In einem bemerkenswerten Gespräch mit Dennis Prager sprach Jordan B. Peterson, Professor für Psychologie an der University of Toronto, im Juni 2019 über den gegenwärtigen Zustand der Universitäten.

Von Josef Jung, cathwalk.de

Wenn man die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) beiseite nehme, schadeten Universitäten heute mehr als dass sie nützen. Die postmoderne kollektivistische Doktrin sei so toxisch, dass Universitäten mehr schadeten als nützten. Die Debatte, die heute am Campus geführt werde, gehe nicht um Redefreiheit, darum wer reden soll und wer nicht. Die Debatte am Campus gehe darum, ob ein Mensch überhaupt die Fähigkeit habe, vernunftbegabt als Individuum zu kommunizieren oder nicht. Aber die Antwort der postmodernen Kollektivsten sei: „Es gibt kein Individuum.“

Heute werde ein philosophischer oder theologischer Krieg am Campus geführt. Dieser reiche viel tiefer, als wir alle glauben würden: „Die ganze Vorstellung der Realität des Individuums, was auch die Vorstellung ist, dass der Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen ist, das wird angegriffen. Wenn man nicht an die Souveränität des Individuums glaubt, gibt es keine freie Rede. Alles was du bist, ist ein Avatar deiner Gruppen-Interessen. Und wenn ich nicht in deiner Gruppe bin, ist es nicht in meinem Interesse, dass du sprichst. Es gibt nichts, dass wir uns zu sagen hätten. Es gibt dann nichts als Macht. Es ist ein hobbesianischer Albtraum. Gruppe gegen Gruppe. Das ist die postmoderne Lehre.“

Dies sei ein Angriff auf die fundamentalsten Prinzipien, von denen der Westen regiert werde. Darum konzentriert Peterson sich auch auf religiöse Themen in seinen Vorlesungen, denn das Argument gehe den ganzen Weg hinunter bis zu den ersten Prinzipien: „Ist die Vorstellung der Souveränität des Individuums korrekt? Die Antwort des Westens ist, und das ist die grosse Entdeckung des Westens: das ist die fundamentalste Wahrheit. Das ist genau das, was in den Universitäten angegriffen wird. Darum hassen mich die Kollektivisten … Ich weiss, was sie vorhaben.“ Die postmodernen Ideologen würden nicht die Verantwortung schultern wollen, ein souveränes Individuum zu sein. Die Schuld müsse woanders liegen. Dabei sei eine Wahrheit des Westens ganz einfach: „die Dinge wären viel besser, wenn du viel besser wärst.“

Was an den Universitäten beginnt, überträgt sich bald auf die gesamte Gesellschaft. Die grösste Tragik dabei ist, dass der aktuelle Zustand ein komplettes Kontrastprogramm zu dem darstellt, wozu Universitäten eigentlich gedacht sind: als höchste Bildungsstätten unserer Kultur. Die Bildung von Universitäten kann einen mächtiger machen, als alles andere. Besonders die Geiteswissenschaften waren so gedacht. In den Worten Petersons: „Lerne zu denken, lerne zu sprechen, lerne zu lesen, es macht dich zu einer Supermacht.“