Angesichts von Forderungen und militanten Aktionen sieht sich die Universität Genf in unangemessenem Mass unter Druck gesetzt. Im Interview mit Le Temps vom 16. Mai 2022 erläutert der Genfer Universitätsdirektor Yves Flückiger, wie er die Situation insgesamt einschätzt und warum die Universität gegen randalierende Trans-Aktivisten eine Klage wegen Hausfriedensbruch eingereicht hat.

Universitäten sind zunehmend Schauplätze militanter Aktionen und die Alma Mater in Genf bildet diesbezüglich keine Ausnahme. „Das Recht auf freie Meinungsäusserung wird zunehmend missbraucht“, stellt Universitätsdirektor Yves Flückiger in seiner Stellungnahme gegenüber Le Temps fest. Zum einen fordern muslimische Studenten trotz ablehnendem Bescheid hartnäckig einen Gebetsraum zur Verrichtung ihrer täglichen fünf Gebete, zum anderen behinderten Transaktivisten bereits zwei Mal Veranstaltungen, die sich kritisch mit dem Thema Transsexualität auseinandersetzten. Nachdem bereits am 29. April 2022 die Vorstellung des Buches „La fabrique de l’enfant transgenre“ (Die Transkinder-Fabrik) gestört worden war, stürmten Transaktivisten am 15. Mai 2022 um 18.00 Uhr eine Buchbesprechung des Pariser Autors Eric Marty. Dieser war von der Universität eingeladen worden, sein 2021 erschienenes Werk „Le Sexe des Modernes: Pensée du Neutre et théorie du genre“ („Das Geschlecht der Moderne: Neutrales Denken und Gender-Theorie“) als Beitrag zur aktuellen Transgender-Debatte vorzustellen.

Die Universität Genf ist entschlossen, diese Form von Protesten nicht weiter zu tolerieren und hat rechtliche Schritte gegen die Störenfriede vom 15. Mai eingeleitet. Die undifferenzierte Forderung nach „Buch- oder Vortragsverboten“ und die militante Störung von Vorträgen steht aus der Sicht von Direktor Yves Flückiger „im Widerspruch zur Ethik-Charta der Universität, welche die Bedeutung der freien Meinungsäusserung hervorhebt“.

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