Ein Urteil des obersten Berufungsgerichtes der Türkei sorgt für Aufsehen. Die Richter stellen darin fest: Vergewaltigung in der Ehe ist kein Verbrechen. Sogar wenn ein Ehemann seine Frau tötet, weil sie sich ihm verweigere, sei Strafmilderung wegen „schwerwiegender Provokation” zu berücksichtigen, so die Internetseite Memri laut der Turkish Daily News vom 30. November.
Der türkische Journalist İsmet Berkan schreibt in seiner Kolumne in „Radikal“ dazu: „Unglücklicherweise hat die Entscheidung des Gerichts die Wirkung, Frauen zu verheirateten Sexsklavinnen zu machen. … Jemanden zu sexuellen Handlungen zu zwingen, nennt man “Vergewaltigung”.

Das Gerichtsurteil muss auch im Zusammenhang mit dem wachsenden gesellschaftlichen Einfluss des Islam in der Türkei gesehen werden. Vielerorts in Europa wurde der Wahlerfolg der radikalen Muslime in der Türkei als ein demokratischer Erfolg gefeiert und als ein Schritt der Türkei in Richtung Europa betrachtet. Das genannte Urteil stellt diese Betrachtungen jedoch mehr als in Frage.