Gemäss den Daten des europäischen Netzwerks des Instituts für Familienpolitik IPF, die am 7. Mai 2008 dem Europäischen Parlament vorgelegt wurden (Daten bezeihen sich auf EU-Länder), ist die demografische und soziale Situation Europas in starkem Niedergang. Laut dem Bericht der IPF über die Entwicklung der Familie in Europa im Jahr 2008, ereignet sich eine Abtreibung alle 27 Sekunden und eine Scheidung alle 30 Sekunden. Das sind verglichen mit 1980 jährlich eine Million weniger Geburten. Abtreibung ist zusammen mit Krebs die wichtigste Todesursache in Europa.
Der Bericht, der im letzten Jahr Zusammenhang mit dem Europäischen Tag und dem Internationalen Tag der Familie präsentiert wurde, ist unerbittlich. Die demografische Entwicklung Europas stellt ein Wachstum von 14,2 Millionen Personen von 2000 bis 2007 fest, aber 12 Millionen, also 84 Prozent, sind Einwanderer. Dabei sind Deutschland mit 7,2 Millionen und Spanien mit 4,6 Millionen die Länder mit der grössten Immigration. Die Prognose zeigt, dass trotz dieser Einwanderung die Gesamtbevölkerung Europas ab 2025 zurückgehen wird.
Prozentsatz der Jungen sinkt
So werden die Europäer schon vor der Geburt beseitigt und immer mehr durch Einwanderer ersetzt. Diese Art Politik ist auch für die Entwicklungsländer sehr schädlich, weil der dynamischere Teil ihrer Bevölkerung nach Europa emigriert. Gleichzeitig sinkt der Prozentsatz der Jungen in Europa drastisch. 94 Millionen Jugendliche unter 14 Jahren gab es 1980. Im Jahr 2007 waren es 74 Millionen. Der Nettoverlust ist 20 Prozent. Demgegenüber gab es 1980 57 Millionen über 65-Jährige, 2007 waren es 80 Millionen. Bulgarien, Deutschland, Slowenien und Italien sind die Länder mit der geringsten Anzahl Jugendlicher. Italien, Deutschland und Griechenland sind die Länder mit der höchsten Anzahl älterer Leute. Irland und die Slowakei sind hingegen die Länder mit dem kleinsten Anteil Älterer im Vergleich zu den Jugendlichen. Interessant ist, dass die Gesetze in Irland und der Slowakei die Abtreibung einschränken.
Dramatisch ist die Situation der Neugeburten. 2007 war die Anzahl der Geburten in Europa um fast eine Million (920.089) niedriger als 1982. In 25 Jahren gab es einen Rückgang von 15 Prozent. In Europa liegt die Geburtenrate bei 1,56 Kindern pro Frau, also niedriger als Wachstum Null mit 2,1 Kindern pro Frau. In den Vereinigten Staaten liegt die Geburtenrate bei 2,09 Kindern pro Frau. Am höchsten ist die Geburtenrate in Frankreich mit 2, in Schweden mit 1,85 und in Grossbritannien mit 1,84 Kindern pro Frau. Die Spanierinnen, die Italienerinnen und die Niederländerinnen sind in Europa die Frauen, die ihr erstes Kind mit über 30 Jahren am spätesten gebären.
Alle 27 Sekunden eine Abtreibung
Alle 27 Sekunden wird ein Kind abgetrieben, 133 pro Stunde, 3192 pro Tag. Infolge der Abtreibungen verliert Europa jedes Jahr eine Bevölkerung, die Luxemburg und Malta zusammen entspricht bzw. Slowenien oder Zypern. Ein Kind auf fünf Zeugungen, d.h. 20 Prozent, erblickt das Licht der Welt nicht. Von den 6‘390‘014 Schwangerschaften des Jahres 2006 wurden 1‘167‘683 mit einer Abtreibung beendet. Die Abtreibungen von Frankreich, Grossbritannien, Rumänien, Italien, Deutschland und Spanien machen den grössten Teil dabei aus (77 Prozent). Spanien allein hat die Anzahl Abtreibungen zwischen 1996 und 2006 verdoppelt.
Es ist paradox, wie Europa, wo die hygienisch-sanitären Bedingungen zu den besten der Welt gehören, den Kampf gegen die Kindersterblichkeit durch die Praxis der selektiven Abtreibungen ersetzt hat. Obwohl dies als Form eines demokratischen und liberalen Fortschritts ausgegeben wird, wird die Abtreibung zunehmend zur eugenischen Selektion. In Anbetracht der Dimension des Phänomens ist es kein Zufall, dass Papst Johannes Paul II. in der Enzyklika Evangelium vitae No. 12 von „einem Krieg der Mächtigen gegen die Schwachen“ spricht, in dem „das Leben, welches Liebe und Fürsorge erforderte, als unnütz betrachtet wird und als unerträgliches Gewicht, das in vieler Art abgelehnt wird.“ „Wer mit seiner Krankheit, seinem Handicap und oft nur wegen seiner Präsenz“ – so schreibt der Papst – „das Wohl und die Lebensgewohnheiten jener, die bevorzugt sind, in Frage stellt, wird gerne als Feind, gegen den man sich wehren muss oder der zu eliminieren ist, betrachtet. So entwickelt sich eine Art Verschwörung gegen das Leben.“
Europäer heiraten weniger und später
Zusammen mit den Geburten sind auch die Eheschliessungen in schwindelerregendem Rückgang. Obschon die Bevölkerung zwischen 1980 und 2006 zunahm, gab es 737‘752 Eheschliessungen weniger. Von 1996 bis 2006 gab es 10,1 Millionen Scheidungen, welche 15 Millionen Kinder betrafen. Belgien, Luxemburg und Spanien sind die Länder mit den meisten Scheidungen. Es gibt jährlich mehr als eine Million Scheidungen, d.h. eine Scheidung alle 30 Sekunden. Auf zwei Eheschliessungen trifft es eine Scheidung. Darüber hinaus heiraten die Europäer wenig und immer später. Das Durchschnittsalter ist 31 Jahre für den Mann und 29 Jahre für die Frau.
Die immer weniger vorhandene Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, und der Egoismus in der ehelichen Beziehung zeigen sich auch gegenüber der Nachkommenschaft. Eines von drei Kindern wird unehelich geboren: 2006 waren dies 1‘766‘733 von 5‘209‘942 Geburten (33,9 Prozent). Die Familien werden immer kleiner (2,4 Mitglieder pro Paar) und 54 Millionen Personen leben allein.
Trotz dieser Notsituation hat die Europäische Union, unter dem jahrzehntelangen Einfluss einer radikal-sozialistischen Politik und der Anti-Leben-Ideologie das Problem ignoriert. Vielmehr hat sie sogar die Abtreibungslegislation Ländern aufgedrängt, welche diese ablehnen, und vielfach versucht, Massnahmen durchzusetzen, welche die Euthanasie begünstigen. So kommt es, dass trotz des dramatischen Zerfalls und der verheerenden sozialen Konsequenzen die Europäische Kommission wohl fünf Vizepräsidenten und 21 Kommissäre zählt, von denen aber keiner für die Familienpolitik zuständig ist. Nur der Kommissar für die Beschäftigung, die sozialen Fragen und die Gleichberechtigung müsste sich um die Familie kümmern. Die Beobachtungsstelle für Familienpolitik, gegründet im Jahr 1989, wurde 2004 abgesetzt bzw. ersetzt durch die Beobachtungsstelle für Demographie und die soziale Situation. Von den 95 seit 1984 herausgegebenen Grünen Büchern der EU ist keines der Familie gewidmet.
Familie muss Priorität bekommen
Das IPF propagiert die Entwicklung einer öffentlichen Politik für die Unterstützung der Familien: die Familie als politische Priorität in den Vordergrund zu stellen, die Familie in allen Politiken und Programmen der EU einfliessen zu lassen, das Recht auf Familie auf allen Gebieten anzuerkennen und zu fördern, speziell bezüglich der Fortpflanzung, dem Unterhalt und der Erziehung der Kinder. Keine Diskriminierung von kinderreichen Familien, die Familie als Institution fördern, die Förderung einer günstigen Umweltpolitik, Hilfe, um die Krise der Familie zu überwinden, indem auch die Fiskalpolitik zugunsten der Familie, der Mutter- und der Vaterschaft angepasst wird. Es soll ein Institut zur Förderung der Familie in der Europäischen Kommission eingerichtet werden. Die Mitgliedsstaaten sollen eingeladen werden, ein Ministerium zugunsten der Familie zu schaffen. Es soll auch ein Grünes Buch über die Familie herausgegeben werden sowie ein europäischer Pakt für die Familie geschlossen werden, wie es das Europäische Soziale Ökonomische Komitee empfiehlt.
Der Bericht des IPF ist einer der ersten dieser Art, welcher versucht hat, die Wirklichkeit des Lebens und der Familie in Europa in den letzten Jahrzehnten zu beschreiben. Noch kein Forschungsinstitut hat versucht zu ermitteln, wie gross der Schaden ist in Bezug auf die Leiden, die Krankheiten, die Depression und die Verarmung der Paare, die scheiden und die Abtreibung praktiziert haben. Es müsste errechnet werden, wie viel Human- und Sozialkapital durch Abtreibungen und Scheidungen vernichtet wurde. Weiterhin müsste errechnet werden, um wie viel die Sozialkosten steigen, um zu versuchen, den vielen nicht integrierten Familien und Söhnen und Töchtern zu helfen, die bei alleinerziehenden Müttern oder Vätern aufwachsen.
Es ist paradox, dass es in diesem Zusammenhang Politikinnen gibt wie Emma Bonino, Vizepräsidentin des Senats für den Partito Democratico, welche immer noch die Abtreibung und die Scheidung als Ausdruck von Fortschritt und Zivilisation verteidigen. Aber von welcher Zivilisation spricht denn Bonino?
Quelle: Famiglia Domani
Übersetzung: Zukunft CH
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Die Schweiz in Zahlen:
– Die Schweizer heiraten weniger oft und später: Die Eheschliessungen sind seit 1970 von 7,6 pro 1’000 Einwohner auf 5,3 (2006) zurückgegangen. Das Erstheiratsalter der Frauen und Männer lag 1971 noch rund 5 Jahre tiefer als heute. Dabei endet die Hälfte aller Ehen inzwischen mit einer Scheidung.
– Mit der abnehmenden Heirats- bzw. der steigenden Scheidungsneigung haben die Ein-Eltern-Haushalte und Konsensualpaar-Haushalte stark zugenommen. Unverheiratetes Zusammenleben bleibt jedoch in den meisten Fällen kinderlos: Nur ein Fünftel der Konsensualpaare hat Kinder.
– Die Geburtenzahl in der Schweiz ist in den letzten Jahren gesunken (1996: 83‘000; 1997: 80‘600; 2000: 78‘500). Zurzeit liegt die Geburtenrate bei 1,4 Kindern, 2,1 Kinder wären nötig für den Erhalt der Bevölkerung.
– Das Alter der Mutter bei der Geburt erhöht sich: Kam 1960 noch etwa ein Drittel der Kinder vor dem 25. Lebensjahr der Mutter zur Welt, waren 2006 nahezu zwei Drittel aller Mütter 30 Jahre oder älter.
– 2007 wurden in der Schweiz 10’525 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet (BfS). Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist bei den 20- bis 30-jährigen Frauen am höchsten. 87 Prozent der Abbrüche werden innerhalb der ersten zehn Wochen vorgenommen, etwa vier Prozent nach der zwölften Woche.
– Seit 1. Oktober 2002 gilt in der Schweiz die Fristenregelung, d.h. in den ersten zwölf Wochen entscheidet die Frau über den Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft. Nach der zwölften Woche ist ein Abbruch zulässig, wenn er nach ärztlichem Urteil notwendig ist, um von der Frau die Gefahr einer schwerwiegenden körperlichen Schädigung oder einer schweren seelischen Notlage abzuwenden. Es ist kein Zweitgutachten notwendig.
– Nach den Herz-Kreislaufkrankheiten und den Krebserkrankungen ist Abtreibung die dritthäufigste Todesursache in der Schweiz – auch wenn sie offiziell nicht gewertet wird.
– Die Zahl der Abtreibungen bei unter 16-jährigen Mädchen hat sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt (2006: 67 Abtreibungen, 2007: 122 Abtreibungen). Experten sind besorgt und fordern Aufklärung, denn viele Jugendliche sind der Meinung, bei einer Abtreibung gehe es nur um die unproblematische Entfernung eines kleinen „Zellklumpens“.
– „Je liberaler das Gesetz, desto weniger Abtreibungen?“ – Falsch. Die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt, dass die legalen Abtreibungen nach der Legalisierung überall stark ansteigen. (vgl. François Geinoz u. Gisela Bührer, „Abtreibungsstatistiken in der Schweiz unter der Lupe“)