Diesen Monat war Valentinstag. An diesem Tag der vermeintlichen Liebe, welcher leider hauptsächlich für die Konsumindustrie interessant ist, sind es trotzdem nicht nur die Blumen- und Pralinenverkäufer, welche sich freuen. Nein, ganz im Trend sind auch Tanzabende und Paartanzkurse. Ähnlich scheint der allgemeine Trend, dass man wieder vermehrt als Paar Tanzen geht. In den letzten Jahren haben vor allem die lateinamerikanischen Standardtänze wie etwa Salsa und Bachata/Merengue einen Aufschwung erfahren. Aber auch Standardtänze wie Disco-Fox oder Lindy Hop sind wieder beliebter geworden.
Dies ist eine höchst spannende Entwicklung, da der Paartanz doch eigentlich etwas sehr Traditionelles ist. Er ist nicht so traditionell wie Trachtentanz oder Ländlermusik, aber von den dahinterstehenden Werten bodenständig. In einem Tanzkurs darf man noch, ohne merkwürdig angesehen zu werden, von „führen“ sprechen, sogar davon, dass der Mann führt. Man(n) muss klar führen, die Frau darf oder muss sich führen lassen. Das harmonische Miteinander funktioniert sonst nicht. Es gibt in diesem Metier somit keine vollkommene „Gleichberechtigung“, kein dekonstruktivistisches „Gender“-Bild. Der Relativismus hat hier zum Glück noch nicht viel kaputt gemacht. Mann ist Mann, Frau ist Frau und es wird zu zweit getanzt.

Man könnte das jetzt zwar altbacken und archaisch nennen, aber es geht schlicht um das harmonische Miteinander-unterwegs-Sein. Ich glaube Gott hat das so in uns hineingelegt. Der Mann geht tendenziell voran, ist der Kämpfer, hat eine Letztverantwortung vor Gott für Ehe und Familie. Die Frau ist seine „Gehilfin“. Dies ist keinesfalls eine minderwertige Position. Es ist eher so wie bei dem Verhältnis zwischen Kapitän und Erstem Offizier. Ein unzertrennliches, nicht voneinander wegzudenkendes Team. Der eine funktioniert nicht ohne den anderen. Also sind beide genauso wichtig.

Dies hat auch nichts mit Unterdrückung oder Bevormundung zu tun, da es nicht darum geht, wer beispielsweise der Erwerbsarbeit nachgeht, wer im Haushalt beim Kochen oder Putzen oder bei der Kindererziehung mithilft. Warum führt der Mann beim Tanzen? Er will seine Partnerin von ihrer schönsten und besten Seite zeigen. Sie darf sich präsentieren, sich begehrt und als Prinzessin fühlen. Der Mann bietet den Rahmen, eine Art Schutz, zeigt, „das ist aber meine Prinzessin“, die nicht einfach jeder haben kann.

Ist das nicht ein fantastisches Bild? Der Mann ist der Rahmen, die Frau das Gemälde! Ziel der Letztverantwortung des Mannes ist es, für seine Frau das Allerbeste zu wollen, sie in ihren Begabungen, in ihren Berufungen freizusetzen, sie zu fördern. Das Zusammengehören ist aber auch ein Schutz. Dieses Vertrauensverhältnis zwischen Mann und Frau ist etwas Spezielles, etwas Einzigartiges, es ist verbindlich, unterliegt nicht der Beliebigkeit, ist etwas Intimes. Beide sind aber auch fehlbar. Man muss miteinander kommunizieren, reden, aufeinander eingehen, einander vergeben. Letztendlich geht es um die Liebe, d.h. in letzter Konsequenz darum, sein eigenes Leben einer anderen Person hinzugeben. Beide geben für den anderen und für das Gesamte ihr Leben in die Waagschale; wie beim Tanzen, so auch in der Ehe und in der Familie.

Ich bin sehr froh, dass klassische Werte beim Tanzen noch ihren Ausdruck finden und die Menschen davon noch immer, trotz Relativismus, trotz Dekonstruktion der gesellschaftlichen Normen, trotz Überemanzipation und Gender Mainstreaming, fasziniert sind von diesen tief in unsere Herzen gepflanzten Werten; dass sie von der Schöpfungsordnung Gottes gezogen werden und den Paartanz offenbar gerne und fröhlich ausleben.

Von Urs Vögeli