Eine knapp 90-minütige Dokumentation hat der amerikanische Journalist Matt Walsh der Frage gewidmet: Was ist eine Frau? Dazu hat er Therapeuten, Ärzte und einen Gender-Studies-Professor interviewt und Passanten befragt. Eigentlich sollte man auf eine so gleichermassen grundlegende wie einfache Frage eine klare Antwort erwarten, gerade in Zeiten fortschrittlicher anatomischer und genetischer Untersuchungsmethoden. Doch auf diese klaren Antworten von Experten wartet man hier zum grossen Teil vergebens.

Von Ursula Baumgartner

„Ein erwachsener weiblicher Mensch.“ So knapp, ja, trocken beantwortet Matt Walshs Ehefrau die Frage „Was ist eine Frau?“. Nach eineinhalb Stunden zum Teil quälend unklarer und unwahrer Aussagen ist diese zwar etwas gestellte, aber doch charmante Szene ein versöhnlicher Abschluss, der dem Zuschauer ein Lächeln entlockt, wenn die Dame schmunzelnd hinzufügt: „, … der deine Hilfe braucht, um das hier zu öffnen!“ und Walsh ein Gurkenglas reicht.

Es könnte alles so einfach sein …

Damit wäre eigentlich alles gesagt. Nun gut, man könnte noch ausführen, was so einen erwachsenen weiblichen Menschen denn noch so auszeichnet ausser seiner gelegentlichen Unterlegenheit unter den Endgegner Gurkenglas. Und wenn man sich damit schwertun sollte, könnte man damit beginnen, was einen erwachsenen weiblichen Menschen nicht auszeichnet. Hier kann der von Walsh besuchte Inhaber eines „Star Wars“-Geschäfts in Aberdeen helfen, der in sein Schaufenster die zwar vulgär formulierte, dafür aber unmissverständliche Botschaft gehängt hat: „If you were born with a dick, you’re not a chick.“ Übersetzt bedeutet dies: „Wenn du mit einem Penis geboren wurdest, bist du keine Frau.“ (Die Poesie bleibt in der Übersetzung leider auf der Strecke …)

Bis vor kurzem hätte man dies nicht für eine gewagte These gehalten. Doch nicht nur ein transsexueller Politiker, der ihn daraufhin zur Rede stellte, ist hier anderer Meinung. Widerspruch kommt auch von Gert Comfrey, Ehe- und Familientherapeut unklarer Geschlechtsidentität mit verdächtig weiblichem Aussehen, und von Michelle Forcier. Dass sie sowohl Kinderärztin ist als auch geschlechtsverändernde Hormontherapien an Jugendliche verschreibt und begleitet und zudem Spätabtreibungen durchführt, ist für sie offenbar kein Problem. Ärzte wiesen einem Neugeborenen aufgrund der Genitalien zwar ein Geschlecht zu, doch Genitalien dürfe man nicht mit Geschlechtsidentität gleichsetzen. Für Forcier ist eine Frau jemand, der das Frausein als seine Identität angibt. Da Walsh sich mit dieser recht inhaltslosen Aussage nicht zufriedengibt, legt sie betont geduldig nach: „Das kann für verschiedene Menschen ganz unterschiedliche Dinge bedeuten.“ Comfrey hingegen strahlt auf, als Walsh fragt, woran man denn dann erkenne, ob man eine Frau sei: „Das ist eine tolle Frage! Wenn man sie mit viel Neugierde stellt, ist das der Beginn einer Reise zur Entwicklung der eigenen Geschlechtsidentität.“ Die Frage, was denn eine Frau nun sei, findet sie (oder er?) zwar auch toll, ergänzt aber: „Ich bin keine Frau, daher kann ich das nicht beantworten.“

… ist es aber nicht.

Doch muss man nicht etwas definieren können, bevor man sich selbst davon abgrenzt, gerade wenn man im therapeutischen Bereich arbeitet? Auf Comfreys Homepage findet sich die Aussage: „Ich glaube, meine Klienten sind die besten Experten, was ihr Leben angeht.“ Damit jedoch verkehren sich die Rollen. Denn wenn der Klient bereits der Experte ist, ist der Therapeut nicht mehr derjenige, der diagnostiziert und dem Patienten – Verzeihung: dem Klienten! – hilft, einen Weg aus seinen Problemen zu finden und ihn zu gehen. Natürlich muss jeder Therapeut den Patienten erst einmal kennenlernen und dem glauben, was der Patient über sich berichtet, sich also eine Zeitlang dessen besserer Kenntnis seiner selbst beugen. Doch dagegen, dass ihm letztlich nur eine zustimmende Rolle bleibt sowie die Verschreibung gewünschter Medikamente, wehrt sich der kanadische Psychotherapeut Dr. Jordan Peterson, wenn er sagt: „Jemand kommt zu mir, weil etwas in seinem Leben falsch läuft. Es ist nicht die Aufgabe des Therapeuten, den Patienten zu bestätigen. Man bekommt kein beiläufiges Schulterklopfen von einem Therapeuten für seine eigenen Schlüsse, die man bereits zuvor gezogen hat und als endgültig ansieht.“

Forcier hat hier offenbar eine andere Herangehensweise. Der Beginn einer medikamentösen Transition ist für sie gegeben, wenn der Patient sagt, er sei dafür bereit, „beispielsweise ein Kind, das gerade in die Pubertät eintritt und Panik bekommt, wenn das Brustwachstum beginnt.“ Pubertätsblocker seien hier eine wundervolle und angeblich absolut reversible Möglichkeit, die Entwicklung zu stoppen, bis die jungen Patienten entweder bereit für die Pubertät im eigenen Geschlecht oder für die Gabe gegengeschlechtlicher Hormone seien. Sie vergleicht Pubertätsblocker mit dem Hören von Musik mit Pausetaste. Dies ist jedoch eine sehr verharmlosende und beschönigende Beschreibung, die einige wichtige Punkte ausser Acht lässt. Denn diese „Pausetasten-Hormone“ bremsen parallel zur körperlichen auch die seelische Entwicklung, so dass die jungen Patienten während der Einnahme eben gerade nicht die Möglichkeit haben, zu reifen und sich für ihr biologisches Geschlecht zu entscheiden. Auch erwähnt Forcier nicht, dass auf lange Sicht körperliche Folgen wie Osteoporose drohen, da die Knochendichte sich verringert.

Das Leiden eines Betroffenen

Davon, dass die Nebenwirkungen weder der hormonellen noch der chirurgischen Transition vorher bekannt sind, kann Scott bzw. Kelly Newgent ein trauriges Lied singen. Die biologische Frau, die ihre Transition bitter bereut, sagt nach sieben Operationen, einem Stress-Herzinfarkt, einer Lungenembolie und 17 Runden Antibiotika wegen ständiger Infektionen: „Ich werde nie ein Mann sein.“

Die Wichtigkeit dieses einen Satzes kann man kaum überbetonen. Er fasst in sechs Worten zusammen, was viele Therapeuten und Ärzte und die Medien verschweigen und Transitionswillige nicht hören wollen, was aber trotzdem die Wahrheit ist. Gegengeschlechtliche Hormone können das äussere Erscheinungsbild so ändern, dass man optisch dem anderen Geschlecht ähnlicher wird. Vaginoplastik und Phalloplastik sorgen auf chirurgischem Wege dafür, dass auch die Geschlechtsorgane denen des gewünschten anderen Geschlechtes angeglichen werden. Während bei der Transition vom Mann zur Frau aus dem Gewebe des Penis eine Vagina geformt wird, muss bei derjenigen von der Frau zum Mann aus verschiedenen Teilen des Körpers, z.B. Unterarm und Leistengegend, Gewebe entnommen werden, um einen sogenannten Penoid zu formen. Die grossflächige Operation und Gewebetransplantation innerhalb des eigenen Körpers sorgen für eine höhere Infektionsgefahr und längere Heilungsdauer. In beiden Fällen wird der Körper eine Art Kunstprojekt, das lebenslänglich medikamentös aufrechterhalten werden muss. Doch trotz all dieser Bemühungen wird eine Transfrau niemals ein Kind austragen und zur Welt bringen oder ein Transmann ein Kind zeugen können.

Es ist erstaunlich zu sehen, für wie wichtig man bei einer Transition die optische und anatomische Angleichung an das andere Geschlecht erachtet, doch wie schwer es andererseits vielen fällt, Geschlechtsorgane und -merkmale als Grundlage eines Geschlechts zu definieren.

Ansichten (wie) von einem anderen Kontinent

Ob dies nur ein Phänomen der westlichen Welt ist? Als Matt Walsh die Angehörigen eines afrikanischen Stammes in Nairobi fragt, ob ein Mann zu einer Frau werden kann, lachen sie nur und einer antwortet: „Wenn du eine Frau werden willst, aber ein Mann bist, stimmt etwas nicht mit dir oder deiner Familie.“ Männer und Frauen unterschieden sich in ihren nicht austauschbaren Aufgaben. Eine Massai-Frau sagt knapp: „Eine Frau kann Kinder bekommen, ein Mann nicht.“

Dies sehen Teilnehmerinnen des Women’s March anders. Auch ein Mann könne Kinder bekommen, wird da behauptet – „wenn er die Organe dazu hat.“ Tja nun, solcherart ausgestattete Personen bezeichnete man früher schlicht als Frauen. Doch wenn jemand sagt, er sei eine Frau, auch wenn die Biologie eine andere Sprache spricht, sollte man ihm dann nicht einfach glauben? Das jedenfalls meint Patrick Grzanka, Professor an einer Universität in Tennessee, der im Bereich „Women, Gender and Sexuality“ lehrt. Trotzdem ist er nicht in der Lage, den Begriff „Frau“ zu definieren, ohne den Begriff „Frau“ zu verwenden. Walshs Versicherung, er suche die Wahrheit, ist Grzanka nach eigenem Bekunden unangenehm. Er fügt hinzu: „Es klingt zutiefst transphob. So wie Sie das Wort ‚Wahrheit‘ wiederholen, ist das herablassend und unhöflich. Wenn Sie so weitermachen, brechen wir das Interview ab.“ Im akademischen Bereich sollte man den Kontakt mit der Wahrheit eigentlich nicht so sehr fürchten. Doch Grzanka ist nicht der Einzige, der dem Gespräch entfliehen möchte. Insgesamt drei Gesprächspartner drohen es Walsh zumindest an, nicht ohne jeweils vorher von der sachlichen Ebene abzugehen und Walsh auf einer persönlichen Ebene anzugreifen.

Endlich Antworten!

Die letzte halbe Stunde der Dokumentation ist nach all dieser Schaumschlägerei eine wahre Wohltat an Klarheit. Psychotherapeuten, Betreuer von Transgender-Jugendlichen, eine ehemalige Sexualforscherin und ein Theologe legen ihre Sicht der Dinge unumwunden vor. Da wird beklagt, wie schnell den Jugendlichen heute Hormontherapien und Operationen verschrieben werden, ohne dass über Langzeitwirkung aufgeklärt wird. Sind sich die Eltern uneins über eine geschlechtsverändernde Therapie ihres Kindes, gewinnt juristisch jedes Mal der Elternteil, der die Therapie befürwortet. Kinder werden in Therapien darin bestärkt, auch in echt das zu sein, was sie fühlen, dass sie seien – auch wenn das bedeutet, dass Kinder in der Schule offiziell miauen dürfen und die Lehrer zu ernsthafter Reaktion angehalten werden, da sich die Kinder als Katze identifizierten.

Ein Vater, der sogar ins Gefängnis ging, weil er seine Tochter nicht mit männlichem Pronomen ansprechen wollte, erzählt seine erschütternde Geschichte, wie er seine 13-Jährige langsam an ihren Glauben an ihre Transidentität verlor und keinerlei Hilfe von Therapeuten bekam. Psychiaterin Dr. Miriam Grossman bestätigt, wie skeptische Eltern heute von Therapeuten emotional erpresst würden mit überspitzten Formulierungen wie „Wollen Sie lieber eine lebende Tochter oder einen toten Sohn?“ Dass viele Kinder schon psychische Probleme haben, lange bevor sie das Konzept „gender“ entdecken, ist ein weiterer Punkt, der zu oft unter den Tisch gekehrt wird.

Grossman unterscheidet wie viele andere zwischen „sex“ und „gender“. Im Gegensatz zu Professor Grzanka, der hierfür ein ganzes Semester an Vorlesungen veranschlagt, gelingt es ihr aber, in zwei Sätzen zu definieren: „Unter ‚sex‘ verstehen wir die biologischen Gegebenheiten, die unveränderlich sind. ‚Gender‘ umfasst die Wahrnehmung, das Gefühl und die Identität.“

Und darauf aufbauend ist es noch einmal der immer souveräne Jordan Peterson, der ebenso klar wie ruhig darlegt: „Menschen, die über Genderdiversität sprechen, sprechen eigentlich über die Diversität von Persönlichkeit und Temperament, ohne sich dessen bewusst zu sein. Auch eine Frau kann ein maskulines Temperament haben oder umgekehrt, das ist nicht ungewöhnlich.“ Damit wäre eigentlich jede weitere Debatte hinfällig und jeder Lehrstuhl für Gender Studies überflüssig. Petersons Antwort auf die Frage, was eine Frau sei, ist ein trockener Ratschlag: „Heirate eine und finde es heraus.“ Man ist versucht, hinzuzufügen: sofern du ein Gurkenglas öffnen kannst.