Das Thema Pornografie kommt immer öfter zur Sprache in den Jugendgruppen, in Gemeinden, in Kursen. Meine Beobachtung ist, dass es immer mehr Angebote für Männer gibt. Das ist sehr gut. Ria Rietmann schafft mir ihren Angeboten bewusst einen Ort, wo Frauen Hilfe finden, ihren Weg zu gehen, welche mit einem Partner unterwegs sind, der in Pornografie verstrickt ist.

Von Ria Rietmann

Bitte überlege dir: es gibt einen einfachen Zugang zu Pornografie im Internet, das ist so normal geworden. Mittlerweile sehen Kinder in der Schule auf dem Handy von älteren Kindern schon mit 9 Jahren pornografische Bilder. Die Versuchung ist überall. Sicher, der Ansatz wäre viel früher, um wirklich einen Unterschied zu erreichen. Doch es bedeutet ja, dass viele Zugang haben, viele Männer können ohne Probleme auf Pornografie zugreifen… auf der Arbeit, unterwegs, zu Hause… und so haben auch viele von denen, die den Zugriff haben, ein Problem mit Pornografie.

Demzufolge sind auch viele Frauen betroffen, die einen Partner mit diesem Problem haben. Denn natürlich macht diese Auseinandersetzung nicht vor der Ehe Halt.

Oft liegt über dem Thema eine grosse Scham. Wenn es ein Paar betrifft, redet man nicht drüber. Wenn der Mann es der Frau gesagt hat und sie sich friedlich arrangiert haben, fängt oft eine Zweiergeschichte an. Die Frau versucht den Mann beim Rauskommen zu unterstützen, stellt das Internet ab, wird Beichtpartner. Der Mann ist ja der Bedürftige, also braucht er Hilfe und so hilft die Partnerin, so viel sie nur kann. Und da alles sehr peinlich ist, bleibt es innerhalb der eigenen vier Wände. Frauen sind oft bereit, sehr viel zu geben und zu tun in ihren Familien. Lange Zeit geht das auch auf und es funktioniert.

Wenn du auch eine Frau bist, die schon lange unterstützt, dann sage ich dir, dass du genau jetzt in dich hinein spüren darfst. WIE GEHT ES DIR?

Kennst du folgende Gedanken:

Ich mag nicht mehr.
Es tut so weh.
Ich halte das nicht mehr aus.
Ich will etwas Neues.
Ich kann nicht mehr.
Die Heimlichtuerei halte ich nicht mehr aus.
Und wo bleibe ich?
Wer denkt an mich?
Wer sorgt für mich?

Liebe Frau, wenn dich das betrifft und du dich in den Sätzen wiederfindest, dann steh auf. Such dir unbedingt Hilfe. Du bist nicht die Einzige und du musst nicht alleine bleiben. Glaub mir, wenn das Pornografie-Angebot so gross ist, dann heisst das, dass es noch viele Frauen dort draussen gibt, die in so einer Situation sind, wie du.

Du bist nicht alleine. Fang an, dein Leid zu teilen. Es ist gut, deinen Mann zu schützen, UND du musst auch für dich sorgen. Du bist für dich verantwortlich und nur du kannst gut für dich sorgen. Und glaub mir – KANNST für dich sorgen.

Darum bitte ich dich, suche Kontakt. Vielleicht kannst du einfach mal mit einer Freundin reden, bei der du dich sicher fühlst. Überleg dir genau, was du brauchst. Fürs erste tut es dir sicher schon gut, einfach mal deine Not zu teilen, über deine Situation zu reden. Je nach dem brauchst du keine guten Ratschläge, sondern nur eine Zuhörerin. Das geht mir manchmal in der Beratung so. Eine Frau, die kommt und sagt: Ich möchte erst mal nur jemand, der zuhört, da ich noch nie drüber geredet habe.

Such Beratung, wenn du einen anonymen Ort brauchst oder melde dich im Online-Bereich (einmaligsein.com) an, dort kannst du auch andere Frauen kennen lernen, die in der gleichen Situation sind.

Fang an zu hinterfragen, was du alles für deinen Partner tust. Und was du genau wirklich tun möchtest. Was ist dir eigentlich zu viel und lässt eine Last zu, die du weder tragen möchtest, noch tragen kannst. Formuliere das zuerst für dich und dann auch mit jemandem. Gib zurück, was dir zu viel ist.

Trau dich, geh den ersten Schritt. In dir steckt nicht nur die Hilfe für deinen Mann, sondern umso mehr Hilfe für dich… und es ist deine Verantwortung, GUT für DICH zu sorgen.