte Ziel, ein gut benotetes Abitur, kann dann gewiss für viele mehr in eine anpeilbare Nähe rücken.

Selbst Corona könnte uns an der Erfahrung, wie sie hier von der Wissenschaft auf diesem Feld bereits hieb- und stichfest erforscht ist, klüger werden lassen: Einer der ratlosen Endlos-Diskutierer in unseren Medien brachte es kürzlich auf den Punkt: Wendet Euch doch nun in der Isolation der Corona-Krise der Homeschooling-Pädagogik zu, die es lange schon ausgefeilt – und erfolgreich zum Abitur führend – gibt und subventioniert dann bitte auch Mütter für all ihre direkten Bemühungen um die Kinder! Zollt so der Mutterschaft endlich wenigstens ein Stück gesellschaftliche Anerkennung! Gebt den standfesten Müttern als Regierungsmassnahmen wenigstens klug ein Stück ihrer unaufgeblichen Ehre zurück, damit sie sich ohne finanzielle Not in gelassener Freude um ihre Kinder kümmern können! Ja, das wäre für viele ein Ansatz zu der Möglichkeit, der Realität und ihren Notwendigkeiten, statt einer verhängnisvollen, schädigenden Ideologie Raum zu geben.

Möchten unsere Regierungen doch diese späte Chance zur Einsicht und zur Umkehr nutzen! Nur so lässt sich auf Zukunft für unsere Kinder hoffen!