Opferhilfestellen, Frauenhäuser und Gewaltberatungsstellen hatten sich auf eine erhöhte Beanspruchung vorbereitet. Bisher jedoch umsonst. Viele Schweizer Familien erweisen sich als anpassungsfähig und krisenresistent.
Während die Fallzahlen bei häuslicher Gewalt weltweit laut Medienberichten zugenommen haben, konnte in der Schweiz bisher kein Anstieg beobachtet werden. Weder Anfragen noch Eintritte hätten sich derart vermehrt, dass man es als zunehmenden Trend bezeichnen könne, berichtet die Berner Zeitung vom 1. Mai 2020. Die unerwartet positive Entwicklung lässt Fachleute rätseln: Als mögliche Gründe für die erfreulich stabile Situation kommen laut Experten die freiheitlicheren Lockdown-Bestimmungen in der Schweiz sowie das ausserordentlich schöne Aprilwetter in Frage. Auch Initiativen wie das „Survivel-Kit für Männer unter Druck“ oder die Kampagne „Starke Ideen“ von Kinderschutz Schweiz dürften sich positiv ausgewirkt haben. Elternbildung und die konkrete Unterstützung von Familien stärken die „familiäre Resilienz“ und sind gerade deshalb unverzichtbare Elemente einer zukunftstragenden Politik.
Angela Guldimann von der Fachstelle für Gewaltrisikoeinschätzungen der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich vermutet, die Corona-Krise werde als existenzielle Bedrohung wahrgenommen, der Familien geschlossen gegenübertreten wollen. In Krisen zusammenhalten, Chancen nutzen und Herausforderungen sportlich angehen: Was Familien in den vergangenen Wochen geleistet haben und immer noch leisten, ist enorm. Und das verdient grosse Anerkennung und Respekt.