Die Unternehmensberatung Booz hat die deutsche Gesetzgebung kritisiert, weil sie keine Finanzprodukte gemäss der Scharia, dem islamischen Recht, ermögliche, das berichtet die Tageszeitung „Die Welt“. Islamkonforme Banken erheben im Gegensatz zu gewöhnlichen Banken formal keine Zinsen und investieren nicht in Fonds, die aus strenggläubiger Sicht an unzulässigen Branchen beteiligt sind.
Muslime dürfen – wenn sie sich an die Scharia halten – gegen Zinsen weder Geld verleihen noch Kredite aufnehmen. Deshalb gebe es in einigen Ländern bereits Sonderregelungen für muslimische Kunden bei Banken. In Saudi-Arabien seien inzwischen bereits 70 Prozent der Geschäfte mit Neukunden islamkonform. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann diese Welle nach Deutschland schwappe, so das Blatt weiter.

Doch gebe es in Deutschland noch Probleme, die ein Umgehen dieses muslimischen Zinsverbots erschweren. So berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ im letzten Jahr darüber, dass die Deutsche Bundesbank eine Gesetzesänderung verlangte, damit schariakonforme Kredite gegenüber anderen Finanzdienstleistungen nicht benachteiligt würden. Viele Banken umgingen nämlich das Zinsverbot damit, dass Kredite für beispielsweise eine Immobilie folgendermassen verliefen: Die Bank kauft die Immobilie, die der Kunde möchte, und verkauft sie dann für einen höheren Preis an den Kunden. Somit zahlt dieser formell dann einen Kaufpreis ohne Zinsen, der in Raten abgezahlt werden kann. In Deutschland ergibt sich dabei allerdings das Problem, dass die Grundsteuer zweimal anfällt. Die Deutsche Bundesbank verlangte aus diesem Grund eine Gesetzesänderung mit Anpassung an schariakonforme Geldgeschäfte.

In Grossbritannien wurden bereits im vergangenen Jahr die Finanzgesetze an die Scharia angepasst, Frankreich kündigte ebenfalls eine Gesetzesänderung für schariakonforme Geldgeschäfte an. Islamkonforme Finanzdienstleistungen gelten derzeit im Bankwesen als Wachstumsmarkt.