Der Salafismus ist weltweit die dynamischste islamische Bewegung. Seit Wochen beschäftigt sich die Schweiz nun auch mit der radikal-islamischen Gruppe der Salafisten, denn die kostenlose Verteilung des Korans im Rahmen des Projektes „Lies“ erregte eine mediale Aufmerksamkeit für eine hartnäckige Islamisierungsarbeit. Ist der Salafismus in der Schweiz angekommen? Ist er die neue Islamisierungsform der Schweiz?
Der Begriff Salafismus ist vom arabischen Wort „Salafiyya“ abgeleitet. Die Silbe „Salaf“ bedeutet Vorgänger der ersten drei Generationen der Muslime, welche die Sahaba (Gefährten des Propheten Muhammed), Tabi’un (Generation nach der Sahaba) und die Tabi’Al-Tabi’un (Generation nach den Tabi’un) waren. Muhammed sagte: „Die beste Menschheit ist meine Generation, dann die, die danach kommen, dann die, die danach kommen wird…“ 1 Die Endung „iyya“ entspricht u.a. dem deutschen „heit“. Man kann den Begriff als „Orientierung an den frommen Altvorderen“ übersetzen. Damit ist gemeint, dass der Islam so verstanden werden muss, wie die rechtschaffenen muslimischen Vorfahren ihn damals verstanden hatten. Gute Muslime (Salafisten) befragen konsequent nur den Koran und die Sunna (die zweite Quelle des islamischen Rechts: alles, was Mohammed gesagt, getan oder stillschweigend geduldet hat) und akzeptieren mit voller Überzeugung die Lösungen, die auf ihren Anweisungen beruhen. Sie behaupten, sie wären die einzigen, welche auf dem rechtschaffenen Weg seien. Grundlage dafür ist die Überlieferung: „Die Juden spalten sich in 71 Sekten, die Christen spalten sich in 72 Sekten, meine Umma (Gemeinschaft/Nation) wird sich in 73 Sekten spalten, von denen alle in der Hölle sein werden, ausser eine.“ Es wird gefragt: „Wer sind sie, O Gesandter Allahs?“ Er antwortet: „Die, die den gleichen Weg befolgen, auf dem ich und meine Gefährten heute beruhen.“ Und er sagt: „Eine Gruppe meiner Umma wird immer der Wahrheit folgen und siegreich sein, und sie werden durch die, die sie im Stich lassen oder sich ihnen entgegensetzen, nicht zu Schaden kommen, bis der Befehl Allahs ergeht und sie wie diese sind…“ 2

Der Salafismus begann einmal als reformistische Strömung des Islam und hat seine Wurzeln im saudi-arabischen Wahhabismus, welcher auf den Gelehrten Muhammad Ibn Abdalwahhab (1703–1792) zurückgeht. Dieser ging im 18. Jahrhundert ein Bündnis mit dem Stammesführer der Arabischen Halbinsel Muhammad Ibn Saud ein, das noch heute Saudi- Arabien regiert. Die von ihm geschriebenen Bücher gelten bis heute als Grundlage für das Fach „Aqida“ im Studium der Islamwissenschaften (Aqida bezieht sich auf jene Angelegenheit, an die man in Herz und Gemüt mit Gewissheit und Überzeugung glaubt). Er vertritt die Forderung nach Koran und Sunna als den alleinigen Grundlagen gesellschaftlicher Ordnung sowie der Reinigung des Islam von späteren „Neuerungen“.

Salafismus: eine Bedrohung für die Schweiz?

Salafisten vertreten einen rückwärtsgewandten und gewaltbereiten Islam und streben einen Gottesstaat an. Sie lehnen westliche Demokratien ab und sehen eine „islamische Ordnung“ mit islamischer Rechtsprechung (Scharia) als einzig legitime Staats- und Gesellschaftsform an. Im Koran steht: „Wer nicht nach dem waltet, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen.“ 3 Zu diesem Vers schrieb Abdul Rahman Bin Hammad Al- Omar, Professor für Theologie in der saudi-arabischen Universität in Riyadh: „Die Rechtsprechung und Gesetzgebung sind Allahs Vorrechte. Dies ist ein wichtiger Bestandteil des Monotheismus. Niemand besitzt das Recht, ein Gesetz in Kraft zu setzen, das den Gesetzen Allahs widerspricht. Ein Muslim sollte weder anhand von Gesetzen regieren oder richten, die sich von Allahs Gesetzen unterscheiden, noch sollte er seine Zustimmung zu einem Gerichtsurteil oder einer Regierung geben, die auf Gesetzen aufgebaut ist, die denen von Allah widersprechen. Gemäss dem Islam besitzt niemand das Recht zu verbieten, was Allah erlaubt hat, noch darf man für erlaubt erklären, was Allah verboten hat. Wer eine solche Tat absichtlich tut, ist ein Ungläubiger“. 4

Der deutsche Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hält die muslimische Glaubensbewegung der Salafisten in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ für eine Keimzelle des islamischen Terrors in Deutschland. „Die Salafisten liefern die ideologische Basis für viele, die dann gewalttätig werden. Es gilt der Satz: Nicht jeder Salaffst ist ein Terrorist, aber fast jeder islamische Terrorist hat einen irgendwie gearteten salafistischen Bezug“. Salafisten gelten unter Experten als besonders radikale Islam-Strömung und stehen im Fokus des Verfassungsschutzes.

Wie arbeiten Salafisten?

Pierre Vogel ist ein ehemaliger Boxer aus dem deutschen Rheinland. 2001 ist er zum Islam übergetreten. In einem in Disentis am 28. März 2010 gedrehten Video mit dem Titel: „Video Dawa in der Alpen“ 5 schaut er auf mehrere Häuser in seiner Umgebung und sagt: „Wir müssen gucken, dass wir in jedes Haus hier den Islam hineintreten“. Dann fügt er voller Überzeugung hinzu: „In der Zukunft werden wir das schaffen.“ Das war 18 Monate nach der Gründung des Islamischen Zentralrat Schweiz (IZRS), welcher laut einer Position der FDP im April 2010 als „Arm des deutschen Predigers Pierre Vogel“ gilt.

Mit Ibrahim Abou-Nagie, Initiator der Koranverteilaktion im deutschsprachigen Raum, will Vogel mit anderen Organisationen den deutschsprachigen Raum erobern. Schon seit längerem verbreiten sogenannte „Islam-Infostände“ europaweit Schriften, in denen für die salafstische Ideologie geworben wird. Als Unterstützungen reisen Islamisten aus Deutschland regelmässig in die Schweiz ein. Die verteilte Literatur in der Schweiz ist dieselbe wie in Deutschland und Österreich. Die Finanzierung der Korane und islamischen Literatur erfolgt von Organisationen aus Saudi-Arabien, Qatar und Ägypten wie „World Organization For Presenting Islam“, „Islamic-invitation“ und „Awaidah Building King Abdul Aziz Road“. Im deutschsprachigen Raum wird das ganze vom Netzwerk der weltweit verstreuten deutschsprachigen Salafisten (DWIH) koordiniert. Gemäss niedersächsischem Verfassungsschutz seien in der Vergangenheit Geldströme von der Arabischen Halbinsel an das salafistische Netzwerk in Deutschland geflossen. Auch der IZRS bestätigte im Jahr 2010, dass er von Saudi-Arabien unterstützt wird 6. Dazu werden in den arabischen Medien die Salafisten in Europa als Verfolgte dargestellt. So gewinnen sie mehr Sympathisanten und Spender. Um ihre Propaganda zu verbreiten, arbeiten sie professionell und sind technisch auf dem neuesten Stand. Das Internet, wo sie sich immer wieder als Vertreter aller Muslime präsentieren, bietet ihnen die adäquate Plattform dafür. Der IZRS plant auch einen islamischen Internetfernsehsender, um seine Ideologie in der Schweiz zu verbreiten.

Welche Schweiz wollen wir?

Rund 36‘481 Muslime mit schweizer Staatsbürgerschaft leben in der Schweiz. Davon ist etwa die Hälfte in der Schweiz geboren. Bei ihnen handelt es sich um Kinder muslimischer Schweizer, aber auch um Konvertierte 7. Der Salafismus bietet besonders Orientierung für Jugendliche ohne Zukunftsperspektiven, Identität und Anerkennung und stellt sich als ein moralisch hochstehendes System dar, das auch die Probleme des alltäglichen Lebens lösen kann, wenn man sich an die Vorschriften hält. Er bietet gerade auch für sich nicht zugehörig fühlende Ausländer ein vereinfachtes Weltbild, ohne sich mit komplexen Interpretationen auseinanderzusetzen. Salafismus lehnt Integration von Muslimen ab. Abou-Nagie sagt in einem Videobotschaft an die jungen Muslime: „Sie haben Pläne geschmiedet, um euch hier zu integrieren, aus euch Kuffar

[Ungläubige] zu machen.“ 8

Das Phänomen wird zu wenig ernst genommen. Die Schweizer Muslime fordern, dass der Islam den christlichen Landeskirchen gleichgestellt wird. In einer Zeit, in der das praktizierte Christentum, das Teil unserer Geschichte, Tradition und Identität ist, abnimmt, tritt der Islam immer lautstarker und intoleranter in dieses Vakuum. Eine gefährliche Entwicklung. Es ist Zeit, dass der Islam und damit der Salafismus als allumfassendes Herrschafts- und Ordnungssystem verstanden werden. Wir brauchen dringend ein Frühwarnsystem. Eine Strategie gegen eine zunehmende Radikalisierung Jugendlicher ist hier gefragt. Der Staat muss dafür sorgen, dass in der Öffentlichkeit und in Schulen und Jugendeinrichtungen für den Salafismus sensibilisiert wird. Auch Lehrer, Sporttrainer und Imame sollen weitergebildet werden, damit sie so früh wie möglich radikale Ansichten bei Jugendlichen erkennen können.

M. Hikmat hält auch Vorträge zum Thema Islam. Wenn Sie ihn gerne für einen Vortrag zu einem Anlass, in Ihre Gemeinde oder Ihren Hauskreis einladen wollen, melden Sie sich bei: Zukunft CH, Tel. 052 268 65 00 oder über das Kontaktformular

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1 Al-Buharyy, salafften Buchhaltung, Nr. 2651
2 Al-Albani, Silsilatu-Ahaadith-Sahiha, Buchhandlung Tauffqia, Nr. 203 3 Sure 5, 44
4 Abdul Rahman Bin Hammad Al- Omar: „Die Religion der Wahrheit“, S. 62
5 http://www.youtube.com/watch?v=qBF2Q7khz5
6 http://www.wahlen.ch/new/index.php?sid=599b56fe818faaa8951d50b4e3e8f010amp;item=./links&&lang=FR&item=./news/detail&NewsID=37453
7 Eidgenössische Kommission für Migrationsfragen, S. 18
8 http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/155107/index.html

M. Hikmat