In einer Schule im Einwandererviertel Järva, einem Vorort der schwedischen Hauptstadt Stockholm, wird eine Lehrerin von Schülern regelmässig beschimpft und belästigt.

Gegenüber der schwedischen Boulevardzeitung „Expressen“ erklärt die schwedische Lehrerin im Dezember 2022, dass sie oft als „schmutzig“ beschimpft wird. „Mit ‚schmutzig‘ meinen sie, dass ich weiss und christlich bin“, erläutert sie und berichtet zudem, wie die Schüler ihr einmal nach Hause gefolgt seien, weil sie einen von ihnen in der Schule diszipliniert hatte. „Ich habe gehört, wie sie versuchten, durch die Tür zu kommen. Dann kamen etwa 53 SMS mit dem Hinweis, ich solle aufpassen, und es waren auch Bilder von mir dabei“, fügt sie hinzu. Die Lehrerin, die in ihren 60ern ist, überlegt sich nun, eine kugelsichere Weste zu tragen. „Alle andere haben eine. Auch Eltern kommen mit der Weste zu den Versammlungen.“

„No-Go-Zonen“

Im Jahr 2019 bot die schwedische Regierung Lehrern, die in Gebieten wie Järva arbeiten, Bonuszahlungen an, um sie dazu zu bewegen, dort zu bleiben und nicht zu kündigen. Die Gegend ist für häufige Schusswaffengewalt bekannt und gehört zu den „No-Go-Zonen“. Dies bezeichnet gefährliche Gebiete mit hohen Kriminalitätsraten. 2019 deklarierte die schwedische Polizei 60 derartige Areale. Demzufolge können Rettungsdienste wie Feuerwehr und Notärzte diese Bereiche während angespannter Situationen nicht ohne Polizeischutz betreten.

Gewalt in den Schulen nimmt zu

Laut dem Bericht „Håll käften kärring“ der schwedischen Lehrergewerkschaft erlebt jeder zweite Lehrer körperliche Gewalt, in sieben von zehn Situationen verhalten sich Schüler bedrohlich oder aggressiv. In Freizeiteinrichtungen, Vorschul- und Grundschulklassen gehören Drohungen und Gewalt zur Tagesordnung. In den letzten zwei Jahren war fast die Hälfte der Realschullehrer und mehr als jeder fünfte Gymnasiallehrer einer bedrohlichen Situation durch einen Schüler ausgesetzt.