Eine am 8. Juni 2015 publizierte Studie zeigt: Fast drei Viertel der Schweizer Bevölkerung bewerten sowohl die Partnerschaft auf Lebzeiten als auch die sexuelle Treue (je 71 %) als wichtig. Darüber hinaus hält eine deutliche Mehrheit der Personen sowohl die lebenslange Partnerschaft (71%) als auch die sexuelle Treue (64%) für möglich. Die repräsentative Befragung wurde von der Schweizerischen Evangelischen Allianz in Auftrag gegeben und vom Markt- und Sozialforschungsinstitut gfs-zürich durchgeführt.
Eine lebenslange Partnerschaft und sexuelle Treue stehen in der Schweiz nach wie vor hoch im Kurs. 71% der befragten Personen aus der Deutsch- und Westschweiz finden es wichtig, ein Leben lang mit der Partnerin/dem Partner zusammen zu sein und ebenso viele finden lebenslange sexuelle Treue wichtig. 19% bzw. 18% finden diese Ziele weder wichtig noch unwichtig und nur für 4%, bzw. 6% sind sie unwichtig.

Dabei messen Frauen sowohl dem Aspekt, ein Leben lang mit dem Partner zusammen zu sein, wie auch der sexuellen Treue eine deutlich grössere Bedeutung zu als Männer. Ausserdem steigt der Grad der Wichtigkeit von lebenslanger Partnerschaft und sexueller Treue mit zunehmendem Alter. Während nur rund 20% der unter 40-Jährigen dies für sehr wichtig erachten, sind es bei den Personen mittleren Alters bereits rund 40% und bei Personen ab 65 Jahren sogar 62% (lebenslange Partnerschaft), bzw. 49% (sexuelle Treue).

Erwartungsgemäss spielt auch der Grad der Gläubigkeit eine Rolle beim Wunsch nach einer lebenslangen Beziehung und sexueller Treue. 66% der sehr Gläubigen bewerten das lebenslange Zusammensein als sehr wichtig und 55% von ihnen finden sexuelle Treue sehr wichtig. Nur 5%, bzw. 3% finden diese Aspekte unwichtig. Im Gegensatz dazu antworten 29%, bzw. 25% der Ungläubigen mit „sehr wichtig“, während 18%, bzw. 23% lebenslange Partnerschaft und sexuelle Treue für unwichtig halten.

Gerade für Verwitwete (78%: „sehr wichtig“) ist die lebenslange Partnerschaft von grosser Bedeutung, gefolgt von den Verheirateten (45%). Diesbezüglich unterscheiden sie sich klar von den Ledigen (16%) und den im Konkubinat Lebenden (15%). Die Ehe scheint demnach das Commitment zu stärken. Bemerkenswert bleibt dennoch, dass die lebenslange Partnerschaft nicht nur für Verheiratete/Verwitwete ein wichtiges Bedürfnis ist, sondern auch von 55% der Ledigen und 53% der Geschiedenen als sehr oder eher wichtig erachtet wird. 12% der Geschiedenen sagen hingegen, dass ihnen dieser Aspekt „überhaupt nicht wichtig“ sei.

Interessant ist, dass beinahe alle Bevölkerungsgruppen die lebenslange Partnerschaft als leicht wichtiger werten als die sexuelle Treue. Die Unterschiede sind allerdings überraschend gering. Einzig für die Gruppe der Geschiedenen ist die sexuelle Treue (64%) wichtiger als die Partnerschaft auf Lebzeiten (53% wichtig). Ein möglicher Erklärungsversuch für den tieferen Wert beim lebenslangen Zusammensein könnte darin liegen, dass sich die Geschiedenen mittels einer Scheidung bereits bewusst gegen diesen Aspekt entschieden haben. Der höhere Wert bei der sexuellen Treue könnte wiederum damit zusammenhängen, dass Untreue zum Teil zur Auflösung der Ehe führte.

Fragt man die Schweizer Bevölkerung hingegen für wie möglich sie die beiden Aspekte in einer Beziehung einschätzt, so zeigt sich ein beinahe deckungsgleiches Bild wie bei der Wichtigkeit. Bei der Frage, wie realistisch es für die Befragten sei, mit dem Partner ein Leben lang zusammen zu sein, stechen drei Subgruppen ins Auge, für welche dieser Aspekt „sehr wohl möglich“ ist: die Verwitweten (78%), die sehr Gläubigen (66%) und die Älteren (65%). Die Ledigen (18%) und die Jüngeren (17%) bewerten eine Partnerschaft auf Lebzeiten am seltensten als „sehr wohl möglich“. Doch auch hier ist es beachtenswert, dass über die Hälfte der Ledigen (51%) eine Partnerschaft auf Lebzeiten als möglich erachtet. Nur wenige Befragte schätzen eine lebenslange Partnerschaft als unmöglich ein, am häufigsten die Ungläubigen (11%) und die Geschiedenen (13%).

In praktisch allen Subgruppen hält mehr als die Hälfte der Befragten (54%–75%) auch die lebenslange sexuelle Treue für möglich. Einzig bei den Ledigen findet sich hierfür keine Mehrheit. Aber selbst bei ihnen halten mehr Befragte die sexuelle Treue für möglich (47%) als unmöglich (8%). Mit „unmöglich“ antworten am häufigsten die Geschiedenen (17%), die Ungläubigen (15%) und die Älteren (10%). In allen Bevölkerungsgruppen wird eine Partnerschaft auf Lebzeiten als eher möglich eingestuft als die lebenslange sexuelle Treue, die Unterscheide sind allerdings gering.

Die Unterschiede bei der Beurteilung der Wichtigkeit und des Möglichen eines lebenslangen Zusammenseins fallen in den einzelnen Subgruppen gering aus, bis auf die Gruppen der Ungläubigen und im Konkubinat Lebenden. Diese Bevölkerungsgruppen erachten eine lebenslange Partnerschaft zwar durchaus als möglich (Ungläubige 68%, Konkubinat 72%, Total 71%), ihnen ist die Partnerschaft auf Lebzeiten aber weniger wichtig als dem Durchschnittsbürger (Ungläubige 60%, Konkubinat 54%, Total 71%).

Die Konfession hingegen hat nur einen geringen Einfluss auf die Beurteilung dieser Fragen. Sowohl Katholiken wie Evangelische und auch die Konfessionslosen erachten die beiden Aspekte generell als wichtig und möglich. Katholiken (76%) stufen die Partnerschaft auf Lebzeiten als noch etwas wichtiger ein als evangelische oder konfessionslose Personen (je 68%). Ausserdem schätzen katholische (73%) und evangelische (72%) Interviewte das lebenslange Zusammensein als leicht möglicher und damit realistischer ein als Konfessionslose (66%). Auch die sexuelle Treue ist den katholischen (72%) und evangelischen (73%) Befragten fast gleich wichtig, den Konfessionslosen hingegen etwas weniger wichtig (64%). Die lebenslange sexuelle Treue halten katholische Personen (66%) am ehesten für möglich, gefolgt von den evangelischen (63%) und den konfessionslosen (60%) Befragten.

Das Forschungsinstitut gfs-zürich führte die Studie vom 23. März bis zum 9. April 2015 mit insgesamt 1‘005 telefonischen Interviews mit in der Schweiz wohnhaften Personen durch. Die Befragung ist damit repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung in der Deutsch- und Westschweiz.

Quelle: gfs-Zürich

Infos und Grafiken dazu unter:

http://gfs-zh.ch/wp-content/uploads/2015/06/Partnerschaft-und-Treue.pdf