2023 feiert ein bekanntes Adventslied seinen 400. Geburtstag. Zur Einweihung der Altrossgärter Kirche in Königsberg verfasste Pfarrer Georg Weissel im Jahre 1623 den Text zu „Macht hoch die Tür“.

„Hebt euch aus den Angeln, ihr Tore! Öffnet euch weit, ihr alten Portale, denn der König will einziehen, die höchste Majestät!“
Auf diese Verse aus Psalm 24 geht das bekannte Adventslied zurück, das nun einen runden Geburtstag feiert. Pfarrer Weissel, der den Text dichtete, hatte mit einem Problem zu kämpfen. Herr Sturgis, ein reicher Geschäftsmann, hatte sein Grundstück mit Toren gesichert und fest verschlossen. Bedenkt man, dass der Dreissigjährige Krieg zu dieser Zeit tobte, ist dies ein nachvollziehbares Vorgehen. Durch seine geschlossenen Tore jedoch waren die Armen und Kranken des Ortes, die hinter seinem Grundstück im Siechenhaus lebten, gezwungen, einen wesentlich weiteren Weg zurückzulegen, um zu Stadt und Kirche zu gelangen.

Unterstützt von seinem Chor und zahlreichen alten und gebrechlichen Pfarrkindern machte sich Pfarrer Weissel auf den Weg zu Sturgis. Hier hielt er zunächst eine allgemeine Predigt darüber, wie viele Menschen dem Kind in der Krippe das Tor ihres Herzens versperrten. Dann wurde er konkret und begann, an Sturgis‘ Herz zu appellieren, das Tor zu öffnen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Als dann der Chor das neu gedichtete Lied vortrug, sperrte Sturgis die Pforten auf – und der nun freigegebene kürzere Weg zur Kirche erhielt im Volksmund den Namen „Adventsweg“.

Auch 400 Jahre später hat der Appell des Liedes nichts von seiner Aktualität eingebüsst. Denn welche Tore halten wir verschlossen? Welcher Frage wollen wir uns nicht stellen, wem wollen wir nicht vergeben, wen sperren wir aus unserem Leben aus?

Vielleicht kann dieses alte und doch ewig junge Lied uns helfen, in diesem Advent Tore zu öffnen, damit wir am eigenen Leibe erfahren: „Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein.“

Hier der ganze Text des Liedes „Macht hoch die Tür“:

  1. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
    es kommt der Herr der Herrlichkeit,
    ein König aller Königreich,
    ein Heiland aller Welt zugleich,
    der Heil und Leben mit sich bringt;
    derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
    Gelobet sei mein Gott,
    mein Schöpfer reich von Rat.
  2. Er ist gerecht, ein Helfer wert;
    Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
    sein Königskron ist Heiligkeit,
    sein Zepter ist Barmherzigkeit;
    all unsre Not zum End er bringt,
    derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
    Gelobet sei mein Gott,
    mein Heiland groß von Tat.
  3. O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
    so diesen König bei sich hat.
    Wohl allen Herzen insgemein,
    da dieser König ziehet ein.
    Er ist die rechte Freudensonn,
    bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
    Gelobet sei mein Gott,
    mein Tröster früh und spat.
  4. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
    eu’r Herz zum Tempel zubereit’.
    Die Zweiglein der Gottseligkeit
    steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;
    so kommt der König auch zu euch,
    ja, Heil und Leben mit zugleich.
    Gelobet sei mein Gott,
    voll Rat, voll Tat, voll Gnad.
  5. Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
    meins Herzens Tür dir offen ist.
    Ach zieh mit deiner Gnade ein;
    dein Freundlichkeit auch uns erschein.
    Dein Heilger Geist uns führ und leit
    den Weg zur ewgen Seligkeit.
    Dem Namen dein, o Herr,
    sei ewig Preis und Ehr!