Da die Krippen in der Schweiz teuer seien, würden viele gut ausgebildete Frauen zuhause bei den Kindern bleiben. Damit würden der Schweizer Wirtschaft wichtige Fachkräfte fehlen. So argumentierte SP-Bundesrat Alain Berset im Ständerat für seine Idee, weitere 83 Million Franken Bundesgelder zum Ausbau ausserfamiliärer Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung zu stellen. Der Ständerat stimmte der Vorlage am 14. März 2017 mit 26 zu 14 Stimmen bei fünf Enthaltungen zu. Eine fatale Weichenstellung für Familie und Gesellschaft.

Der Bund hatte bereits seit 2003 mit einem mehrjährigen Impulsprogramm die Schaffung von über 54’000 Betreuungsplätze durch die Kantone unterstützt und dafür 350 Millionen Franken ausgegeben. Nun soll mit einem weiteren Subventionspaket die familienergänzende Kinderbetreuung verbilligt werden, um die Berufstätigkeit von gut qualifizierten Müttern anzukurbeln.

Solche Massnahmen laufen zwar meist unter dem Label „Familienförderung“, doch stellen sie tatsächlich eine Schwächung, ja eine Ausbeutung der Familie dar. Dass der Ständerat hier den Bundesrat unterstützt, ist bedenklich. Er erhöht den Druck auf Mütter, berufstätig zu sein und ihre Kinder fremdbetreuen zu lassen. Eine Familienpolitik, die sich heute weitgehend darin erschöpft, die sogenannt bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern, beteiligt sich aktiv an der Erosion fundamentaler gesellschaftlicher Strukturen. Das Wohl der nächsten Generationen wird kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen und ebenso kurzfristig höheren Steuereinnahmen geopfert. Nachhaltige Familienpolitik sieht anders aus. Sie beachtet u.a. folgende Punkte:

  • Auch wenn Feministinnen dies nicht wahrhaben wollen: Die allermeisten Frauen, auch gut qualifizierte, die zuhause ihre Kinder selber betreuen, tun dies gerne und freiwillig.
  • Doppelt berufstätige Ehepaare sind einem erhöhten Scheidungsrisiko ausgesetzt, sagt u.a. der Zürcher Psychologie-Professor Guy Bodenmann. Die Folgen jeder Scheidung aber wirken sich negativ auf die Gesellschaft und die Wirtschaft aus.
  • Exzessive Fremdbetreuung von Kindern unter drei Jahren ist nachweislich schädlich für deren Entwicklung. Die Folgekosten werden ebenfalls Wirtschaft und Gesellschaft zu tragen haben.
  • Gut ausgebildete Mütter vergeuden ihre Fähigkeiten nicht, wenn sie zuhause bei den Kindern bleiben. Die Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm hat in einer Studie festgestellt, dass das Ausbildungsniveau der Mutter und das Vorhandensein von älteren Geschwistern einen starken positiven Einfluss auf die Entwicklung von Vorschulkindern haben.
  • Eine gute, echt liberale Familienpolitik sorgt primär für die Rahmenbedingungen, die es den Familien erlauben, ihre ureigenen Aufgaben wie die Betreuung und Erziehung von Kinder selber zu übernehmen.
  • Mit der unaufhörlichen Förderung von Fremdbetreuung geht ein schleichender Umbau einer freien, pluralistischen Gesellschaft in eine sozialistische Einheitsgesellschaft einher, in der die Familie als Ort der Freiheit und der Geborgenheit keine Rolle mehr spielt. Wollen wir wirklich eine Gesellschaft, in der der Staat unsere Kinder erzieht?

Die Vorlage wird demnächst im Nationalrat behandelt.