„Fake News“ sind zu Recht gefürchtet und verachtet, doch leider kommen sie nicht selten vor. Derzeit laufen die Lebensschutz-Initiativen „Einmal drüber schlafen“ und „Lebensfähige Babys retten“, die von einem breit aufgestellten, politischen Komitee auf den Weg gebracht wurden. In den Medien wird oft einseitig und verfälschend über die beiden Initiativen berichtet.

Von Ursula Baumgartner

Wann haben Sie zuletzt spontan ein Haus gekauft? Sind Sie zu einem Makler gegangen, haben sich Prospekte der Häuser angesehen und direkt vor Ort den Kaufvertrag unterschrieben? Nein. So geht man nicht vor, wenn man eine wichtige Entscheidung treffen muss, die unter Umständen den Rest des Lebens betrifft. Man geht planvoll vor, holt Informationen ein, wägt Vor- und Nachteile ab, überprüft die Finanzen und nimmt sich vor allem genügend Bedenkzeit.

Das Ziel der beiden Initiativen …

Nichts anderes will die Initiative „Einmal drüber schlafen“ erreichen. Schwangeren Frauen soll damit der Druck genommen werden, sofort, vielleicht gar noch in der Arztpraxis, zu entscheiden, ob sie eine Abtreibung vornehmen lassen wollen. Stattdessen will man ihnen einen Zeitraum schaffen, nämlich 24 Stunden, in dem sie in Ruhe ihre Optionen abwägen können.

Die Initiative „Lebensfähige Babys retten“ richtet ihren Fokus hingegen auf die ungeborenen Kinder, die bereits ausserhalb des Mutterleibs überleben könnten. Dies ist ungefähr ab der 22. Schwangerschaftswoche der Fall. Rund 100 Babys in diesem Entwicklungsstadium werden in der Schweiz jedes Jahr abgetrieben, oft aufgrund einer Krankheitsdiagnose. Die hierbei angewendeten Methoden unterscheiden sich massiv von denen in früheren Stadien der Schwangerschaft.

… und ihre Repräsentation in den Medien

Davon, dass eine der Initiativen „Abtreibungen nach der zwölften Woche ausnahmslos verbieten“ will, wie der „Blick“ es nun behauptet, kann also keine Rede sein. Doch jede Regelung, die dem ungeborenen Kind und seinen Rechten überhaupt Beachtung schenkt, wird von Abtreibungsbefürwortern von jeher als Bedrohung gesehen und bekämpft. Auch dass die erstgenannte Initiative den Frauen laut „Blick“ eine eintägige Bedenkfrist „vorschreiben“ will, liest sich wie eine versuchte Freiheitsberaubung. Studien zeigen allerdings, dass die Abtreibungsrate umso niedriger ist, je mehr Zeit sich Frauen zum Überlegen nehmen. Und egal, wie man zum Thema Abtreibung steht, einen Tag Bedenkfrist sollte einem das Leben eines Kindes doch in jedem Fall wert sein.