Die Entscheidung des New Yorker Verlages Random House, den Roman „The Jewel of Medina“ der Journalistin Sherry Jones nicht zu veröffentlichen, hat eine neue Diskussion über einen „vorauseilenden Gehorsam“ gegenüber dem Islam angestossen, das berichtet das christliche Medienmagazin Pro. „The Jewel of Medina“ handelt von Aisha, der dritten und jüngsten Ehefrau des Propheten Mohammed. Nach islamischer Überlieferung soll Aisha bei der Hochzeit sechs Jahre gewesen sein, beim ersten Geschlechtsverkehr neun Jahre.
Beobachter des Falles sehen in dem Geschehen Parallelen zu der Diskussion um die Aufführung der Oper „Idomeneo“ im November 2006 an der Deutschen Oper in Berlin, so das Magazin weiter. Damals war zuerst eine Absetzung der Oper beschlossen worden – aus Angst vor möglichen islamistischen Reaktionen auf die Schlussszene der Inszenierung, in der die abgeschlagenen Köpfe von Mohammed, Buddha und Jesus auf die Bühne getragen werden. Weil das Landeskriminalamt die tatsächliche Bedrohung als gering einschätzte, wurde Idomeneo letztlich dann doch aufgeführt.

Ähnliches scheint sich nun auf dem amerikanischen Buchmarkt zu wiederholen. Während noch in der vergangenen Woche lediglich von einem Verschieben des Erscheinungsdatums die Rede war, so will der Verlag Random House den Roman nun gar nicht mehr publizieren. Obwohl es keine konkreten Drohungen gegeben hätte, befürchtet Random House, das Buch könne bei einer kleinen radikalen Gruppe Gewaltakte auslösen.

Auslöser der Vertragsauflösung sei dabei die Erklärung einer Professorin für Islamische Geschichte in Austin/Texas, Denise Spellberg. Die Professorin, die selbst Autorin eines Buches über Aisha ist, sollte einen Klappentext für das neu erscheinende Buch schreiben. Sie erklärte, dass „The Jewel of Medina“ eine Kriegserklärung an Moslems sei und die nationale Sicherheit bedrohe. Das Buch sei kontroverser als die „Satanischen Verse“ und die dänischen Cartoons. Laut Welt Online dachte die Professorin, dass es ihre Pflicht als Spezialistin für das Leben von Aisha sei, „der falschen Darstellung zu begegnen, die dieses Buch vom Leben einer sehr realen Frau gibt. Aus demselben professionellen Pflichtgefühl heraus dachte ich, ich müsse die Presse vor dem Potenzial dieses Buches warnen, Ärger unter manchen Muslimen hervorzurufen.“

Random House löste daraufhin den Vertrag mit der Autorin auf, obwohl diese bereits ein Honorar von 100.000 US-Dollar für dieses und ein weiteres Buch erhalten hatte und der Erscheinungstermin kurz bevorstand. Daraufhin begann eine rege Diskussion in den Medien. „Ich habe viele ermutigende E-Mails erhalten“, so Autorin Sherry Jones in ihrem Weblog. Shahed Anamullah, der Chefradakteur einer amerikanischen muslimischen Internetzeitung, meinte, die Entscheidung, das Buch nicht zu verlegen, sei ein Resultat „der Stagnation und der zunehmenden Missverständnisse, die von einem abgewürgten Dialog herrühren“. Und Asra Q. Nomani, ebenfalls Muslimin und Journalistin, schrieb in einem Beitrag für die Washington Post, dass es wohl noch immer nicht möglich sei, über Mohammed zu schreiben. Sie schilderte, dass sich eine Gruppe Namens „Husaini Youths“ im Internet gerühmt habe, eine „Verschwörung der westlichen Medien verhindert zu haben, die unseren geliebten Propheten Mohammed beschämen wollten“. Man habe in den „Fussspuren von Imam Komeini“ gehandelt, heisst es in E-Mails der Gruppierung – der iranische Revolutionsführer hatte den Autor der umstrittenen „Satanischen Verse“, Salman Rushdie, im Jahr 1989 durch eine Fatwa zum Tode verurteilt.