In Grossbritannien muss der High Court gegenwärtig über die Rechtmässigkeit von geschlechtsverändernden Behandlungen bei Minderjährigen befinden. Eine ehemalige Psychiatrieschwester und die Mutter eines betroffenen Kindes haben gegen das Gender Identity Developemet Service (GIDS) der bekannten Londoner Travistock-Klinik Klage eingereicht.

Gemeinsam mit der Mutter eines dort behandelten Kindes erhebt die ehemalige Psychiatrieschwester und Dozentin Susan Adams schwere Vorwürfe gegen das GIDS. Wie „The Telegraph“ berichtet, verfolgt Adams das Ziel, dass diese „experimentelle und invasive Behandlung“ ausgesetzt werden solle, um „die Kinder zu schützen“. Die Anwälte und Rechtsexperten der beiden Frauen argumentieren, es sei illegal, unter 18-Jährigen „Pubertätsblocker“ und gegengeschlechtliche Hormone zur Verfügung zu stellen, weil „diese keine gültige Zustimmung zur Behandlung geben“ könnten. Adams, die während elf Jahren in der Travistock-Klinik tätig war, berichtet zudem, viele Kinder seien nach nur ein oder zwei psychiatrischen Beratungsstunden zu einer Behandlung zugelassen worden und die meisten Kinder würden keinen Zugang zu einer psychologischen oder psychiatrischen Therapie erhalten, ausser „sie haben viel Glück“. Zahlreiche Minderjährige würden, so die ehemalige Psychiatrieschwester, zur Behandlung zugelassen, obwohl sie „Autismus haben oder an einer Form von Trauma oder sexuellem Missbrauch leiden“. Adams zeigt sich besorgt darüber, dass teilweise erst Neunjährige in eine „komplett experimentellen Behandlung“ einwilligen sollen, „für die die Langzeitfolgen nicht bekannt sind“. Auch wenn manche der Kinder clever oder erwachsen wirken würden, könnten sie doch keinesfalls abschätzen, wie ihr zukünftiges Leben sein werde, was sie durch ihre Zustimmung verlören und wie stark sie ihre Gesundheit gefährdeten.

Laut „The Guardian“ gab der High Court Ende Februar bekannt, die Überprüfung schreite voran. Im Rahmen einer Zeugenaussage bestätigte der Geschäftsführer von Travistock, über 30 Mitarbeiter des GIDS hätten in den vergangenen zwei Jahren die Klink verlassen. Unter ihnen auch Marcus Evans, der Travistock als ehemaliger Präsident der Stiftung nach über 30-jährigem Wirken verliess. Begründet hatte Evans seinen Weggang, laut einem Bericht von „dailymail“, mit seinen Sorgen darüber, „was in der Welt der Gender Identitäten“ geschehe.

Wie aus den aktuellen Zahlen des GIDS hervorgeht, sind die Überweisungen von Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. Waren es in der Zeit von 2014 bis 2015 noch 678 Personen, stiegen die Zahlen innerhalb von vier Jahren auf 2’590 Personen an. Die jüngsten Patienten waren dabei nur drei bis vier Jahre alt. Dass gleichzeitig die Anzahl der Menschen, die sich nach einigen Jahren dafür entscheiden, ihre Geschlechtsumwandlung wieder rückgängig zu machen, ansteigt, führt in Grossbritannien dazu, dass grosse Fernsehsender wie BBC das Thema zunehmend kontrovers beleuchten. In der Schweiz reichte CVP-Nationalrat Benjamin Roduit am 5. März 2020 eine Interpellation zu Minderjährigen, die wegen Problemen mit ihrer Geschlechtsidentität behandelt werden, ein.