Während der Trend, das Geschlecht zu wechseln vor allem bei jungen Frauen noch immer stark im Zunehmen ist, melden sich zunehmend kritische Stimmen zu Wort. Eine von ihnen gehört Sam K., der Birgit Schmid im NZZ-Interview seine Geschichte erzählt hat.

Sam K. empfand bereits in der Kindheit eine tiefe Ablehnung gegen ihren weiblichen Körper. Mit 42, als verheiratete Frau und Mutter einer Tochter, entschied sie sich für geschlechtsverändernde Massnahmen – ein Schritt, den sie heute sehr bereut, weil sich ihre Situation dadurch nicht verbessert, sondern verschlechtert hat. Sie nimmt inzwischen mehr Psychopharmaka ein als vor ihrer Geschlechtsveränderung.

Dass man kaum Lebensgeschichten wie die von Sam K. hört, macht hellhörig. Nicht nur in den Printmedien, auch auf den Sozialen Medien liest man nur selten solche Geschichten. Das Interview der NZZ vom 6. Februar 2021 mit Sam K. bildet aktuell eine der wenigen Ausnahmen und gibt tiefe Einblicke Entwicklungen, die mehr als nachdenklich machen. So wird z.B. der Schluss nahe gelegt, dass es so scheint, als würden entsprechende Berichte das Selbstverständnis der Trans-Community und ihrer Fürsprecher in Frage stellen. „Transmenschen, die ihre Transition bereuen, interessieren niemanden“, empfindet Sam K. „Dass zum Beispiel eine Depression unabhängig von einer Transidentität bestehen könne, werde ausgeblendet oder gehe in der allgemeinen Harmoniesucht unter. In Abklärung und Therapie werde einem suggeriert, dass sich viele Probleme mit der Transition lösen würden.

In Sams Fall entpuppte sich dies als fataler Irrtum. Aber weil sich Sam vor der Trans-Community fürchtet, erzählt er seine Geschichte nur anonym. Wer das queere Gedankengut nicht in allen Punkten teile, werde ausgegrenzt, erklärt er. Obwohl Sam K. sich als erwachsene Frau und Mutter freiwillig für eine Transition entschieden hat, stellt er eine gewisse, einseitige Beeinflussung fest, die u.a. aufgrund der Nähe zwischen Ärzten, Transaktivisten und selbst betroffenen Therapeuten entstehe. Da der Kreis der Fachexperten überschaubar klein sei, würden einem stets dieselben Personen empfohlen, was eine objektiver Diagnosestellung erschwere. Die Trans-Experten zitierten sich in wissenschaftlichen Artikeln gegenseitig und wiesen einander Aufträge zu.

Der Übergang von Engagement zu Aktivismus könne fliessend sein. Wer mit seinem Geschlecht hadere, werde in der Regel umgehend an Spezialisten überwiesen, weil nichtspezialisierte Ärzte oder Therapeuten oft nicht wagten, eine Diagnose zu stellen; u.a. aus der Angst heraus, bei Nichtempfehlung einer Geschlechtsumwandlung als „transphob” zu gelten. Sam K. hätte sich jedoch eine Beurteilung von „neutraler” Seite her gewünscht. Das Tempo, mit dem seine Transition vorangetrieben wurde, überforderte ihn. Die auf Transgender spezialisierte Psychiaterin überwies Sam K. nach nur zwei Sitzungen für eine Testosterontherapie an die Gynäkologin. Der Prozess ging unaufhaltsam voran, noch bevor er seine Unterschrift unter die erste Einverständniserklärung setzte.

Unterdessen hat Sam K. hat das Testosteron wieder abgesetzt, weil er sich durch die Hormone zu fremdbestimmt fühlte. Eine Detransition zieht er nicht in Betracht, weil er nicht von einem Extrem ins andere wechseln will. Auf die Frage der Journalistin, wie er sich heute fühlt, bekennt er: „Ich bin eine Frau“.