Ein generelles Tabak-Werbeverbot wird heute von der Mehrheit der Bevölkerung gutgeheissen. Sie wünscht sich damit eine strengere Regulierung als im Entwurf zum neuen Tabakproduktegesetz vorgesehen. Ein umfassendes Verbot ist wichtig, denn Teilverbote führen dazu, dass die Tabakkonzerne die Werbemittel in Bereiche verschieben, in denen Werbung, Sponsoring und Promotion weiterhin erlaubt sind, schreibt die Organisation „Sucht Schweiz“ in einer Medienmitteilung vom 25. August 2015.
Das Bundesamt für Gesundheit hat am gleichen Tag eine repräsentative Studie im Rahmen von Suchtmonitoring Schweiz publiziert. In dieser Studie wurden rund 5000 Personen zu ihrer Meinung bezüglich politischer Massnahmen zur Tabakprävention befragt. Die Mitglieder der Allianz für ein starkes Tabakproduktegesetz freuen sich, dass die zur Suchtprävention nötigen Massnahmen von der Bevölkerung verstanden und unterstützt werden. Und das mit durchgehend steigender Tendenz im Vergleich zur letzten Befragung im Jahr 2012.

53 Prozent der Befragten unterstützen ein generelles Werbeverbot für Tabak. Sucht Schweiz sieht das als ein klares Signal für die Politik: Die Bevölkerung würde bei der Einschränkung der Tabakwerbung damit weiter gehen als der Bundesrat. Im Entwurf des neuen Tabakproduktegesetzes soll nur die Werbung auf Aussenplakaten, in Printmedien sowie im Kino verboten werden. Aktivitäten im Bereich Sponsoring und Verkaufsförderung, einschliesslich jener an den Verkaufsstellen, wären weiterhin weitgehend möglich. Gegner der Werbeeinschränkungen werteten bereits den Gesetzesentwurf als „Bevormundung“ oder gar „libertizid“. Die Bevölkerung scheint dies nicht so zu sehen, im Gegenteil. Auch die befürchtete Umsatzeinbusse der Werbebranche wäre gut zu verkraften, macht die Tabakwerbung doch nur 0,3 Prozent des gesamten Werbeumsatzes aus.

Diese Haltung der Bevölkerung in der aktuellen Studie deckt sich mit den Forderungen, die Mitglieder der Allianz seit längerem stellen würden, so Sucht Schweiz. „Und eigentlich hat die Schweiz bereits im Jahr 2004 die WHO-Rahmenkonvention zur Eindämmung des Tabakgebrauchs unterzeichnet (aber als eines der letzten europäischen Länder noch nicht ratifiziert). Dieses Abkommen beinhaltet: keine Werbung, kein Sponsoring und auch sonst keine Promotionsmassnahmen für Tabakwaren. Studien sind zum Schluss gekommen, dass ein umfassendes Vermarktungsverbot das Rauchen reduzieren kann.“

Dass sämtliche Lebensbereiche frei von Tabakwerbung sind, sei auch nötig, weil die Zigarettenhersteller ihre Promotionsaktivitäten bei Teilverboten in andere Kanäle verlagern und zwar meist dorthin, wo sie sehr junge Menschen erreichten, wie eine Untersuchung des CIPRET (Centre d’information pour la prévention du tabagisme) zeige.

Sucht Schweiz fordert deshalb: „Warum also soll ein Produkt, das stark abhängig macht und allein in der Schweiz pro Jahr 9‘000 Todesopfer fordert, noch mit Werbung gefördert werden dürfen? Die Politik ist nun gefordert, den Willen der Bevölkerung ernst zu nehmen.“

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Zentrale Resultate der Studie
– Ein generelles Werbeverbot für Tabak wird von 53 % der Befragten unterstützt und von 45 % abgelehnt.
– Vergleicht man die Umfragen im 2012 und 2014, so ist die Zustimmung für ein generelles Verbot deutlich grösser geworden (im 2012 sprachen sich noch knapp 48 % dafür aus).

Kennzahlen zum Tabakkonsum in der Schweiz
– Der Raucheranteil liegt heute nach den Ergebnissen von Suchtmonitoring Schweiz bei 25 % der Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren.
– Die Hälfte der Erwachsenen, die gewohnheitsmässig rauchen, stirbt vorzeitig an tabakbedingten Krankheiten. Dies sind in der Schweiz jährlich mehr als 9‘000 Personen.
– 57 % der Rauchenden fangen als Minderjährige mit dem täglichen Tabakkonsum an.
– Im Jahr 2000 entstanden durch das Rauchen materielle Kosten von schätzungsweise 5,5 Milliarden Franken.
– Das Rauchen verschlechtert den allgemeinen Gesundheitszustand. Raucher und Raucherinnen fehlen häufiger und länger am Arbeitsplatz, beanspruchen öfter medizinische Dienste.