Die deutsche SPD-Vizechefin Manuela Schwesig fordert mehr freie Wochenenden mit der Familie für Politiker. In einem veröffentlichten Interview auf ihrer privaten Webseite kritisierte Schwesig, Politik sei nicht familienfreundlich. „Es ist fatal, dass wir auch noch Parteitage und wichtige Sitzungen auf Sonntage legen”, sagte sie. Das politische Leben erfordere eine hohe Präsenz. Für die Sozialministerin Mecklenburg-Vorpommerns habe Familie Vorrang. „Und deswegen brauche ich auch Auszeiten von der Politik.“ Zustimmung erhielt Schwesig von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU) sowie von der FDP-Familienpolitikerin und Bundestagsabgeordnete Miriam Gruss, welche den Vorschlag machte, im Politikalltag mehr über das Internet oder Telefonkonferenzen zu regeln. „Es erhöht einfach die Authentizität eines Politikers, wenn dieser nicht nur über seine Familie redet, sondern Familie auch selbst lebt”, sagte Gruss dem „Hamburger Abendblatt“.
Wichtige und wahre Worte, die hier ganz ungewohnt vonseiten der Politiker/innen kommen. Denn es ist von grosser Bedeutung, wenn die Politik eines Landes familienfreundlich ist. Nur aus einer nachhaltigen gesunden Familienpolitik ergibt sich eine gesunde Gesellschaft und damit entscheidet sich die Zukunft jedes Volkes. Mehr Zeit für Familie, auch bei Politikern, ist nicht nur eine Forderung, sondern auch eine Sehnsucht, hinter der viele Fragen stehen: Wie viel Zeit verbringen Familien eigentlich miteinander? Verbringen Familien heute mehr oder weniger Zeit miteinander als früher? Was wünschen sich unsere Familien in der Schweiz?

Das Verhältnis und der Zusammenhang von Zeit und Familie werden dann besonders bedenklich, wenn sich den beiden Begriffen noch ein dritter anschliesst: Zeit, Familie und Beruf. Dieses Dreieck birgt einen Haufen von Explosivstoff in sich und erfordert ein ernsthaftes Umdenken der Familienpolitik – und zwar in Richtung Familie und Kinder. Über die Hälfte der schweizerischen Familien sind einer Studie zufolge der Meinung, dass die Schweiz kein familienfreundliches Land ist und dass hierzulande nicht genügend für Familien getan wird. Viele Eltern fühlen sich – und sind auch – überfordert. Sie brauchen die nötige Zeit für Verantwortung in der Familie, um füreinander und für die Kinder da zu sein.

Das Familienleben ist nicht einfach und funktioniert nicht immer von selbst. Deshalb brauchen wir eine familienorientierte Politik, in der die christlichen Wertevorstellungen von Familie als Navigationspunkte und Wegweiser dienen und in der Frauen Mütter sein können, ohne Angst davor zu haben. Auch familienfreundliche Unternehmensstrukturen sind notwendig: Mehr Flexibilität im Beruf, um mehr Zeit für Familie zu haben, könnte für Entspannung bei den Eltern sorgen. Eine familienfreundliche Unternehmensstruktur müsste also die Bedürfnisse der Mitarbeiter mit Kindern (und damit die der Kinder!) stärker berücksichtigen – schon aus Eigeninteresse heraus: Schliesslich sind Kinder auch die Zukunft der Unternehmen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind heute gefordert, Zeitstrukturen im Interesse der Familien neu aufzustellen. Wer hat den Mut, sich diesen Herausforderungen zu stellen?

M. Hikmat