Die Meinungsfreiheit gerät zunehmend unter Druck. Jüngstes Beispiel ist die „Studentinnen-Studie“ von Katja Rost und Margit Osterloh. Deren Ergebnisse lösten statt einer Debatte einen Sturmlauf gegen die beiden Professorinnen aus. Wird die neu gegründete nationale Menschenrechtsinstitution (NMRI) an solchen gesellschaftlichen Tendenzen etwas ändern?

Von Ralph Studer

Unliebsame Erkenntnisse und Fakten haben heute einen schweren Stand, vor allem, wenn sie vom akademisch-feministischen Milieu abgelehnt werden. Dies erleben aktuell die Soziologieprofessorin Katja Rost und die emeritierten Wirtschaftsprofessorin Margit Osterloh am eigenen Leib. Diese untersuchten im Auftrag der Universität Zürich, warum so viele Frauen auf dem Weg einer Universitätskarriere aussteigen, trotz umfangreicher Gleichstellungsmassnahmen. Rost und Osterloh kamen zu dem Schluss, dass Studentinnen tendenziell andere Präferenzen als Studenten bezüglich Karriere und Familie aufweisen. Auch wenn die Ergebnisse nicht überraschten, liess der „Shitstorm“ nicht lange auf sich warten.

Auch Wissenschaftsfreiheit gefährdet

Ähnliche Fälle sind an ausländischen Universitäten schon länger bekannt. Die Humboldt-Universität in Berlin sagte einen Vortrag der Biologin Marie-Luise Vollbrecht über die Zweigeschlechtlichkeit ab. Grund warenProteste in sozialen Netzwerken und Androhung von Demonstrationen. Erst dank empörten Reaktionen wurde der Vortrag nachgeholt. Einen militanten „Shitstorm“ erlebte auch Susanne Schröter, Ethnologieprofessorin an der Goethe-Universität in Frankfurt. Anlass war die Konferenz „Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder Unterdrückung?“ Trotz heftiger Proteste von demonstrierenden Studenten, die den „antimuslimischen Rassismus“ geisselten, konnte die Konferenz stattfinden.

Dies sind nur zwei Beispiele dafür, wie sehr die „Woke-Culture“ Einzug in die einstigen Hochburgen der Wissenschaft gehalten hat und welch schweren Stand Kritiker der heute geltenden Dogmen haben. Solange „Woke“-Aktivisten aber rationale Auseinandersetzung, wie NZZ-Journalist Thomas Ribi sagt, als „Herrschaftsinstrument“ sehen und Wissenschaft als „Fortsetzung des Kolonialismus mit anderen Mitteln“ betrachten, wird jedes Gespräch unmöglich. Solche Vorfälle – wie nun auch an der Universität Zürich – stellen massive Gefahren für die Meinungsfreiheit und die Freiheit von Lehre und Forschung dar.

Nationale Menschrechtsinstitution

Ob die am 23. Mai 2023 in Bern gegründete nationale Menschenrechtsinstitution (NMRI) solchen Tendenzen entgegenwirkt, wird sich zeigen. Zu den Aufgaben dieser Institution gehören laut dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) der Schutz und die Förderung der Menschenrechte in der Schweiz. Sie werde mit den Bundes- und Kantonsbehörden, aber auch mit Nichtregierungsorganisationen, dem Privatsektor, der Wissenschaft und internationalen Organisationen zusammenarbeiten.

Es ist zu hoffen, dass diese neu geschaffene Institution wachsam ist, solche freiheitsfeindlichen Auswüchse künftig anmahnt und sich konsequent für die in unserer Verfassung garantierten Freiheitsrechte einsetzt.