Um den Islam in den europäischen Ländern zu verstehen, wo die Muslime in der Minderheit sind, muss man die engen Verbindungen zwischen den Verbänden, welche den Islam in Europa repräsentieren, und den religiösen und politischen Autoritäten islamischer Länder berücksichtigen. Ignoriert man diese Verbindungen, begeht man den Fehler zu meinen, der Islam in Europa wäre unabhängig. Man erliegt dann dem Trug eines „französischen Islam“ oder „schweizerischen Islam“, die jedoch nichts mit der Doktrin oder den Vorschriften zu tun hätten, welche in islamischen Ländern angewandt werden.

Von A. Abdelmajide

Zur Illustration der starken Verbindung, die der europäische Islam mit der muslimischen Welt unterhält, eignet sich am besten das offizielle Dokument der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC). In diesem haben die 57 Länder der OIC die Strategie definiert, mit der sie für die Einheit der in Europa lebenden Muslime sorgen wollen. Die OIC legt die Leitlinien dafür in einem genauen Plan fest („Strategie der islamischen kulturellen Aktion ausserhalb der islamischen Welt“).

Im Rahmen dieser Strategie fordert die OIC Muslime auf, ihre Identität nicht durch westliche Kultur und Werte verwässern zu lassen. Demnach ist es für sie Pflicht, islamischen Werte und Kultur zu bewahren und sich gänzlich vor kultureller Entfremdung zu schützen. Die OIC verlangt von den Muslimen, die Gesetze Allahs zu befolgen und nach der Scharia (dem islamischen Gesetz) zu handeln, so wie es im Islam vorgeschrieben ist – entsprechend der Weisung im Koran: „Nehmt, was Mohammed euch gibt und haltet euch von dem fern, was er euch verbietet.“ (Sure 59:7). Die OIC verlangt von den Muslimen, dem Buchstaben und dem Geist von Koran und Sunna treu zu sein. Denn diese definieren den authentischen Islam: „Das ist der richtige Weg, auf den Allah die Menschen seit ihrer Geburt gesetzt hat.“ (Sure 30:30).

Kein pluralistischer Islam

Als Antwort auf all diejenigen, die behaupten, es gäbe einen pluralistischen Islam, also verschiedene Formen des Islam, erklärt die OIC in ihrem Dokument, dass der authentische Islam auf dem Koran und der Sunna (Handlungsweise des Propheten) beruhen muss. Jede Abweichung, die nicht im Koran und der Sunna Mohammeds steht, sei zu vermeiden. Die OIC gibt Muslimen, die im Westen leben, folgende Weisung: „Es gilt streng zu unterscheiden zwischen dem wahren, authentischen Islam, der auf den beiden Hauptquellen des Heiligen Koran und der Sunna des Propheten gründet, und den lokalen gesellschaftlichen Traditionen und Gebräuchen, die dem Islam irrtümlicherweise zugerechnet werden.“

Strategien und Parallelgesellschaften

Diese Strategie wird seit mehreren Jahren mit Unterstützung zahlreicher staatlicher Stellen in unseren Ländern umgesetzt. Durch die Errichtung einer Umma, einer Gemeinschaft, die sich durch die Vorschriften des Islam definiert und zusammengeschweisst ist, schafft diese Strategie Parallelgesellschaften, die nicht dieselben Werte teilen wie die Bevölkerungen der westlichen Länder. Daher darf es nicht verwundern, wenn Muslime das integrierte Zusammenleben mit Nichtmuslimen ablehnen und stattdessen lieber unter sich bleiben. Die Auswirkungen dieser Politik müssen als desaströs eingestuft werden, denn solche Texte wie die der OIC und die durch sie eingeführten Prinzipien stehen den Menschen- und grundlegenden Freiheitsrechten und auch einer tatsächlichen Integration von Muslimen in europäischen Ländern diametral entgegen.

Dies ist ein Auszug aus der neuen Broschüre von Zukunft CH „Sind die Gebote des Islam mit unseren Gesetzen vereinbar?“ Die Broschüre ist auf Deutsch und Französisch erhältlich. Mehr dazu und Bestellung der Broschüre kostenfrei unter: www.zukunft-ch.ch