Sind der Islam und das Christentum kompatibel? Manche behaupten, dass sie zwei Seiten der gleichen Münze darstellen: man weist darauf hin, dass Allah Gott bedeutet und will die grundsätzliche Gleichheit zwischen den verschiedenen Religionen glaubhaft machen. Die Gebildeteren sprechen von einer „transzendentalen Einheit der Religionen“, gemäss welcher jeder Glaube zum Heil führen würde, weshalb man sich vor einer Ausbreitung des Islams in Europa nicht zu fürchten brauche.
Sind aber Christentum und Islam wirklich so ähnlich? Dieser Frage geht das Heft „Quaderno del Timone“ (Silvia Scaranari: Islam. Elementi per un confronto, I quaderni del Timone) nach und liefert eine Gegenüberstellung. Das Heft ist ein interessanter und präziser Führer durch die Religion Mohammeds. Es wird eingeleitet durch eine synthetische Darstellung der Geschichte des Islams sowie den anthropologischen Hintergrund, geht dann zu einer Parallele zum Christentum über, um schliesslich das Problem der Beziehungen zwischen den beiden Religionen aufzuzeigen.

Das Fazit: Tatsächlich überwiegen bei der Gegenüberstellung die Verschiedenheiten, und nicht die Ähnlichkeiten: Das Konzept von Gott ist unterscheidet sich völlig (einheitlich und unflexibel im Islam, im Christentum der Eine und Dreifaltige Gott voller unendlicher Liebe und als der Logos). Jesus ist im Islam nur ein Prophet und sicher nicht Gottes Sohn, und Maria ist einfach ein Beispiel für eine gute Gläubige.

Ein grundsätzlicher Punkt, der oft vergessen wird, ist, dass der Islam sich nicht einfach als Religion definiert, sondern als die Synthese der Religion: Gesellschaft und Staat. Konsequenterweise trachtet er danach, alle Lebensbereiche dem göttlichen Auftrag zu unterwerfen.

Unter diesen Voraussetzungen, so meint Scaranari, müsse sich der Christ, auch wenn er zum Nächsten positiv eingestellt sein sollte, wer dieser auch immer sei, v.a. vor dem Relativismus hüten („Es gibt so viele Religionen, alle führen gleicherweise zu Gott, deshalb ist es egal, welche man wählt.“) und den Dialog vermeiden, es sei denn, dieser werde folgendermassen angekündigt: Ja, wir wollen den Dialog, dabei wollen wir aber nicht vergessen, dem anderen die Wahrheit zu verkündigen, d.h. Christus. Dies sei die Pflicht des Christen.

Sich nicht als Untergeordnete oder Gläubige des gleichen Gottes zu geben, ist ein unentbehrliches Verhalten, ganz besonders gegenüber Muslimen, die es gewohnt sind, die angebotene Hand als Zeichen der Unterlegenheit zu betrachten.

Quelle: Correspondenza romana No. 1080 (vom 21.02.09)
Übersetzung: Zukunft CH