Ein Verzicht auf voreheliches Zusammenleben senkt das Scheidungsrisiko. Diese These vertritt die in der März-Ausgabe des Newsletters des Instituts für Demographie, Allgemeinwohl und Familie zitierte amerikanische Psychologin Meg Jay. Ursprünglich führten Wissenschaftler, so Jay in ihrem Aufsatz, den sogenannten „Kohabitationseffekt“ darauf zurück, dass ohne Trauschein lebende Partner von der persönlichen Einstellung her offener für eine mögliche Scheidung waren. Neuere Studien aber zeigten, dass der Effekt nicht allein auf individuelle Einstellungen zurückzuführen sei, sondern teilweise auch im Sex begründet läge. Die Forschung bezeichnet diesen Zusammenhang, wie Jay weiter ausführt, als „sliding, not deciding“ (hineinschliddern, nicht entscheiden). „Vom ersten Date zum Übernachten, über häufiges Übernachten bis hin zum Beischlaf ist es eine graduelle Steigerung – eine, die weder von Ringen noch einer Zeremonie, manchmal sogar noch nicht einmal von einem Gespräch geprägt ist.“ Paare umgingen schlicht das Gespräch darüber, warum sie zusammenziehen möchten und was dies bedeute. Der Ausstieg gestalte sich aber weniger einfach. Verschiedene Bindungen wie z.B. ein gemeinsamer Freundeskreis oder halbierte Wohnkosten führten dazu, dass viele schliesslich doch heirateten, oft mehr aus Bequemlichkeit denn aus Überzeugung. Beziehungen, die auf Bequemlichkeit und Unklarheit basieren, können uns aber, so Jays Schlussfolgerung, davon abbringen, nach dem Menschen zu suchen, den wir wirklich lieben. „Ein Leben, das auf ‚vielleicht genügst Du‘ basiert, fühlt sich einfach nicht so hingebungsvoll an wie ein Leben, das auf dem ‚ja, wir wollen‘ einer festen Bindung oder Ehe begründet ist.“