Anlässlich der Einweihung des neuen Genozid-Museums im libanesischen Byblos und der offiziellen Gedenkfeierlichkeiten der Armenisch-Orthodoxen Kirche zum Genozid vor 100 Jahren hat die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) mehreren Patriarchen und Führern nahöstlicher Kirchen ihre volle Solidarität und Unterstützung versichert. In einem von dem Generalsekretär der WEA, Bischof Efraim Tendero (Philippinen), mitunterzeichneten Appell, den Thomas Schirrmacher verlas, forderte die WEA die weltweite Christenheit auf, gemeinsam zu verhindern, dass die christlichen Kirchen aus ihren Ursprungsgebieten vertrieben werden. Dazu sei eine Welle des Gebets, der öffentlichen Solidarisierung, aber auch Mobilisierung politischer Kräfte nötig.
Das Oberhaupt der Armenisch-Orthodoxen Kirche, Katholikos Aram I., schlug ebenfalls den Bogen vom Genozid an den Armeniern vor 100 Jahren zur Lage der Christen im Nahen Osten, die gegenwärtig „dramatisch geschüttelt“ würden. Viele gäben ein klares Zeugnis ihres Glaubens „im Leben und Sterben“. Er betonte seine Gewissheit, dass das letzte Wort „unser gemeinsamer Herr Jesus Christus“ habe und dankte für alle ökumenische Solidarität, vor allem im Gebet für die verfolgte Kirche. Der griechisch-orthodoxe Patriarch von Alexandrien, Theodoros II., erläuterte am Beispiel eines armenischen Mädchens, was es heißt, als Christ einen Glauben von Vergebung und Nächstenliebe zu leben, trotz Verfolgung und Unterdrückung. Letztlich müsse die Antwort auch auf die aktuellen Herausforderungen der Christen im Nahen Osten aus dem Evangelium kommen.

Das neu eröffnete Museum befindet sich in den Räumlichkeiten eines früheren Waisenheimes mit Namen „Birds Nest“, das von amerikanischen und dänischen protestantischen Missionaren 1915 ins Leben gerufen wurde und von dem aus auf dem Höhepunkt etwa 132.000 armenische Waisenkinder versorgt wurden. Die Armenisch Orthodoxe Kirche will mit der Wahl des Platzes, wie der Katholikos erklärte, auch ihren großen Dank an Christen anderer Konfessionen deutlich machen, die mitgeholfen haben, das Überleben des armenischen Volkes zu sichern. Stellvertretend für die Nachkommen der Waisenkinder erinnerte Alecco Bezikian an seinen Vater, dessen Namen – Aram Bezikian – das Museum trägt.

Quelle: BQ 369 – Nr. 33/2015