Das Fasten im Ramadan gehört zu den fünf Säulen des Islam und ist ein bedeutendes Element dieser Religion. Während des Fastenmonats verzichten Muslime von der Morgendämmerung bis zur Abenddämmerung auf Essen, Trinken und Geschlechtsverkehr. Auch immer mehr Kinder und Jugendliche entscheiden sich, den Ramadan mitzumachen, obwohl sie eigentlich gar nicht müssen. Für Lehrkräfte und Schulen stellt dies eine Herausforderung dar.

Kommentar des Monats von M. Hikmat

Ramadan ist immer im neunten Monat des islamischen Kalenders und dauert zwischen 29 und 30 Tage. Dieses Jahr findet er vom 23. März bis zum 21. April 2023 statt. Der Ramadan verschiebt sich jährlich, da er keinen festen Zeitpunkt im Jahr hat. Das hat damit zu tun, dass der islamische Kalender nach dem Mond ausgerichtet ist und somit kürzer als der Sonnenkalender ist.

Lehrkräfte überfordert

Ausnahmen gibt es im Fastenmonat nur wenige. Während ihrer Menstruation dürfen Frauen z.B. das Fasten unterbrechen und die verpassten Tage später nachholen. Kinder und Jugendliche, die die Geschlechtsreife noch nicht erreicht haben, sind hingegen von der Fastenpflicht ganz befreit. Doch immer mehr Schüler entscheiden sich inzwischen, den Ramadan einzuhalten, obwohl sie eigentlich gar nicht müssen. Teils werden sie von ihren Eltern ermutigt zu fasten oder berichten, dass sie in der Schule gemobbt werden, wenn sie den Ramadan nicht mitmachen.

Zwischen den Fastenden kann es sogar zu einer Art Konkurrenz und Wettbewerb kommen, wer länger durchhält. Dann klagen Kinder über Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme. Jedes Jahr wird in den Medien von Schülern berichtet, die im Unterricht umkippen. Für Lehrkräfte und Schulen stellt dies eine besondere Herausforderung dar.

Sonderregeln für muslimische Schüler?

Sonderregeln für fastende Schüler haben in den letzten Jahren in der Schweiz deutlich zugenommen. So gibt es auf kantonaler Ebene beispielsweise eine Handreichung in Form von Empfehlungen und Hinweisen für Lehrpersonen und Schulbehörden zum Umgang mit religiöser und kultureller Vielfalt. Darin enthalten sind ganze Kapitel voller Empfehlungen für den Umgang mit fastenden Schülern. So heisst es im Leitfaden der Direktion für Erziehung, Kultur und Sport des Kantons Freiburg: „Rücksichtnahme auf Schülerinnen und Schüler während des Fastenmonats Ramadan. Diese können bei Bedarf von bestimmten Turnübungen befreit werden“.

Die gleiche Empfehlung ist auch in der Broschüre „Richtlinien für die Kommunikation und den Umgang mit Fragen zur Religion“ des Volkschulamts des Kantons Solothurn zu lesen: „Auf muslimische Schülerinnen und Schüler, die im Ramadan fasten, soll während dieser Zeit Rücksicht genommen werden, zum Beispiel bei anstrengenden körperlichen Betätigungen.“ Ein weiteres Beispiel zeigt sich im Kanton Luzern: „Bei besonders anstrengenden sportlichen Tätigkeiten ist bei jenen Jugendlichen Rücksicht geboten, die Fastenzeiten konsequent einhalten“, heisst es in der Umsetzungshilfe für Schulleitungen und Lehrer mit dem Titel „Schule und Religion: Organisatorische und rechtliche Fragen“.

Das zeigt: Anstatt die Gefahr des Fastens für Kinder zu thematisieren, wird es in unseren Schulen immer mehr gefördert. Fasten ist für Kinder nicht nur ungesund, sondern kann auch problematische Auswirkungen auf ihre körperliche und geistige Gesundheit haben. Kinder brauchen eine ausgewogene Ernährung, um sich körperlich und geistig optimal zu entwickeln. Darüber hinaus können Kinder, die fasten, Schwierigkeiten haben, sich auf ihre Schulaufgaben und andere Aktivitäten zu konzentrieren. Dies liegt daran, dass ihr Gehirn nicht genügend Energie erhält, um optimal zu funktionieren. Kinder- und Jugendärzte warnen bereits seit Jahren vor den Auswirkungen und raten dringend davon ab, Kinder fasten zu lassen. Diesen Ratschlägen sollte an unseren Schulen dringend gefolgt werden.

 

Mehr zum Thema Ramadan im Artikel: Adidas macht Werbung für Ramadan

Mehr zu den fünf Säulen im Islam und anderen Grundbegriffen in unserer Broschüre „Kleines Islamlexikon: die 50 wichtigsten Begriffe aus dem Islam“ von Heinz Gstrein, Orientalist. Kostenfrei bestellbar bei Zukunft CH: Bestellformular