Lang schon kaufen sich islamische Petrolscheichs in der westlichen Wirtschaft ein, legen Abermillionen in einer Vielzahl von Branchen an. Langfristig soll das ihren Reichtum sichern, wenn einmal Ölquellen und Erdgaslager versiegen oder ihre Produkte wegen zunehmendem Umweltschutz und technischer Neuerungen immer weniger gefragt sind, z.B. durch Elektroautos und Kernfusion. Und auch der Sport ist als Finanz- und Propagandaquelle entdeckt.

Von Heinz Gstrein

Vorläufig dient die islamische Expansion bei Europas und Amerikas Industrien und Banken aber einer unterschwelligen Untergrabung dessen, was vom Westen bzw. christlichen Abendland überhaupt noch übrig ist. Diese Gelder werden meist diskret und unauffällig gehandelt. Interessiert an ihnen sind vor allem in die Krise geratene Unternehmen.

Dass auch sie mit den Investitionen von der Arabischen Halbinsel nicht zu retten sind, zeigt das tragische Beispiel der Credit Suisse. Obwohl nach dem Rückzug von Harris Associates in Chicago auf einen Anteil von nur mehr 5Prozent letzten Januar Saudi-Arabien und Katar zu ihren beiden Hauptaktionären aufgestiegen sind, war die Schweizer Grossbank mit dem Geld von islamischer Seite nicht mehr zu retten. Es lag kein Segen drauf, ist es doch Blutgeld, vor allem im Fall der Saudis: Von einem Land, das Bibellesen genauso wie Alkoholgenuss mit bis zu 1000 Peitschenhieben bestraft, in dem Frauen, obwohl sie endlich ans Steuer dürfen und Kino-Erlaubnis erhalten haben, unterdrückt, gefoltert und sogar gesteinigt werden, Diebe mit Hand oder – falls auf der Flucht ergriffen – mit Fussabhacken rechnen müssen, der oppositionelle Journalist Kaschoggi sogar im Ausland in eine Saudi-Botschaft gelockt und dort im Keller zersägt wurde, kann nichts Gutes kommen.

Da all das wenig propagandaträchtig wirkt, haben die Nachfolgestaaten Mohammeds neuerdings zur Propagierung ihrer islamischen „besten aller Welten“ den Sport entdeckt. Siegreiche Box-Stars wie der zum sunnitischen Islam als Muhammad Ali konvertierte Baptist Cassius Clay beherrschten schon in den 1970er-Jahren Abend für Abend Saudi-Arabiens Fernsehen. Das diente aber dem internen Konsum und der Vermeidung anglo-amerikanischer Programme mit Küssen und Bettgeflüster.

Leichtathletik- und Fussball-WM

Die erste wirklich globale Werbeaktion für eine angeblich moderne islamische Gesellschaft erfolgte 2019 mit Austragung der Leichtathletik-WM im Golfstaat Katar. Die gewünschte internationale Beachtung blieb jedoch aus. Es gab zwar tolle, frisch erbaute Sportstätten, doch zu wenig bekannte Teilnehmer. Ausländische Zuschauer blieben fast völlig aus. Der junge, selbst sportliche Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, versuchte es daher mit einem zweiten Anlauf. Dank bis heute undurchsichtiger Manipulationen bei der FIFA konnte er die Fussball-WM 2022 an Land ziehen. Dabei beeindruckte er zwar durch futuristische Wolkenkratzer bis in den meist schwül-dunstigen Himmel seiner kleinen Halbinsel hinein. Die diesmal recht zahlreichen Besucher aus dem Westen stiessen sich aber an den hohen Preisen für WM-Bier, das in dem strikt islamischen Land nur an bestimmten Orten und zu gewissen Zeiten ausgeschenkt wurde.

Das klägliche Abschneiden der lokalen Mannschaft wiederlegte alle Behauptungen von einem Islam als „Religion der Weltertüchtigung“. So kam man in Katar und anderswo bei den Ölscheichs zum Beschluss, Spitzensportler aller Herren Länder einzukaufen, um bessere Leistungen zu erzielen. Selbst will man sich nach dem Grundsatz „Wozu hat uns Allah so reich gemacht“ nicht zu sehr mit Schulung und Krafttraining abplagen.

Tour de France – Fahren für den Minderheiten-Verfolger

Als erste publikumswirksame Matadore sind im Trikot des Königreichs Bahrain bei der Tour de France und dem Giro d´Italia europäische Radfahrer aufgetaucht, die sich ihrem Kronprinzen Salman bin Hamad bin Isa Al Chalifa zu Ehren und zum Ruhme Allahs abstrampeln. Dass er als sunnitischer Ministerpräsident in der Inselhauptstadt Manama ein grausamer Verfolger der bahrainischen Schiiten-Minderheit ist, hat die US-Sportakademie von Daphne nicht gehindert, ihn mit ihrem Ehrendoktorat auszuzeichnen. Immerhin wurde er ungeachtet der historisch engen Beziehungen zwischen London und Manama ebenso wie sein Vater Hamad, der sich „König“ des winzigen Scheichtums nennt, sowohl von der britischen Kronprinzenhochzeit 2011 wie darauf beim 60. Thronjubiläum Elisabeths II. ausgeladen – was aber die Welt viel weniger zur Kenntnis nahm als jetzt Bahrains vereinzelte Radler im Namen des Korans.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die sich das leisten konnten, haben diesmal für die Tour de France ein ganzes Team zusammengekauft. Ihre Rechnung ging auf: Das Duell des Emirats-Slowenen Tadej Pogacar mit dem schon im Vorjahr siegreichen Dänen Jonas Vingegaard lockte Tag für Tag unzählige Fans vor die Mattscheiben. Vingegaard mit der niederländischen Lotterie „Jumbo“ und der norwegischen Firma „Visma“ als neutralen Sponsoren wurde auch 2023 zum Gesamtsieger gekürt, wozu im gleichen Team der österreichische Bergspezialist Felix Grossschartner beitrug. Pogacar schaffte allerdings für die VAE den zweiten Platz und trug entscheidend zu ihrem wachsenden Ansehen in der Sportwelt bei. Über dieser geht so langsam, aber sicher der islamische Halbmond auf.

Der Werbeeffekt des Fussballs

Den Löwenanteil an diesem Dschihad auf immer mehr Rennstrecken und Rekordarten gewinnt aber auf dem grünen Rasen Saudi-Arabien. Es kann eben allein die im Fussball-Geschäft üblichen Spielerablösen und Gehälter mit Leichtigkeit verkraften. Und der Werbeeffekt für eine totalitär islamische Welt ist beim Soccer am grössten. Der saudische Kronprinz-Alleinherrscher Mohammed bin Salman, genannt immer häufiger einfach MBS, hat daher die Unterwanderung der Fussballszene durch regelrechten Einkauf von Spitzenspielern zu seiner „Chefsache“ gemacht und dafür wie auch für weitere Profi-Disziplinen die milliardenschwere SRJ Sport Investments gegründet. Sie investiert schon in die Schwergewichts-Box-WM, den Ringerverband WWE und in den Motorsport.

Zu den von ihr beglückten Fussball-Stars gehören Ernesto Ronaldo, der für 200 Millionen Dollar zur saudischen Hauptstadt-Mannschaft Al-Nassr wechselte, oder Sandio Mané, der den FC Bayern München nach nur einer Saison Hals über Kopf Richtung Saudi-Arabien verlassen hat. Wie viel er dafür bekommt, ist geheime Verschlusssache. Die Unsumme dürfte sich in Richtung dessen bewegen, was der zurzeit wohl beste Spieler der Welt, Kylian Mbappé, für seinen Wechsel zum ebenfalls in Riad beheimateten „Al-Hilal“ (Der Islamische Mond) erhält: Eine Milliarde Euro, und zwar 300 Millionen Ablöse und 700 Millionen Gehalt! So geht es zu beim „Sportswashing“ mit dem Ziel islamischer Grösse und Weltmacht. Mit der ohnedies schon islamisch angehauchten amerikanischen Produktionsgesellschaft Religion of Sports wird über eine noch viel engere Kooperation verhandelt. Zur altbewährten Filmindustrie Fox – „Fox Tönende Wochenschau“ – haben die Saudis gleichzeitig ihre Beteiligung an diesem weltumspannenden Vorhaben zur Durchsetzung des Islam als „global beste Religion“ ins Auge gefasst.

Lionel Messi, auf dem Rasen ein Auslaufmodell, liess sich hingegen als Werber für den bisher von der Pilgerfahrt nach Mekka abgesehen praktisch inexistenten Saudi-Tourismus engagieren. Sogar im Modegeschäft von Paris, der Frauen Paradies, ist MBS neuestens vertreten. Der Reklame für einen frauenfreundlicheren Islams opfert Saudi-Arabien sein bisheriges Verhüllungstabu. Es hat die erfolgreiche deutsche Trainerin Monika Staab unter Vertrag genommen, um einen saudischen Frauen-Fussball aufzubauen.

Die Mitschuld

Nun heisst es, man könne von Sportlern nicht verlangen, Religionsfreiheit und Menschenrechte im Blick zu haben. Sie machen sich aber so mitschuldig an den Zielsetzungen und der Handlungsweise des Islam-Blocks. Deshalb feiert der „Spiegel“ alle Spieler, Trainer und Vereine, die den blutgetränkten Millionen aus den islamischen Unrechtstaaten trotzen. Die gebe es zum Glück auch noch.