Die Zahl weiblicher Genitalverstümmelungen (FGM) in Deutschland ist in den letzten drei Jahren stark gestiegen. Laut Pressemitteilung des Bundesfamilienministeriums vom 29. Juni 2020 hätten aktuell knapp 68’000 Frauen und Mädchen eine Genitalverstümmelung erlitten. Im Vergleich zu 2017 ist das ein Anstieg um 44 Prozent.

Die meisten betroffenen Frauen stammen aus Somalia, Eritrea, Ägypten, Nigeria und Indonesien. Familienministerin Dr. Franziska Giffey nannte die Klitorisverstümmelung eine „Menschenrechtsverletzung und archaische Straftat“. „Unser Ziel im Bundesfamilienministerium ist es, dass keine weiblichen Genitalverstümmelungen mehr in Deutschland stattfinden. Wir wollen Mädchen und junge Frauen davor schützen und ihnen Hilfe anbieten“, so Giffey.

Auch bei Minderjährigen liegen die Zahlen laut Ministerium „erschreckend hoch“. Zwischen 2’814 und 14’878 Mädchen seien bedroht (zu 2017 ein Anstieg um bis zu 162 Prozent). Mädchen aus Somalia, Eritrea, Ägypten, Nigeria und dem Irak seien besonders in Gefahr. Der starke Anstieg der Zahlen sei auf die stärkere Zuwanderung aus Herkunftsstaaten, in denen Genitalverstümmelung praktiziert werde, zurückzuführen.

In der Schweiz sind rund 15’000 Frauen und Mädchen betroffen oder bedroht, schätzt das Bundesamt für Gesundheit. Seit 2012 gibt es hier einen expliziten Strafartikel zu FGM. Demnach macht sich strafbar, „wer die Genitalien einer weiblichen Person verstümmelt, in ihrer natürlichen Funktion erheblich und dauerhaft beeinträchtigt oder in anderer Weise schädigt.“