Das Entscheidende ist, Kinder als Geschenk und Frucht der Liebe zu sehen, und nicht als egoistisches Projekt. Und auch Paare, die keine Kinder bekommen können oder eine andere Berufung haben, sind eingeladen, Liebe weiterzugeben.

Ein Weihnachtskommentar von Regula Lehmann

Noch vor 50 Jahren gehörten Kinder in unserem Land ganz selbstverständlich zur Ehe dazu. Wer keine Kinder bekommen konnte, wurde bedauert und Paare, die aus freien Stücken keine Kinder wollten, waren kaum vorhanden oder sprachen dies zumindest nicht offen aus. Mit steigendem Wohlstand, zunehmender Individualisierung und nicht zuletzt durch die Erfindung der „Pille“ veränderte sich diese Situation grundlegend: Kinder wurden von der Selbstverständlichkeit zu einer Option, die man wählt oder eben nicht. Während sich auf der einen Seite Paare sehnlichst ein Kind wünschen, tun andere alles, um ja keines zu bekommen. Im Sexualkundeunterricht wird Schülern – mitunter als erste Botschaft – beigebracht, „Kinder zu verhüten“ und sich vor Krankheiten zu schützen. Kind und Krankheit auf gleichem Niveau? Kein lebensfreundlicher Ansatz und kein positiver Zugang zum Thema Leiblichkeit und Sexualität! Wer die biblische Schöpfungsgeschichte studiert, stellt fest, dass Ehe und Fruchtbarkeit darin selbstverständlich zusammengehören.

Dass Begriffe wie „Liebe machen“ oder die „Frucht unserer Liebe“ heute kaum mehr verwendet werden, weist darauf hin, dass wir gesellschaftlich einen Paradigmenwechsel vollzogen haben und den „Weg der Liebe“ zunehmend durch einen konstruktivistischen Lebensstil ersetzen. „Ich mach mir die Welt, wide wide wie sie mir gefällt“ ist nicht nur Kinderlied, sondern Programm einer Gesellschaft, die der persönlichen Verwirklichung höchste Priorität gibt. Eine Sackgasse, unter der insbesondere die Kinder zunehmend leiden: Elterliches Projekt statt göttliches Geschenk oder zumindest Fügung zu sein, ist eine anstrengende und verwirrende Sache!

Wie gut, dass Advent und Weihnachten dazu einen wohltuenden Kontrast bilden und zum Weg der Liebe einladen. Eine einfache, junge Frau ist bereit, eigene Pläne zugunsten grösserer aufzugeben. Gott wird Mensch. Mensch mit Leib, Seele und Geist. Liebe wird fruchtbar, bekommt menschliche Hände und winzig kleine Füsse. Ein grösseres Geheimnis gibt es nicht. Daraus abgeleitet werden Ehepaare es als Privileg und natürlicher Ausdruck von Liebe betrachten, Kindern das Leben zu schenken. Und auch wo dies nicht möglich ist oder Paare eine andere Berufung haben, bleibt es Ziel und Aufgabe, Liebe weiterzugeben. Und damit – in vielfältigem Sinn – fruchtbar und zutiefst menschlich zu sein.

Frohe Weihnachten!